Orthopädie und Unfallmedizin


Hüfte und Oberschenkel

[Ober-]Schenkelhalsbruch

[Ober-]Schenkelhalsbruch (Schenkelhalsfraktur, collare Femurfraktur): Bruch des Schenkelhalses, der Verbindung zwischen Hüftkopf und Schaft des Oberschenkelknochens. Zu den körpernahen Oberschenkelbrüchen zählen außerdem Brüche in Höhe der Rollhügel (pertrochantäre Femurfrakturen) und knapp unterhalb der Rollhügel (subtrochantäre Femurfrakturen).

Es ist der häufigste Knochenbruch bei älteren Menschen, in Deutschland trifft es jedes Jahr 1 % der über 65-Jährigen. Die eigentlichen Ursachen der Brüche sind meistens Stürze zu Hause, fast immer ist eine Osteoporose der wichtigste Begleitfaktor. In seltenen Fällen kann ein Bruch auch schleichend, d. h. ganz ohne Sturz, oder im Rahmen einer Krebsmetastase im Knochen auftreten. Behandelt wird fast immer operativ, die Ergebnisse reichen von weitgehender Beschwerdefreiheit bis zur Gehunfähigkeit. Jüngere Menschen erleiden Schenkelhalsbrüche dagegen fast ausschließlich im Rahmen von schweren Unfällen, meist mit sehr guten Heilungsaussichten.

Leitbeschwerden

  • Starke Schmerzen in Leistengegend, Hüfte und/oder oberem Oberschenkel nach einem Sturz, aber auch ohne jede erkennbare Ursache
  • Gehen oder Stehen meist nicht möglich
  • Beinanheben im Liegen schmerzhaft
  • Verkürzung und Drehung des Beins nach außen (sichtbar im Liegen)
  • Selten Blutergüsse und Schwellungen über dem Hüftgelenk.

Wann zum Arzt

Sofort den hausärztlichen Notdienst oder Hausarzt rufen bei starken Schmerzen in Leiste und Oberschenkel, die Gehen oder Stehen unmöglich machen.

Die Erkrankung

Der Verletzungsmechanismus ist fast immer eine direkte Gewalteinwirkung am körpernahen Oberschenkel. Bei jungen Menschen ist der Knochen sehr stabil. Bei ihnen ist, damit es zum Bruch kommt, eine große Krafteinwirkung notwendig, z. B. im Zusammenhang mit einem Unfall. Bei älteren Menschen dagegen ist der Knochen durch den altersbedingten Knochenschwund (Osteopenie) geschwächt, so dass banale Stürze auf die Hüfte schwere Brüche zur Folge haben können. Vor allem bei älteren Frauen ist dieser Knochenschwund krankhaft ausgeprägt (= Osteoporose), deshalb sind sie viel häufiger als Männer von derartigen Brüchen betroffen. Selten führt eine krebsbedingte Knochenzerstörung zu einem Bruch am körpernahen Oberschenkel (pathologische Fraktur).

Die Einteilung der Schenkelhalsbrüche erfolgt einerseits nach dem Ort des Bruchs in kopfnahe, mediale Brüche und kopfferne, laterale Brüche, andererseits nach dem Verlauf der Bruchlinie (steil/flach). Bei pertrochantären Frakturen liegt der Bruch im Bereich der Rollhügel, bei subtrochantären knapp unterhalb derselben. Eine weitere, für die Behandlung wichtige Einteilung unterscheidet instabile Brüche von stabilen, eingestauchten Brüchen. Stabile Brüche verursachen oft nur geringe oder untypische Beschwerden, z. B. im Bereich des Knies, und lassen sich manchmal konservativ behandeln. Dagegen führen instabile Brüche immer zu starken Leistenschmerzen, die bei jedem Bewegungs- oder Belastungsversuch zunehmen. Ohne operative Behandlung verurteilen sie den Betroffenen zur dauerhaften Bettlägerigkeit.

Doch auch mit Operation ist ein körpernaher Oberschenkelbruch eine schwere und komplikationsreiche Verletzung. Das liegt daran, dass die betroffenen Menschen meistens älter und oft schon vor der Verletzung geschwächt sind. Operationskomplikationen sind Infektionen, Gefäß- und Nervenverletzungen, Nicht-Heilen des Bruches und - bei hüftnahmen Operationen gefürchtet - die Thrombosen und Lungenembolien. Hüftnekrosen drohen insbesondere bei medialen Schenkelhalsfrakturen.

Das macht der Arzt

Diagnosesicherung. Die Diagnose ergibt sich aus der klinischen Untersuchung und wird durch Röntgenaufnahmen gesichert. Nur in seltenen Fällen ist ein CT oder Kernspin erforderlich.

Konservative Therapie. Eine konservative Behandlung kommt für die eher seltenen stabilen Brüche in Frage. Dabei dürfen die Patienten von Beginn an mit Gehstützen aufstehen, erhalten bei Bedarf Schmerzmittel und dürfen je nach Einschätzung der Ärzte teilweise oder voll belasten. Die Bruchheilung benötigt 2-3 Monate. Manchmal kommt es vor, dass ein anfangs stabiler Bruch in einen instabilen übergeht, etwa wenn eingestauchte Knochen-Fragmente von einander abrutschen. Der Betroffene spürt stärkere Schmerzen und kann das Bein plötzlich nicht mehr belasten. Dann ist wie bei allen anderen instabilen Frakturen eine Operation nötig.

Operative Therapie. Die Operation hat immer zwei Ziele: Zum einen, dem Patienten das sofortige Wiederaufstehen zu ermöglichen, das Bein mindestens teilweise belastbar zu machen und damit die Bettlägerigkeit abzukürzen. Zum anderen, soweit sinnvoll, das eigene Hüftgelenk zu erhalten. Widersprechen sich beide Ziele, dann ist abzuwägen, welches der beiden Vorrang hat. Bei Patienten unter 65 Jahren hat die Erhaltung des Hüftgelenks eher Priorität - hier lohnt eine aufwendige Nachbehandlung mit länger dauernder Stockentlastung.  

Umgekehrt können alte und kranke Patienten häufig nicht konsequent an Stöcken, Gehböcken oder Gehwagen entlasten, weil ihnen die nötige Kraft in den Armen, die Koordination oder - z. B. bei einer Demenz - die Einsicht dazu fehlt. Dann hat eine intensive Nachbehandlung mit wochenlangen Einschränkungen keinen Sinn, und die Ärzte empfehlen einen sofortigen (Teil-)Ersatz des Hüftgelenks. Damit ist meistens eine Belastung schon wenige Tage nach der Operation möglich. Nur in besonders komplizierten Fällen kommt es vor, dass eine Belastungsstabilität auch durch eine Operation nicht erreicht wird. Dann ist eine längere Zeit im Bett und im Rollstuhl mit der Gefahr verbunden, dass der Betroffene währenddessen so viel Muskel- und Lebenskraft einbüßt, dass er auch nach Ausheilen des Bruches nicht mehr selbständig gehen kann.

Mediale Schenkelhalsfrakturen sind ein Sonderfall: Hier reißen manchmal die Blutgefäße, die den Hüftkopf ernähren. Der Kopf stirbt daraufhin ab. Auch wenn die Blutgefäße den Bruch unbeschadet überstehen, bildet sich mitunter ein Bluterguss im Gelenk, der die Blutversorgung des Hüftkopfes abdrückt. Um das Hüftgelenk zu retten, muss der Arzt in so einem Fall notfallmäßig innerhalb von 6 Stunden operieren. Wird der Hüftkopf anschließend normal durchblutet, kann der Bruch heilen und das Hüftgelenk bleibt erhalten. Stirbt der Kopf ab, heilt der Bruch nicht, und der Arzt muss 6-24 Monate nach der ersten OP ein künstliches Hüftgelenk einsetzen - auch bei jungen Betroffenen. 

Als Operationstechniken sind heute gebräuchlich:

  • Verschrauben des Bruchs mit drei Schrauben, nur möglich bei – in der Regel jüngeren – Patienten mit festem Knochen
  • Verplatten und Verschrauben des Bruchs mit einer speziellen Kombination aus Platte und Schrauben (DHS, dynamische Hüftschraube) bei lateralen Schenkelhalsbrüchen und pertrochantären Frakturen
  • Einbringen eines speziellen Nagels in den Markraum des Oberschenkelschafts und einer zugehörigen kräftigen Verbindungsschraube in Oberschenkelhals und -kopf (PFN, proximaler Femurnagel, Gamma-Nagel) bei lateralen Schenkelhalsbrüchen sowie per- und subtrochantären Frakturen
  • Ersatz des Schenkelhalses durch eine Hüft-Totalendoprothese oder durch eine Hemiendoprothese, dies ist bei fast allen Brucharten möglich.

Ältere Patienten (ab 65 Jahren) erhalten meist einen Gelenkersatz, da das Hüftgelenk in der Regel bereits Verschleißerscheinungen zeigt und ein Erhalt deshalb keine Vorteile bringt.

Nachbehandlung. Nach der Operation gewährleistet oft ein kurzer Aufenthalt auf der Intensivstation eine gute Überwachung von betagten Patienten und somit einen möglichst komplikationslosen Verlauf. Sehr bald beginnt Krankengymnastik, um die durch die Operation geschwächte Muskulatur zu kräftigen und die Gelenke zu bewegen. Auch elektrische Motorschienen leisten hier gute Dienste. In der Regel ist es dem Patienten bereits am 2. Tag nach der Operation erlaubt, aufzustehen und erste Gehversuche zu unternehmen. Bei Verschraubungen und zementfreiem Gelenkersatz ist hierbei zunächst nur eine Teilbelastung der operierten Hüfte erlaubt.

Meist schließt sich nach der Entlassung aus dem Krankenhaus eine Anschlussheilbehandlung (AHB) oder eine intensive physiotherapeutische Behandlung (erweiterte ambulante Physiotherapie) an. Unterschiedliche Übungen, zum Teil an Geräten, trainieren die Muskulatur und die Koordination der Bewegungen. Diese Nachbehandlung ist ganz entscheidend für das Endergebnis.

Trotz all dieser Maßnahmen bleibt bei ~ 25 % der älteren Patienten die Gehfähigkeit so stark eingeschränkt, dass ihnen auch mit einer Gehhilfe, z. B. einem Rollator (fahrbares Gehgestell), ein eigenständiges Leben nicht mehr möglich ist. Der überwiegende Teil der Patienten erreicht jedoch eine Mobilität, die zumindest ausreichend ist, um den Alltag zu bewältigen. Jüngere Verletzte werden wieder ohne Einschränkungen beruflich und sportlich voll belastbar.

Vorsorge

Die entscheidenden Vorsorgemaßnahmen gelten dem wichtigsten Risikofaktor – der Osteoporose. Ältere Menschen mit Osteoporose ziehen sich Schenkelhalsbrüche oft schon bei häuslichen Stürzen zu. Um die Verletzungsgefahr abzumildern, stehen spezielle Hüftprotektoren zur Verfügung – der Körperform angepasste Polster, die sich in spezielle Hosen einschieben lassen. Sie senken bei sturzgefährdeten Patienten das Risiko eines Bruchs um bis zu 50 %. Um die Unfallgefahr zu minimieren, ist es außerdem wichtig, möglichst alle Stolperfallen zu beseitigen und notwendige Sehhilfen anzupassen.

Komplementärmedizin

Zur Linderung der Schmerzen sowie zur Unterstützung des Heilungsprozesses kommen bei Schenkelhals- bzw. Oberschenkelbrüchen als komplementärmedizinische Maßnahmen v. a. Magnettherapie, Homöopathie und Akupunktur infrage.

Weiterführende Informationen

  • www.leitlinien.net – Stichwortsuche Schenkelhalsfraktur: Ärztliche Leitlinien zu Diagnostik und Therapie der medialen Schenkelhals- und der Femurfraktur.
  • C. Koesling; U. Stiegler: Hüftgelenkersatz. Selbstständigkeit und Sicherheit im Alltag. Schulz-Kirchner, 2007. Praktische Tipps für ein Leben nach der Operation.

Azetabulumfraktur

Häufigkeit: 1

Azetabulumfraktur: Knochenbruch im Bereich der Gelenkpfanne des Hüftgelenks. Typische Ursache sind Autounfälle, bei denen das Knie an das Armaturenbrett prallt und dadurch der Oberschenkelknochen in die Gelenkpfanne "gerammt" wird. Die meist erforderliche operative Versorgung gehört zu den komplizierten Eingriffen in der Unfallchirurgie. Häufig bleiben Stufen im Gelenk zurück, 3/4 der Betroffenen entwickeln deshalb langfristig eine Hüftgelenksarthrose. Bei alten Patient*innen macht meist der Einsatz einer Hüfttotalendoprothese (Hüft-TEP) Sinn.

Hinweis: Die Azetabulumfraktur ist eine spezielle Form des Beckenbruchs. Mehr zum Thema unter Beckenringbruch.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Starke Schmerzen im Bereich von Hüfte und Oberschenkel
  • Schwellungen und Blutergüsse
  • Verkürztes und/oder fehlgestelltes Bein auf der betroffenen Seite
  • Bei der Anprallverletzung häufig Begleitverletzung des Knies.

Wann in die Arztpraxis

Sofort den Notarzt/Rettungsdienst rufen bei

  • oben genannten Beschwerden im Rahmen eines Verkehrsunfalls oder eines häuslichen Sturzes.

Die Erkrankung

Rechtes und linkes Hüftbein bestehen jeweils aus drei Anteilen, dem Darmbein, dem Sitzbein und dem Schambein. Diese drei Teile verschmelzen bis zur Pubertät zum eigentlichen Hüftbein. Dort, wo sich die drei Knochen treffen, liegt die Hüftgelenkspfanne und bildet gemeinsam mit dem Kopf des Oberschenkelknochens das Hüftgelenk.

Ursachen

Die Hüftgelenkspfanne kann durch direkte und indirekte Gewalteinwirkung brechen. Häufiger (indirekter) Unfallmechanismus ist die Anprallverletzung im Rahmen schwerer Autounfälle, wobei der Oberschenkelkopf in die Pfanne hineingeschoben wird und diese dadurch bricht. Bei alten Menschen mit verminderter Knochendichte ist eine solche indirekte Verletzung bereits durch einen einfachen Sturz auf das Knie möglich.

Auch direkte Gewalt wie ein Schlag auf den seitlich gelegenen Knochenvorsprung des Oberschenkels (Trochanter major oder Großer Rollhügel) kann zu einem Bruch der Gelenkpfanne führen.

Eingeteilt werden Azetabulumfrakturen danach, wo der Knochen gebrochen ist und ob ein einfacher oder ein kombinierter Bruch mit mehreren Bruchlinien vorliegt.

Komplikationen

Im Rahmen einer Anprallverletzung kommt es häufig zusätzlich zu einer Verletzung der Kniescheibe. Ebenso wird die Azetabulumfraktur oft vom Bruch des Hüftkopfs oder einer Hüftgelenksverrenkung begleitet. Auch die Schädigung des Ischiasnervs ist möglich.

Diagnosesicherung

Schwerverletzte kommen meist als erstes in den Schock- oder Reanimationsraum. Dort prüft man, ob eine unmittelbare Lebensgefahr (z. B. durch schwere Blutungen und Schock) besteht und versorgt als erstes lebensgefährliche Begleitverletzungen.

Körperliche Untersuchung. Bei der körperlichen Untersuchung achtet die Ärzt*in auf äußere Verletzungen, sichtbare Fehlstellung oder Beinlängenverkürzung. Wenn möglich, werden Gang und Stand sowie die Beweglichkeit der Beine untersucht. Im Liegen prüft die Ärzt*in vorsichtig den Druckschmerz am Becken, vor allem über dem Großen Rollhügel und in der Leiste. Typisch ist auch ein starker Schmerz beim (vorsichtigen!) Stauchen des Beins in Richtung Becken.

Durch eine neurologische Untersuchung lassen sich eventuelle Nervenschädigungen erkennen. Hinweise auf eine Schädigung des Ischiasnervs sind starke, in das Bein ziehende Schmerzen, eine Schwächung oder Lähmung der Oberschenkelmuskulatur oder die Unmöglichkeit, die Fußspitze anzuheben oder die Zehen zu strecken. Ein verletzter Femoralnerv zeigt sich darin, dass die Beugung im Hüftgelenk erschwert oder unmöglich ist.

Bildgebende Verfahren. Röntgenaufnahme des Beckens, als Übersicht und in mehreren Ebenen, sichern den Verdacht auf eine Azetabulumfraktur. In der Regel wird auch ein CT durchgeführt, da hier die Gelenkpfanne besonders gut dargestellt werden kann. Je nach Komplexität des Bruchs kommen auch 3D-Darstellungen zum Einsatz.

Differenzialdiagnosen. Ein verkürztes Bein kann auch Zeichen einer Hüftgelenksverrenkung oder eines Oberschenkelhalsbruches sein.

Behandlung

Konservativ

Eine konservative Behandlung der Azetabulumfraktur kommt nur infrage, wenn

  • das Gelenk stabil ist und der Oberschenkelkopf richtig in der Pfanne liegt
  • die Bruchstücke nicht verschoben sind
  • eine Operation aufgrund des Zustands der Patient*in nicht ratsam ist.

Die konservative Behandlung läuft meist folgendermaßen ab:

  • Bettruhe unter adäquater Schmerztherapie mit nicht-opioiden Schmerzmitteln wie Diclofenac (z. B. Voltaren® oder Diclac®) oder Metamizol (wie z. B. Novalgin®), bei stärkeren Schmerzen auch mit niedrig-potenten Opioiden wie Tramadol (z. B. Tramal®) oder hochpotenten Opioiden wie Oxycodon (z. B. Oxygesic®)
  • Physikalische und medikamentöse Thromboseprophylaxe mit Stützstrümpfen (als Kompressionstherapie) und/oder Heparinspritzen
  • Frühfunktionelle Behandlung, sobald die Patient*in dazu in der Lage ist. Das heißt, dass das Gelenk im Rahmen der Physiotherapie schon früh zunächst ohne, später unter Teilbelastung mobilisiert wird
  • Vollbelastung nach etwa 12 Wochen möglich
  • Mehrfache Röntgenkontrollen während der gesamten Ausheilungsphase.

In seltenen Fällen (zum Beispiel bei komplizierten Brüchen, aber zu hohem Operationsrisiko) stellen die Ärzt*innen die Hüfte auch für 3 bis 6 Wochen mit einer Extensionstherapie ruhig. Dabei liegt die Patient*in auf dem Rücken. Ein außen in den Unter- oder Oberschenkel eingeführter Nagel wird mit einem Spanner verbunden und das betroffene Bein dadurch gestreckt. Währenddessen erfolgt, soweit unter der Streckung möglich, eine passive Physiotherapie. Diese Behandlung wird sehr selten angewendet, weil durch die lange Ruhigstellung Wundliegen, Harnwegs- und Lungeninfektionen sowie der Abbau von Muskeln und Knochengewebe drohen.

Operativ

Liegt eine begleitende Hüftgelenksausrenkung vor, wird die Hüfte unter Zug und Drehung – meist in Kurznarkose auf dem Röntgentisch – wieder eingerenkt und das Ergebnis mit einer Röntgenaufnahme kontrolliert.

Gelingt das geschlossene Einrenken nicht, müssen die Ärzt*innen die Verletzung sofort offen operieren, um das Risiko für eine Schädigung von Nerven oder Gefäßen zu verringern. Weitere Gründe für eine sofortige Notfalloperation sind ein schon vorliegender Nervenschaden sowie ein offener Bruch.

Ansonsten erfolgt die operative Versorgung einer Azetabulumfraktur möglichst innerhalb der nächsten 3 bis 5 Tage. Wird mit der Operation zu lange gewartet, ist das Endergebnis häufig schlechter.

Die Wiederherstellung einer gebrochenen Hüftgelenkspfanne gehört zu den besonders anspruchsvollen Aufgaben in der Unfallchirurgie und dauert häufig viele Stunden. Bei Jüngeren versucht man in der Regel, die Knochen mit Schrauben und Drähten wieder zu fixieren und das Hüftgelenk zu erhalten. Alte Patient*innen erhalten häufig eine Hüftendoprothese, dies kann im gleichen Eingriff oder in einer späteren Operation erfolgen.

Nach der Operation bekommt die Patient*in eine geeignete Schmerztherapie mit Opioiden und/oder Nicht-Opioiden (siehe oben) sowie für 6 Wochen eine Thromboseprophylaxe. Bettruhe ist für etwa 2 Tage angesagt, danach beginnt die vorsichtige Teilbelastung für mindestens 6 Wochen. Am 1. Tag nach der Operation sowie 3 Monate lang alle 4 Wochen wird der Heilungsprozess mit Röntgenbildern kontrolliert.

Behandlungskomplikationen

Während der Operation können benachbarte Strukturen, vor allem Nerven und Gefäße, geschädigt werden, außerdem droht die Infektion der Wunde. Nach der Operation ist das Risiko für eine tiefe Beinvenenthrombose sowie nachfolgende Lungenembolie erhöht (ebenso wie durch das lange Ruhigstellen bei konservativer Therapie).

Langfristig kann es vor allem bei der konservativen Therapie zu einer dauerhaften Beinverkürzung oder zum Absterben des Oberschenkelkopfes (Hüftkopfnekrose) kommen. Eine spätere Hüftgelenksarthrose ist sowohl nach konservativer als auch nach operativer Behandlung häufig.

Prognose

Die Prognose hängt davon ab, ob die Gelenkfläche wieder stufenfrei hergestellt werden kann. Da dies selten gelingt, entwickeln etwa 3 von 4 operierten Patient*innen langfristig eine Hüftgelenksarthrose.

Ihre Apotheke empfiehlt

Prävention

Stürze vermeiden. Ältere Menschen sind besonders von Stürzen bedroht, sei es aufgrund einer Fehlsichtigkeit, einem vermindertem Gleichgewichtsgefühl oder durch krankheitsbedingte Einschränkung ihrer Beweglichkeit. Deshalb ist es wichtig, ihre Sturzgefahr zu ermitteln und nötigenfalls ihre Stabilität zu verbessern. Dazu dienen Gehstöcke, Dreibeinstöcke und Rollatoren. Gymnastik, Gleichgewichtsübungen und Bewegungstraining helfen, Körper und Reaktionsfähigkeit fit zu halten.

Stolperfallen ausmerzen. Vor allem bei älteren Menschen sind Wohnung und nähere Umgebung gründlich auf mögliche Stolperfallen wie Teppiche oder herumliegende Kabel zu untersuchen diese zu entfernen.

Hüftprotektoren. Bei hoher Sturzgefahr können Hüftprotektoren helfen. Dies sind Hosen, in denen seitlich über dem Hüftknochen Schutzpolster eingenäht sind. Diese Polster können eventuelle Stürze abmildern.

Osteoporose behandeln. Um eine größtmögliche Knochenstabilität zu erhalten ist es wichtig, eine vorliegende Osteoporose zu behandeln.

Beckenringbruch

Häufigkeit: 2

Beckenringbruch (Beckenringfraktur, Beckenbruch): Bruch eines oder mehrerer Knochen, die den Beckenring bilden. Für Beckenringbrüche gibt es zwei Häufigkeitsgipfel: 20- bis 30-Jährige brechen sich das Becken vor allem bei Verkehrsunfällen oder Stürzen aus großer Höhe. Bei Menschen über 60 genügen aufgrund der verminderten Knochendichte bereits einfache Stürze im häuslichen Umfeld. Typische Beschwerden sind Schmerzen im Becken, Bewegungseinschränkungen und die Schonhaltung des Beins. Bei Schwerverletzten ist der Beckenringbruch oft Teil einer Mehrfachverletzung (Polytrauma).

Beckenringbrüche werden in der Klinik versorgt. Stabile Brüche können häufig konservativ mit Bettruhe und Physiotherapie behandelt werden, sie heilen dann – vor allem bei jungen Patient*innen – meist folgenfrei aus. Instabile Brüche erfordern eine Operation, um das Becken wieder zu stabilisieren. Je nach Ausmaß des Bruchs und eventueller Begleitverletzungen wie z. B. Nervenschädigungen können langfristige Folgen wie eine erektile Dysfunktion oder eine Harninkontinenz zurückbleiben.

Beckenringbrüche sind vor allem für alte Menschen gefährlich. Bis zu 27 % versterben daran. Auch die Gehfähigkeit lässt sich häufig nicht mehr komplett wiederherstellen.

Hinweis: Bei einem Beckenbruch im Bereich der Gelenkpfanne des Hüftgelenks (Acetabulum) spricht man von einer Acetabulumfraktur (mehr dazu siehe dort).

Symptome und Leitbeschwerden

  • Schmerzen in der Leiste, am Kreuzbein, über der Hüfte und/oder am Gesäß
  • Schmerzen bei Bewegung oder bei Stauchung des Beines
  • Erschwerte Bewegung im Hüftgelenk
  • Schief stehendes Becken, unterschiedliche Länge der Beine
  • Blutergüsse am Genital oder am Damm, Blut im Urin
  • Begleitverletzungen, vor allem im Rahmen eines Polytraumas.

Wann in die Arztpraxis

Sofort den Notarzt/Rettungsdienst rufen bei

  • einem Verkehrsunfall oder Sturz aus großer Höhe
  • oben genannten Beschwerden nach einem häuslichen Sturz.

Die Erkrankung

Der Beckenring besteht aus den beiden Hüftbeinen und dem untersten Teil der Wirbelsäule, dem Kreuzbein. Die Knochen sind ringförmig angeordnet: hinten sind rechtes und linkes Hüftbein jeweils über die sehr straffen Kreuz-Darmbein-Gelenke (Iliosakralgelenke) mit der Wirbelsäule verbunden. Dieser Bereich wird auch "hinterer Beckenring" genannt. Im vorderen Beckenring (also vorne) stoßen die beiden Hüftbeine in der sogenannten Symphysenfuge aneinander.

Die Hüftbeine bestehen jeweils aus drei Anteilen, dem Darmbein, dem Sitzbein und dem Schambein. Diese drei Teile verschmelzen bis zur Pubertät zum eigentlichen Hüftbein. Dort, wo sich die drei Knochen treffen, liegt die Hüftgelenkspfanne und bildet gemeinsam mit dem Kopf des Oberschenkelknochens das Hüftgelenk.

Der Beckenring ist sehr stabil, er sorgt für einen sicheren Stand und ermöglicht dem Menschen die aufrechte Haltung und das Gehen. Außerdem schützt er die Organe, die im Becken liegen, wie z. B. Harnblase und Enddarm sowie die Prostata beim Mann und die Eierstöcke und die Gebärmutter bei der Frau.

Einteilung der Beckenringbrüche. Je nach Verletzungsgrad und Stabilität des Beckens werden drei Formen unterschieden:

  • Typ A: intakter Beckenring, stabiles Becken. Beispiele sind Beckenrandverletzungen oder der Abriss eines Knochenanteils.
  • Typ B: partielle Unterbrechung des Beckenrings. Bei der Sprengung der vorderen Verbindung der beiden Hüftbeine (Open-Book-Verletzung) ist das Becken noch stabil. Bei einseitigen Brüchen ist das Becken vertikal stabil, in der waagrechten Ebene instabil.
  • Typ C: komplette Unterbrechung des Beckenrings. Diese Verletzungen sind komplett instabil und die Kraftüberleitung zum Oberschenkel ist unterbrochen.

Ist eine verminderte Knochendichte verantwortlich für die Fraktur, wird sie nach der Fragility Fractures of the Pelvis (FFP)-Klassifikation beurteilt. Als (meist) stabil und deshalb konservativ behandelbar gelten die isolierte vordere Beckenringfraktur (FFP-I) und die nicht verschobene Fraktur des hinteren Beckenrings (FFP-II). FFP-III- und FFP-IV-Brüche sind verschobene Brüche und deshalb meist instabil. In diesem Fall sollte operiert werden.

Ursachen und Risikofaktoren

Damit ein gesundes Kreuz- oder Hüftbein bricht, muss es einer erheblichen Gewalteinwirkung ausgesetzt sein. Typische Ursachen sind deshalb Stürze aus großer Höhe oder Verkehrsunfälle. Davon betroffen sind vor allem junge Menschen zwischen 20 und 30 Jahren, häufig kommt es dabei zu instabilen Brüchen (siehe unten).

Bei alten Menschen mit verminderter Knochendichte reicht für einen Bruch des Beckenringes oft schon ein einfacher häuslicher Sturz aus dem Stand. Beckenringbrüche sind bei alten Menschen gefürchtet. Bis zu 27 % der Betroffenen versterben daran, häufig bleiben Mobilitätsstörungen und eine verminderte Selbstständigkeit zurück.

Klinik

Die Beschwerden beim Beckenringbruch hängen davon ab, ob das Becken noch stabil (Typ A) oder ob es instabil ist, d. h. sich die Bruchteile in der Quer- oder Längsachse verschieben können. Bei stabilen Beckenringbrüchen sind Schmerzen und Bewegungseinschränkungen oft nur gering. Instabile Beckenringbrüche zeigen sich meist mit starken Schmerzen im Bereich der Hüfte, der Leiste, an der Lende oder am Kreuzbein. Der Schmerz zieht manchmal auch als Lumboischialgie von der Lendenwirbelsäule bis in die Beine. Oft können die Betroffenen nicht mehr Gehen oder Stehen. Manchmal lässt sich aufgrund der verschobenen Knochen schon von außen erkennen, dass das Becken schief ist. Je nach Ort und Ausmaß der Verletzung kommt es auch zu Schwellungen und Blutergüssen, z. B. an den Schamlippen, am Hoden oder am Damm.

Komplikationen

Der Beckenringbruch ist bei Hochrasanzunfällen (z. B. Motorrad- oder Autounfällen, Sturz aus großer Höhe) oft Teil eines Polytraumas, bei dem die Patient*innen weitere Verletzungen aufweisen. Dazu gehört nicht nur die Verletzung von Gefäßen oder inneren Organen im Bereich des Beckens, z. B. von Harnblase oder Darm. Oft liegen gleichzeitig auch ein Schädel-Hirn-Trauma oder Brustkorb- und Lungenverletzungen vor. Innere Blutungen sind eine häufige, schwerwiegende Komplikation, bei schweren Blutverlusten droht der Schock.

Diagnosesicherung

Schwerverletzte kommen zunächst in den Schock- oder Reanimationsraum. Dort prüft man, ob eine unmittelbare Lebensgefahr (z. B. durch schwere Blutungen und Schock) besteht, transfundiert Blut oder beginnt mit der Versorgung lebensgefährlicher Begleitverletzungen. Die für den Transport angelegte stabilisierende Beckenzwinge (oder ein stattdessen angelegter Beckengurt) verbleibt während dieser Maßnahmen an der Patient*in, manchmal wird sie auch durch eine andere Haltevorrichtung ersetzt.

Körperliche Untersuchung. Bei der körperlichen Untersuchung achtet die Ärzt*in auf äußere Verletzungen und prüft die Stabilität des Beckens. Dazu wird vorsichtig auf die Beckenschaufeln und das Schambein gedrückt und versucht, die Knochen gegeneinander zu verschieben. Wichtige Hinweise sind zudem Druck- und Stauchungsschmerzen.

Durch eine orientierende neurologische Untersuchung lassen sich eventuelle Begleitverletzungen von Nerven erkennen. Dabei werden an Beinen und Hüften die Reflexe, die Berührungsempfindlichkeit und, wenn möglich, die willkürliche Bewegung und die Kraft geprüft. Das Tasten der Fußpulse zeigt, ob die Durchblutung der Beine in Ordnung ist. Ein nicht tastbarer Fußpuls ist beispielsweise ein Hinweis auf eine verletzte Beinarterie. Die Untersuchung des Enddarms mit dem Finger gibt Auskunft über Verletzungen im Becken: Blut am Fingerling ist ein Hinweis auf Verletzung des Enddarms. Lässt sich die Prostata verschieben, könnte die Harnröhre abgerissen sein.

Bildgebende Verfahren. Je nach Ausmaß der Verletzung kommen verschiedene Aufnahmen und Untersuchungen infrage, häufig werden diese auch kombiniert.

  • Röntgenaufnahme des Beckens, als Übersicht und in mehreren Ebenen
  • CT-Aufnahmen vor allem bei Verdacht auf Verletzungen des hinteren Beckenringes, bei Patient*innen mit Mehrfachverletzungen auch kontrastmittelgestützt
  • Notfall-Ultraschalluntersuchung (e-FAST, extended Focused Assessment with Sonography for Trauma) zum Auffinden von inneren Blutungen in Körperhöhlen (Bauchraum, Pleurahöhle oder Herzbeutel), kombiniert mit einer Untersuchung des Brustkorbs, um einen Pneumothorax nicht zu übersehen
  • Selten ein MRT, vor allem bei Kindern, um sie keiner Strahlenbelastung auszusetzen oder wenn der Bruch im CT nicht gut zu sehen ist
  • Messung der Knochendichte (bei alten Patienten mit "banalen" Stürzen)
  • Urografie, d. h. eine Röntgenkontrastuntersuchung der ableitenden Harnwege bei Verdacht auf Verletzung von Blase, Harnröhre oder Harnleiter.

Differenzialdiagnosen. Beckenprellungen können ähnlich schmerzhaft sein wie Beckenringbrüche. Auszuschließen ist vor allem bei älteren Patient*innen auch die Arthrose.

Behandlung

Konservativ

Die meisten Beckenringbrüche vom Typ A lassen sich konservativ behandeln. Das gilt nicht, wenn Knochenteile stark verschoben sind – diese Beckenringbrüche werden operativ versorgt. Ebenfalls konservativ behandelt werden stabile Typ-B-Brüche wie beispielsweise Open-Book-Verletzungen, bei denen die Symphyse nicht mehr als 1–2 cm auseinanderklafft.

Die konservative Behandlung beinhaltet:

  • Schmerztherapie, z. B. mit nicht-opioiden Schmerzmitteln wie Diclofenac (z. B. Voltaren® oder Diclac®) oder Metamizol (wie z. B. Novalgin®), bei stärkeren Schmerzen auch niedrig-potente Opioide wie Tramadol (z. B. Tramal®) oder hochpotente Opioide wie Oxycodon (z. B. Oxygesic®).
  • Physikalische und medikamentöse Thromboseprophylaxe mit komprimierenden Strümpfen und/oder Heparinspritzen
  • Lymphdrainage zur Behandlung eines Lymphödems
  • Sehr frühe Physiotherapie, zunächst mit passiven Übungen, später kommen Anspannungs- und aktive Übungen dazu
  • Möglichst frühe Mobilisierung mit Gehwagen oder Unterarmgehstützen
  • Vollbelastung ist nach etwa 12 Wochen wieder möglich.

Operativ

Typ-C-Brüche, stark verschobene Typ-A-Brüche und instabile Typ-B-Brüche behandelt die Unfallchirurg*in operativ. Um das Becken wieder zu stabilisieren, werden die Knochenbruchstücke mit Schrauben oder Platten fixiert, manchmal verwendet die Operateur*in dazu auch Zement. Bei sehr starker Verletzung von Weichteilen werden die Knochen auch durch einen Fixateur externe von außen fixiert.

Nach der Operation bekommt die Patient*in eine geeignete Schmerztherapie mit Opioiden oder Nicht-Opioiden sowie für mehrere Wochen eine Thromboseprophylaxe (siehe oben, konservative Therapie). Wie bei der konservativen Behandlung erfolgt auch hier eine frühe Mobilisierung: zunächst mit passiven Übungen, bei denen die Physiotherapeut*in die Gelenke der Patient*in bewegt, dann mit Anspannungsübungen. Wann das Training mit Gehwagen oder Unterarmgehstützen beginnt, hängt von der Art des Bruches ab und wird von der Operateur*in bestimmt. Bis zur 16. Woche nach Operation ist meist Rehasport angesagt, ab dem 5. Monat sind Ausdauersportarten wie Laufen, Radfahren und Schwimmen wieder erlaubt.

Prognose

Typ-A-Brüche heilen unter einer konservativen Behandlung meist folgenlos aus. Bei instabilen Beckenringbrüchen hängen die Heilungserfolge vom Ausmaß des Bruchs und von eventuellen Begleitverletzungen ab. Wurden Nerven geschädigt, bleiben manchmal langfristige Folgen wie Erektionsstörungen oder eine Harninkontinenz zurück.

Ihre Apotheke empfiehlt

Übungen nach dem Beckenringbruch

Ob und wie Sie nach Ihrem Beckenbruch trainieren können, müssen Sie mit der behandelnden Ärzt*in oder Physiotherapeut*in besprechen. Beispiele für mögliche Übungen sind:

  • Beckenboden kräftigen: Legen Sie sich auf den Rücken, Arme und Beine sind entspannt. Spannen Sie nun die Beckenbodenmuskulatur so an, als wollten Sie ihren Harn- und Stuhldrang unterdrücken. Halten Sie die Spannung für etwa 15 Sekunden. 3 Wiederholungen.
  • Becken dehnen. Legen Sie sich auf den Rücken und stellen Sie die Füße nahe am Gesäß auf. Heben Sie das Becken nach oben. Wirbelsäule und Oberschenkel sollen dabei eine möglichst gerade Linie bilden. Spüren Sie die Dehnung im Becken, halten Sie die Position einige Sekunden. 3 Wiederholungen.

Prävention

Stürze vermeiden. Ältere Menschen sind oft von Stürzen bedroht, sei es aufgrund einer Fehlsichtigkeit, einem verminderten Gleichgewichtsgefühl oder durch krankheitsbedingte Einschränkung ihrer Beweglichkeit. Deshalb ist es wichtig, ihre Sturzgefahr zu ermitteln und nötigenfalls ihre Stabilität zu verbessern. Dazu dienen Gehstöcke, Dreibeinstöcke und Rollatoren. Gymnastik, Gleichgewichtsübungen und Bewegungstraining helfen, den Körper und die Reaktionsfähigkeit fit zu halten.

Stolperfallen ausmerzen. Vor allem bei älteren Menschen sind Wohnung und nähere Umgebung gründlich auf mögliche Stolperfallen wie Teppiche oder herumliegende Kabel zu untersuchen diese zu entfernen.

Hüftprotektoren. Bei hoher Sturzgefahr können Hüftprotektoren helfen. Dies sind Hosen, in denen seitlich über dem Hüftknochen Schutzpolster eingenäht sind. Diese Polster können eventuelle Stürze abmildern.

Osteoporose behandeln. Um eine größtmögliche Knochenstabilität zu erhalten ist es wichtig, eine vorliegende Osteoporose zu behandeln.

Beckenschiefstand

Häufigkeit: 4

Beckenschiefstand: Fehlstellung, bei der das Becken im Stehen nicht waagrecht steht, sondern dauerhaft zur Seite gekippt ist. Die Ursachen sind häufig funktionell, z. B. durch Fehlhaltungen und Muskelverspannungen. Dem strukturellen Beckenschiefstand liegt eine echte Beinlängendifferenz zugrunde, sie ist anlagebedingt oder entsteht beispielsweise durch falsch verheilte Knochenbrüche. Eine leichte Schiefstellung des Beckens ist sehr häufig und meist nicht mit Problemen verbunden. Bei ausgeprägterem Beckenschiefstand kann es zu zahlreichen Beschwerden kommen, die von Zähneknirschen über Hüft- und Fußschmerzen bis hin zu starken Rückenschmerzen reichen.

Ein funktioneller Beckenschiefstand wird vor allem mit Physiotherapie behandelt. Bei einer echten Beinlängendifferenz helfen Absatz- oder Schuhsohlenerhöhung. Längenunterschiede von 3 cm machen eine operative Beinverlängerung erforderlich.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Rückenschmerzen, Kreuzschmerzen
  • Schmerzen in Schultern und Nacken
  • Schmerzen in Knie und Fuß
  • Schmerzen im Gesäß, Leistenschmerzen
  • Schmerzen im Becken.

Wann in die Arztpraxis

Demnächst, wenn

  • dauerhaft oder immer wieder oben genannte Schmerzen ohne erkennbare Ursache auftauchen.

Die Erkrankung

Das Becken besteht aus den beiden Hüftbeinen und dem Kreuzbein. Die Knochen sind ringförmig angeordnet: hinten sind rechtes und linkes Hüftbein jeweils über die sehr straffen Kreuz-Darmbein-Gelenke (Iliosakralgelenke) mit der Wirbelsäule verbunden, vorne stoßen die Hüftbeine in der sogenannten Symphysenfuge aneinander. Die Hüftgelenkspfanne bildet gemeinsam mit dem Kopf des Oberschenkelknochens das Hüftgelenk.

Das Becken ist sehr stabil, es sorgt für einen sicheren Stand und ermöglicht dem Menschen die aufrechte Haltung und das Gehen. Um das Gewicht des Körpers zu tragen und die Kraft gleichmäßig zu verteilen, muss das Becken annähernd waagrecht stehen. Eine leichte Schiefe können Wirbelsäule, Beine und Füße gut ausgleichen. Bei ausgeprägter Schiefe kommt es zu Schmerzen aufgrund der Fehlhaltung und der Fehlbelastung von Gelenken, Sehnen, Bändern und Muskeln.

Häufigkeit und Ursachen

Fast zwei Drittel aller Erwachsenen haben einen Beckenschiefstand. In den meisten Fällen ist dieser leicht und beträgt nicht mehr als etwa 1 cm. Bei schwereren Beckenschiefständen sind Männer fast doppelt so häufig betroffen wie Frauen.

In vielen Fällen stecken funktionelle Ursachen hinter einem Beckenschiefstand. Dazu gehören beispielsweise einseitige Verspannungen der Muskulatur rund um das Becken wie z. B. der Gesäßmuskeln oder der Muskulatur im Lendenwirbelsäulenbereich. Zu solchen Verspannungen kommt es durch Fehlhaltungen, sehr langes Sitzen oder allgemein Bewegungsmangel. Auch eine angeborene Wirbelsäulenverkrümmung (Skoliose) kann durch die daraus entstehende Fehlhaltung der Wirbelsäule zu einem funktionellen Beckenschiefstand führen (und vice versa: bei nicht behandeltem, ausgeprägtem Beckenschiefstand droht durch den Versuch der Wirbelsäule, die Schiefe auszugleichen, eine sekundäre Skoliose).

Typische strukturelle Ursache eines Beckenschiefstands ist die "echte" Beinlängendifferenz. Echt deshalb, weil das Bein tatsächlich kürzer ist und nicht nur durch ein funktionell schiefstehendes Becken höher steht. Eine geringe Beinlängendifferenz kann der Körper ausgleichen. Ist ein Bein jedoch mehr als etwa 6 mm kürzer, kommt es zu Fehlbelastungen und Schmerzen. Ursachen für eine echte Beinlängendifferenz sind

  • genetische Veranlagung
  • Schädigung von Wachstumszonen (z. B. im Kniebereich) und dadurch Hemmung des Knochenwachstums
  • Gefäßtumoren, die ein Mehrwachstum in Wachstumszonen auslösen und dadurch einen Knochen länger wachsen lassen
  • schlecht verheilte Knochenbrüche
  • Prothesenlockerung nach Hüft-TEP durch Einsinken des Schafts in den Markraum des Oberschenkelknochens
  • Arthrose in Fuß-, Knie- oder Hüftgelenk.

Klinik

Ein schiefes Becken führt zu Fehlhaltungen und Fehlbelastungen, die an der gesamten Wirbelsäule und an den Beinen Schmerzen verursachen können. Oft strahlen die Schmerzen auch aus, zum Beispiel in die Gesäßmuskulatur, in die Leiste oder in den Unterleib.

Komplikationen

Durch die dauerhafte Fehlbelastung anderer Knochen und Gelenke droht die Entwicklung von Skoliose, Hüftgelenksarthrose und Kniegelenksarthrose. Durch die Fehlhaltung der Wirbelsäule werden zudem Bandscheibenvorfälle begünstigt.

Diagnosesicherung

Körperliche Untersuchung. Hierbei untersucht die Orthopäd*in zunächst Wirbelsäule und Becken auf Verkrümmungen und Asymmetrien sowohl im Stehen als auch weit vorneüber gebeugt. Bei Verdacht auf eine Beinlängendifferenz werden die Beine ausgemessen.

Bildgebende Verfahren wie das Röntgen lassen vor allem knöcherne Ursachen für einen Beckenschiefstand erkennen, z. B. eine Skoliose, Arthrosen oder ungleiche Beinknochen. Manche Orthopäd*innen bieten auch die 3D Wirbelsäulenmessung an, bei der sich Statik und Haltung von Becken und Wirbelsäule ohne Röntgenstrahlung ermitteln lassen. Dazu projiziert man Licht auf den Rücken, aus dem ein Computer ein dreidimensionales Bild errechnet. Die Kosten für diese Analyse werden von den gesetzlichen Krankenkassen meist nicht übernommen.

Differenzialdiagnosen. Die Beckenschiefe kann durch die Fehlbelastung anderer Knochen und Gelenke Schmerzen von den Zähnen bis zu den Füßen auslösen. Dementsprechend vielfältig sind die auszuschließenden Diagnosen. Beispiele sind die Hüftgelenksarthrose, der Bandscheibenvorfall oder Blockaden im Kreuz-Darmbein-Gelenk. Bei Schmerzen in Unterbauch und Becken ist auch an Erkrankungen der Harnblase, des Darms oder der inneren Geschlechtsorgane zu denken.

Behandlung

Eine Behandlung ist nur erforderlich, wenn der Beckenschiefstand Probleme bereitet oder wenn die Schiefe so ausgeprägt ist, dass eine Verkrümmung der Wirbelsäule droht. Die Art der Therapie richtet sich nach der Ursache.

Funktioneller Beckenschiefstand

Liegt der Beckenschiefe eine fehlhaltungsbedingte Verspannung oder Verkürzung der Muskulatur zugrunde, hilft die gezielte Physiotherapie. Dabei gilt es, die verspannten Muskeln zu lockern und zu dehnen und die verkümmerten Muskeln der Gegenseite zu trainieren. Ziel ist es, die Fehlhaltung zu beseitigen, den Körper aufzurichten und das Becken dadurch wieder in die Waagrechte zu bringen.

Manchmal kommt es durch Verspannungen auch zu einer mechanischen Blockade des Kreuz-Darmbein-Gelenks. Hier lässt sich das Gelenk häufig durch spezielle Handgriffe der manuellen Therapie wieder richten.

Ist es durch eine Skoliose zu Fehlhaltung und Beckenschiefe gekommen, steht die Behandlung der Wirbelsäulenverkrümmung im Zentrum (mehr dazu siehe Skoliose).

Struktureller Beckenschiefstand

Je nach Ursache und Ausmaß gibt es hier konservative und operative Therapiemöglichkeiten.

Konservative Behandlung. Bei einer Beinlängendifferenz bis zu 1 cm verordnet die Ärzt*in oft orthopädische Schuheinlagen. Nach Anpassung sind Sitz und Nutzen der Einlagen regelmäßig zu kontrollieren. Bei einer Beinlängendifferenz von 1 bis 3 cm ist die Erhöhung des gesamten Schuhs oder des Schuhabsatzes ratsam. Auch hier ist regelmäßig zu prüfen, ob die Maßnahme zum Erfolg führt und nicht etwa eine neue Fehlhaltung provoziert. Größere Differenzen lassen sich durch Einlagen und höhere Absätze nicht mehr behandeln, da die Gefahr des Umknickens zu hoch ist.

Operative Behandlung. Ab einer Beinlängendifferenz von etwa 3 cm kommt eine operative Beinverlängerung infrage. Dabei wird der betroffene Oberschenkel und/oder Unterschenkel durchtrennt. In dieser künstlich geschaffenen Wachstumsfuge wächst nun Knochensubstanz nach und füllt den Spalt. Durch permanenten Zug am Knochen lässt sich die Breite des Spaltes und damit die Menge an neuem Knochen einstellen und so das Bein auf die gewünschte Länge bringen. Der nötige Zug entsteht zum Beispiel mit einem in die Knochen eingebrachten Marknagel, der durch magnetische Impulse von außen langsam teleskopartig ausgefahren wird. Der Spezialnagel wird nach der Beinverlängerung in einem zweiten Eingriff wieder entfernt. Bei der traditionellen Methode kommt der Zug durch einen Knochenspanner (Fixateur externe) zustande, der an von außen in den Knochen eingeführten Drähten und Schrauben befestigt ist.

In beiden Fällen dauert die Behandlung mehrere Monate. Komplikationen sind Infektionen, unvorhergesehener oder ausbleibender Wachstumsverlauf, Knochenbrüche und Thrombosen.

Aufgrund der möglichen Komplikationen und der langen Behandlungsdauer empfehlen manche Ärzt*innen bei Beinlängendifferenz, das längere Bein zu verkürzen. Das zieht allerdings eine Verringerung der Körpergröße nach sich. Operationskomplikationen wie Thrombose oder Infektion sind etwas seltener als bei der Beinverlängerungsoperation, aber ebenfalls möglich.

Prognose

Wie gut sich ein schiefes Becken wieder in die Waagrechte bringen lässt, hängt von der Ursache und der Methode ab. Unbehandelt drohen bei ausgeprägtem Beckenschiefstand Arthrosen und Skoliose.

Ihre Apotheke empfiehlt

Physiotherapie. Bei funktionellem Beckenschiefstand ist es wichtig, die in der Physiotherapie gezeigten Übungen regelmäßig nachzuturnen. Hier zwei Beispiele für das Dehnen und Kräftigen der Hüftmuskulatur:

  • Dehnung im Vierfüßlerstand:
    • In den Vierfüßlerstand gehen, die Knie sind etwa 90° gebeugt, der Unterschenkel liegt locker am Boden.
    • Knie langsam auseinanderführen und Fußsohlen zusammenbringen (wie ein Frosch). Die Unterschenkel drehen sich dabei leicht nach innen.
    • Ganz langsam Becken, Leiste und Gesäß (nicht den Bauch!) herunterhängen lassen bzw. herunterdrücken. Auf diese Weise ist in Hüfte und Oberschenkel schon ein Ziehen zu spüren.
    • Mit jedem Ausatmen langsam tiefer in die Dehnung gehen. Beide Knie 30 Sekunden fest in den Boden drücken, dann wieder entspannen. Weiter Leiste und Becken durchhängen lassen.
    • Mehrfach wiederholen.
    • Vorsichtig die Übung beenden.
  • Dehnung im Stehen: Im Stehen dehnt man die Strukturen des Beckens, indem man ein Bein nach hinten anwinkelt, den Fuß mit der Hand festhält und das Becken nach vorne schiebt.
  • Kräftigung des kürzeren und schwächeren Beins: Hierfür begibt man sich zwischendurch einfach immer wieder in den Einbeinstand, d. h., man stellt sich auf das kürzere Bein und zieht das andere an.

Vorbeugung

Rumpfmuskeln trainieren. Kräftigen Sie Ihre Bauch- und Rückenmuskulatur! Eine starke Rumpfmuskulatur und eine gute Körperhaltung begünstigen auch die korrekte Lage des Beckens.

Richtiges Sitzen. Vermeiden Sie langes Sitzen in einer Stellung und Fehlhaltungen am Schreibtisch. Stehen Sie regelmäßig auf, recken und strecken Sie sich und flechten Sie immer wieder kleine Bewegungsübungen ein. Sorgen Sie für einen ergonomischen Bürostuhl, wenn Sie viel am Schreibtisch sitzen. Alternativen sind Sitzbälle, Knie- oder Wackelstühle.

Entspannungsübungen und Yoga. Lernen Sie Entspannungsübungen wie die Progressive Muskelrelaxation nach Jacobsen oder Autogenes Training. Auch Yoga hilft, den Körper zu entspannen und in die richtige Balance zu bringen.

Schwimmen. Ein günstiger Sport ist das Brustschwimmen, denn dabei kommen Becken und Hüfte gleichmäßig in Bewegung.

Coxa vara und Coxa valga

Coxa vara und Coxa valga: Angeborene oder erworbene Fehlstellung vom Oberschenkelhals zum Oberschenkelschaft (veränderter Schenkelhalswinkel). Bei der Coxa vara liegt der Winkel unter 120°, bei der Coxa valga über 140°. Dazwischen liegt die normale Variationsbreite. Nur extreme Varianten sind krankhaft; sie entstehen meist im Kindesalter, z. B. als Folge von Fehlbildungen, wie Hüftdysplasie, Vitamin-D-Mangel (Rachitis), Lähmungen oder Hüftkopfgleiten. Die Störung bleibt oft unbemerkt, manchmal bildet sich jedoch ein watschelnder Gang aus und es kommt zu ziehenden Schmerzen im Hüftbereich. Langfristig droht ein vorzeitiger Gelenkverschleiß. Eine operative Korrektur ist möglich, aber selten erforderlich.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Eventuell Hinken oder, wenn beide Seiten betroffen sind, watschelnder Gang
  • Rasche Ermüdbarkeit beim Gehen
  • Selten Schmerzen in der Leiste oder an der Außenseite der Hüfte bei Belastung.

Wann in die Arztpraxis

Demnächst, wenn

  • oben genannte Beschwerden auftreten.

Die Erkrankung

Die Stellung des Schenkelhalses zum Oberschenkelschaft ist wichtig für die korrekte mechanische Belastung des Hüftgelenks. Gemessen wird diese Stellung mithilfe des Schenkelhals- oder Centrum-Collum-Diaphysen-Winkels (CCD). Dieser ist definiert als Schnittpunkt der Geraden durch den Schenkelhals und der Oberschenkelachse. Der Winkel ändert sich im Verlauf des Lebens: Während das Neugeborene noch mit einem steilen Winkel von etwa 150° auf die Welt kommt, flacht dieser bis zum Erwachsenenalter auf etwa 120° ab. Im Greisenalter wird er durch Verminderung der Knochensubstanz noch flacher, hier sind Schenkelhals-Winkel von 120° häufig.

Die Normwerte des Schenkelhals-Winkels liegen daher je nach Alter bei 120–140°. Bei steileren Winkeln (> 140°) spricht man von einer Valgisierung oder Coxa valga, bei stumpferen Winkeln (< 120°) von einer Varisierung (Coxa vara).

Ein veränderter Schenkelhalswinkel führt zu einer falschen Belastung von Hüftgelenk und/oder Schenkelhals. Stärkere Abweichungen stören darüber hinaus häufig das Gleichgewicht der Hüftmuskulatur, was wiederum die Fehlbelastung der Knochen verstärken kann. So entsteht manchmal ein Teufelskreis, der nur durch eine Operation zu unterbrechen ist.

Coxa antetorta und retrotorta

Der normale Schenkelhals ist mit einem Winkel von etwa 12–15° (wobei die Schwankungsbreite sehr groß ist) nach vorne verdreht. Dieser Winkel heißt Antetorsionswinkel. Ist er auf > 20° vergrößert, spricht man von einer Coxa antetorta. Betroffene Kinder sitzen gerne im W-Sitz (mit den Fersen rechts und links neben ihrem Po), beim Gehen stolpern sie durch ihre etwas nach innen verdrehten Beine leicht über ihre Fußspitzen. Häufig bilden sich Coxa antetorta im Wachstum von selbst zurück. Behandlungsbedürftig sind sie nur bei sehr ausgeprägten Beschwerden oder gleichzeitigen anderen Fehlstellungen (Hüftdysplasie, starke Coxa vara). Dann wird der Oberschenkelknochen in einer sogenannten Femurosteotomie zersägt und umgestellt.

Bei Coxa retrotorta ist der Winkel dagegen auf < 0° verkleinert, der Schenkelhals also nach hinten verdreht. Diese Kinder sitzen gern im Schneidersitz und gehen leicht auswärts rotiert. Bei stark ausgeprägten Coxa retrotorta wird manchmal eine Operation empfohlen, da durch die Fehlstellung das Arthroserisiko des Hüftgelenks erhöht ist. Auch hier wird der Oberschenkel umgestellt (Femurosteotomie), allerdings in die andere Richtung, also etwas nach vorne.

Ursachen

Häufigste Ursache von Fehlstellungen des Schenkelhalses ist die unbehandelte Hüftdysplasie. Bei älteren Kindern stehen Erkrankungen wie Morbus Perthes oder Hüftkopfgleiten als Ursache im Vordergrund. Auch Krankheiten, die die Qualität des Knochens vermindern, wie etwa Rachitis oder Osteomalazie führen dazu, dass sich der Schenkelhals "absenkt". Zudem kann sich eine Coxa valga auch bei Kindern mit Zerebralparese entwickeln. Hier kommt es durch das Ungleichgewicht der Muskeln zu einem Fehlwachstum des Schenkelhalses.

Seltener kommt es nach Abschluss des Wachstums und im höheren Alter zu einer Abflachung (Varisierung) des Oberschenkelhalses. Hier sind Osteoporose, Schenkelhalsbrüche und Hüftkopfnekrosen die häufigsten Ursachen.

Klinik

Meist spüren die Betroffenen nichts von ihrer Coxa valga oder Coxa vara. Ist die Fehlstellung jedoch ausgeprägt, kommt es zu Beschwerden wie Hinken oder Schmerzen bei Belastung. Nehmen die Beschwerden zu, weisen sie möglicherweise auf eine beginnende Hüftgelenksarthrose hin, die häufigste Komplikation einer Schenkelhalsfehlstellung.

Coxa antetorta und retrotorta zeigen sich manchmal im Gangbild, z. B. weil die Kinder nach einwärts oder auswärts verdreht laufen.

Komplikationen

Bei ausgeprägter Coxa vara droht ein Ermüdungsbruch des Schenkelhalses. Mögliche Langzeitfolgen sind zudem verfrühte Verschleißerscheinungen und die Ausbildung einer Hüftgelenksarthrose.

Außerdem entwickeln sich bei Schenkelhalsfehlstellungen leicht kompensatorisch X- oder O-Beine.

Diagnosesicherung

Klinische Hinweise auf eine Coxa valga oder vara und eine eventuell damit verbundene Störung des muskulären Gleichgewichts erhält die Ärzt*in, indem sie das Gangbild beurteilt und den Bewegungsumfang des Hüftgelenks prüft. Hier zeigt sich oft, dass die Betroffenen das Bein nicht gut abspreizen oder nach innen drehen können.

Ein typisches Zeichen für die Coxa vara ist zudem der Trendelenburg-Test. Dabei stellt sich die Patient*in auf das erkrankte Bein und hebt das andere an. Weil die Muskeln auf der erkrankten Seite durch die Fehlstellung verringert sind, senkt sich das Becken zu dieser Seite ab (dann ist das Trendelenburgzeichen positiv).

Bei Coxa antetorta oder retrotorta ist das nach innen oder nach außen verdrehte Gangbild wegweisend. Setzen sich die Kinder auf den Boden, bevorzugen sie bei Coxa antetorta den W-Sitz, bei Coxa retrotorta den Schneidersitz.

Röntgenaufnahmen sichern die Diagnose und ermöglichen es, den Schenkelhals-Winkel zu bestimmen. Da der Schenkelhals normalerweise etwas nach vorne gerichtet ist (Antetorsions-Winkel), ist der auf dem Röntgenbild gemessene Winkel größer als der reelle Winkel. Durch Spezialaufnahmen und das Hinzuziehen einer Umrechnungstabelle kann die Ärzt*in den reellen Schenkelhals-Winkel mit einer Fehlerquote unter 5 % ermitteln.

Behandlung

Korrekturoperationen sind nur bei einer ausgeprägten Coxa vara erforderlich. Hier lässt sich die drohende Gefahr eines Bruchs abwenden, indem der Schenkelhals durchtrennt, aufgerichtet und fixiert wird (valgisierende Osteotomie).

Bei Coxa valga im Kindesalter normalisiert sich die Stellung des Oberschenkelhalses oft bis zum Wachstumsalter. Bleibt die Coxa valga bestehen, ist bei ausgeprägten Formen eine Varisierungsosteotomie (wie beim Morbus Perthes) erforderlich, um den Schenkelhals-Winkel abzuflachen.

Auch bei ausgeprägter Coxa retrotorta empfehlen die Ärzt*innen oft die Operation, da bei dieser Fehlstellung das Risiko für eine Hüftgelenksarthrose stark erhöht ist. Die Coxa antetorta wird nur operiert, wenn sie den Gang massiv beeinträchtigt.

Prognose

Bei ausgeprägten, unbehandelten Coxa vara droht durch die fehlerhafte mechanische Belastung der Ermüdungsbruch des Schenkelhalses. Werden operationspflichtige Schenkelhalsfehlstellungen nicht operiert, kommt es meist frühzeitig zur Arthrose.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Gezielte Gymnastik. Bei Hinken hilft es oft, die wichtigen Gesäß- und Beckenmuskeln durch Krankengymnastik zu stärken. Daneben sind auch gezielte Dehnübungen erforderlich, um verkürzte Muskeln und Sehnen zu korrigieren.

Schulsport absegnen. Sport ist wichtig, auch für Kinder mit Coxa vara oder valga. Zur Sicherheit sollte jedoch die behandelnde Ärzt*in befragt werden, ob das Kind uneingeschränkt beim Schulsport mitmachen darf oder ob bestimmte Turnübungen oder Bewegungen zu vermeiden sind.

Coxitis

Coxitis (Arthritis des Hüftgelenks): Entzündung des Hüftgelenks mit starken Schmerzen in der Leiste, Schonhaltung und Hinken. Sie entsteht durch eine Infektion mit Bakterien (septische Coxitis, eitrige Coxitis), als Rheumatoide Arthritis oder entzündlicher Schub einer Hüftgelenksarthrose sowie als Begleitreaktion von hüftgelenksnahen Erkrankungen (z. B. Tumoren).

Die septische Coxitis erfordert eine sofortige Therapie mit Antibiotika und gegebenenfalls operativer Säuberung und Spülung. Ihre Prognose ist gut, meist heilt sie bei rechtzeitiger Behandlung folgenlos aus. Die anderen Formen werden im Rahmen der (rheumatischen) Grunderkrankungen medikamentös und physikalisch behandelt. Lässt sich die Zerstörung des Hüftgelenks damit nicht aufhalten, ist eine Gelenkprothese erforderlich.

Hinweis: Informationen zur bei Kindern häufigen und harmlosen nicht-bakterielle Hüftgelenksentzündung (Hüftschnupfen) finden Sie unter Coxitis fugax.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Dauerschmerzen in der Leiste, oft bis zum Knie ziehend
  • Hinken, Schonhaltung mit leichter Beugung und Drehung der Hüfte nach außen, eingeschränkte Beweglichkeit
  • Manchmal Fieber und reduziertes Allgemeinbefinden.

Wann in die Arztpraxis

In den nächsten Tagen, wenn

  • Schmerzen in der Leiste länger als drei Tage anhalten.

Sofort, wenn

  • die Schmerzen mit Fieber verbunden sind
  • ein Kind von akuten Leistenschmerzen und Hinken betroffen ist.

Die Erkrankung

In Deutschland sind jedes Jahr etwa 2 bis 10 von 100.000 Einwohnern von einer Coxitis betroffen. Die Ursachen sind vielfältig, wobei sich zwei große Gruppen unterscheiden lassen: die infektiösen (oder bakteriellen bzw. septischen Hüftgelenksentzündungen) und die nicht-infektiösen (abakteriellen oder nichtseptischen) Formen.

Septische Coxitis

Die septische Coxitis wird durch Bakterien verursacht, die auf verschiedene Wege in das Hüftgelenk geraten. Bei Erwachsenen sind dies fast immer Injektionen in das Gelenk, Operationen oder Verletzungen an der Hüfte, z. B. nach einem Bruch oder einem Gelenkersatz. Dabei gelangen die Bakterien auf direktem Wege von außen in das Gelenk. Manchmal wandern Krankheitskeime aber auch von anderen Entzündungsherden im Körper über das Blut (hämatogen) ins das Hüftgelenk. Erreger sind beispielsweise Staphylokokken, Streptokokken, Syphiliserreger oder Gonokokken, früher häufig auch Tuberkulosebakterien. Unbehandelt zerstört eine septische Coxitis in jedem Alter innerhalb weniger Wochen das Gelenk und versteift es letztendlich.

Nicht-infektiöse Coxitis

Bei den nicht-infektiösen Hüftgelenksentzündungen lassen sich keine Erreger nachweisen. Stattdessen handelt es sich um entzündliche Prozesse anderer Ursachen, vor allem im Rahmen rheumatischer Erkrankungen wie der Rheumatoiden Arthritis, der Juvenilen Arthritis oder der Reaktiven Arthritis. Auch diese Erkrankungen zerstören langfristig das betroffene Hüftgelenk. Nicht immer versteift es dabei, oft wird es stattdessen auch instabil (Hüftluxation). Auch ein Vordringen des Hüftkopfs in das Becken (Protrusion) ist nicht selten.

Weniger gefährlich ist die rheumatische Coxitis, die oft bei Morbus Bechterew auftritt. Sie wird nur selten chronisch und heilt meist folgenlos. Ebenfalls nicht akut gefährlich, jedoch äußerst schmerzhaft, ist die Coxitis als Folge einer aktivierten Arthrose. Sie ist eine akute, entzündliche Zuspitzung der verschleißbedingten Erkrankung und tritt oft in wiederholten Schüben auf.

Eine weitere, seltene Ursache für nicht-infektiöse Entzündungen sind Knochentumoren im Bereich der Hüfte, deren Wachstum das Hüftgelenk zerstören können.

Diagnosesicherung

Die klinische Diagnose ist schwierig, da sich die Beschwerden – Leistenschmerz, Hinken, Einschränkung der Beweglichkeit, Schonhaltung – nicht von anderen Hüfterkrankungen unterscheiden. Wichtige Hinweise ergeben sich manchmal aus Begleitsymptomen wie

  • Fieber bei septischer Coxitis
  • Rückenschmerzen bei Morbus Bechterew
  • Befall weiterer Gelenke bei rheumatoider, juveniler und reaktiver Arthritis.

Labor. Bei einer Infektion sind meist die weißen Blutkörperchen, das C-reaktive Protein (CRP) und die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) im Blut erhöht, bei rheumatischem Prozess bestimmte Marker wie etwa ein positiver Rheumafaktor, HLA-B27, oder antinukleäre Antikörper. Punktiert die Ärzt*in das Gelenk, lassen sich in der Gelenkflüssigkeit gegebenenfalls Bakterien und verschiedene Entzündungszellen nachweisen.

Bildgebende Verfahren. In den ersten Tagen nach Beschwerdebeginn helfen oft Ultraschalluntersuchungen, die Ursache zu klären. Einige Zeit später sind auch auf Röntgen- oder CT-Bildern Veränderungen zu finden. Kernspinbilder zeigen v. a. die entzündliche Reaktion der Weichteile.

Differenzialdiagnosen. Ähnliche Beschwerden verursacht bei Kindern die Coxitis fugax sowie die Hüftkopfnekrose Morbus Perthes. Bei Erwachsenen ist die Hüftarthrose die wichtigste Differenzialdiagnose.

Behandlung

Die septische Coxitis bedarf einer sofortigen, konsequenten Behandlung. Ein Grundpfeiler der Therapie sind Antibiotika. Häufig werden diese im Rahmen einer stationären Behandlung über intravenöse Infusionen oder Injektionen verabreicht. Die Einnahme von Tabletten ist allerdings auch möglich. Gegen die Schmerzen verordnet die Ärzt*in entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkstoffe wie z. B. Ibuprofen (z. B. Dolgit® oder Ibuprofen AbZ). Daneben soll das Gelenk geschont werden, am besten mit Bettruhe. Beim Aufstehen und Gehen entlasten Gehhilfen wie Gehstöcke die Hüfte. Reichen antibiotische Therapie und Ruhigstellung nicht aus, öffnet die Ärzt*in das Gelenk und entfernt das infizierte Gewebe. Danach legt sie für mehrere Tage eine Drainage in die Wunde, um die Flüssigkeit aus dem Entzündungsgebiet abzuleiten. Im schlimmsten Fall ist ein Gelenkersatz (Prothese) nötig.

Die nicht-infektiöse Coxitis wird zusammen mit der zugrundeliegenden Erkrankung behandelt, z. B. mit Medikamenten (Antirheumatika, NSAR), Krankengymnastik und physikalischer Therapie (z. B. Kälte- oder Wärmebehandlungen). Auch kleinere operative Eingriffe wie z. B. die Entfernung der Gelenkinnenhaut (Synovektomie) sind manchmal nötig. Wenn diese Maßnahmen versagen und die Entzündung der Hüfte weiter fortschreitet, ist ein Gelenkersatz erforderlich.

Prognose

Bei frühzeitiger antibiotischer Behandlung ist die Prognose der septischen Coxitis sehr gut, meist heilt sie folgenlos aus. Die Entwicklung der nicht-infektiösen Hüftgelenksentzündungen hängt von der Grunderkrankung ab. Lässt sich das rheumatische Geschehen nicht aufhalten, ist eine Hüftprothese oft unumgänglich.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Gleich in die Arztpraxis. Nehmen Sie weder bei Erwachsenen noch bei Kindern plötzliches Hinken und/oder Schmerzen in der Leiste auf die leichte Schulter. Eine bakterielle Hüftgelenksentzündung muss unverzüglich behandelt werden, damit das Gelenk keinen Schaden nimmt.

Coxitis fugax

Coxitis fugax (Hüftschnupfen): Vorübergehende Entzündung des Hüftgelenks bei Kindern. Typische Beschwerden sind Hüftschmerzen und Hinken bei sonst guter Gesundheit. Betroffen sind vor allem 4- bis 10-Jährige, die Ursache ist unbekannt. Diagnostiziert wird der Hüftschnupfen mit einem Ultraschall der Hüfte. Um andere Erkrankungen wie die gefährliche bakterielle Coxitis oder einen Morbus Perthes auszuschließen, kommen auch Röntgen und Blutuntersuchungen zum Einsatz. Der Hüftschnupfen selbst ist harmlos und heilt unter Bettruhe und entzündungshemmenden Schmerzmitteln innerhalb weniger Tage aus.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Neu aufgetretene, einseitige Schmerzen in Leiste und Hüfte, die häufig auch ins Knie ziehen
  • Hinken
  • Gutes Befinden des Kindes, kein Fieber.

Wann in die Arztpraxis

Am gleichen Tag, wenn

  • oben genannte Beschwerden auftreten.

Die Erkrankung

Die Coxitis fugax ist häufig. Etwa eins von tausend Kindern erkrankt daran, der Altersgipfel liegt bei 5 und 7,5 Jahren. Jungen sind etwa 2 bis 3-mal häufiger betroffen als Mädchen.

Ursache der Schmerzen sind akute entzündliche Prozesse im Hüftgelenk, bei denen sich auch ein Gelenkerguss entwickelt. Wie es zu der Entzündung kommt, ist unklar. Fest steht aber, dass keine bakterielle Infektion dahintersteckt. Eventuell ist eine Reaktion des Immunsystems der Auslöser, da er oft im Anschluss an einen viralen Infekt der Atemwege oder des Magen-Darm-Trakts auftritt.

Klinik und Verlauf

Die Schmerzen in der Leiste und an der Hüfte entwickeln sich bei sonst gutem Allgemeinzustand sozusagen aus dem Nichts. Die Kinder fallen durch plötzliches Hinken auf oder verweigern sogar vollständig das Gehen, manche weichen stattdessen sogar auf Krabbeln aus. Bei ausreichender Schonung heilt die Erkrankung innerhalb weniger Tage von selbst aus. Ist dies nicht der Fall, muss sich eine tiefergehende Diagnostik anschließen.

Diagnosesicherung

Plötzliches Hinken und Hüftschmerzen bei einem sonst gesunden Kind lässt die Ärzt*in schnell an eine Coxitis fugax denken. Bei der körperlichen Untersuchung zeigt sich meist, dass das Bein auf der betroffenen Seite nicht nach innen gedreht werden kann.

Bildgebende Diagnostik. Im Ultraschall lässt sich in der Regel ein Gelenkerguss nachweisen, der im Verlauf der nächsten Tage wieder verschwindet. Weckt der Ultraschall den Verdacht auf eine andere Hüfterkrankung, wird ein Röntgenbild angefertigt. Damit lassen sich z. B. der bei Kindern häufige Morbus Perthes oder die jugendliche Hüftkopflösung ausschließen. Ein Röntgenbild ist auch nötig, wenn sich die Beschwerden nicht innerhalb weniger Tage bessern.

Blutuntersuchungen. Zum Ausschluss einer Infektion des Hüftgelenks dient die Blutuntersuchung auf Entzündungswerte wie Blutsenkungsgeschwindigkeit und C-reaktives Protein (BSG und CRP). Häufig werden gleich die Parameter für rheumatische Erkrankungen mitbestimmt.

Gelenkpunktion. Bei Hinweisen auf eine bakterielle Coxitis wird das Gelenk punktiert und Flüssigkeit aus dem Erguss abgezogen. Ein Labor untersucht die Flüssigkeit dann auf mögliche Erreger und Entzündungszellen.

Differenzialdiagnosen. Hüftschmerzen und Hinken kommen auch bei anderen Hüfterkrankungen im Kindesalter vor, z. B. beim Morbus Perthes, bei der bakteriellen Hüftentzündung oder bei einer rheumatoiden Arthritis.

Behandlung

Damit die Entzündung des Hüftgelenks ausheilt, muss das Kind 2 bis 4 Tage Bettruhe einhalten. Zum Aufstehen und für den Gang zur Toilette oder ins Bad sollte die Hüfte mit einer Gehhilfe entlastet werden.

Außerdem verschreibt die Ärzt*in meist ein entzündungshemmendes und schmerzlinderndes NSAR wie Ibuprofen (z. B. Dolgit® oder Ibuprofen AbZ) oder auch Paracetamol (z. B. ben-u-ron®).

Prognose

Die Coxitis fugax heilt innerhalb von etwa 7 Tagen folgenlos aus.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Richtig liegen. Bei einer Coxitis fugax hilft eine spezielle Lagerung, die Schmerzen zu lindern: Dazu beugt das Kind das betroffene Bein leicht im Kniegelenk und dreht es leicht nach außen.

Hüftdysplasie

Hüftdysplasie (Hüftgelenksdysplasie, angeborene Hüftluxation): Fehlanlage oder Reifestörung des Hüftgelenks, bei der die Hüftgelenkspfanne den Hüftkopf nicht vollständig überdacht. In der Folge sitzt der Hüftkopf nicht fest genug, es droht die Ausrenkung (Luxation). Die Hüftdysplasie ist die häufigste angeborene Skelettfehlentwicklung, wobei deutlich mehr Mädchen betroffen sind als Jungen. Unbehandelt führt die Hüftdysplasie zu Gehstörungen, starken Schmerzen und einer vorzeitigen Hüftgelenksarthrose.

Auffällig werden die Kinder manchmal erst, wenn sie bei ihren ersten Gehversuchen hinken – dann ist jedoch die optimale Zeitspanne für eine Erfolg versprechende Frühbehandlung bereits verpasst. Deshalb werden Säuglingshüften routinemäßig mit Ultraschall im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen kontrolliert. Findet sich dabei eine Hüftdysplasie oder -luxation, lässt sich die Fehlbildung durch frühzeitige Therapie meist innerhalb weniger Monate vollständig heilen. Bleibt die Erkrankung jedoch unerkannt, sind die Spätfolgen oft nur durch eine komplizierte Operation oder einen Gelenkersatz zu behandeln.

Hinweis: Erworbene Hüftgelenksausrenkungen aufgrund von Verletzungen oder neuromuskulären Erkrankungen werden unter Hüftgelenksluxation behandelt.

Symptome und Leitbeschwerden

Beim Neugeborenen oder Säugling:

  • Schwierigkeiten beim Abspreizen des Beinchens beim Wickeln, oft vor allem im Vergleich zur Gegenseite erkennbar
  • Unsymmetrische Falten an Oberschenkel und Po des Säuglings.

Beim Kind oder jungen Erwachsenen:

  • Eingeschränkte Beweglichkeit in der Hüfte
  • Deutlich sichtbares Hinken oder "Watschelgang" (wenn beide Hüften betroffen sind)
  • Manchmal Schmerzen in Leiste oder Knie
  • (Scheinbar) kürzeres Bein auf der betroffenen Seite (wenn der Hüftkopf nach oben ausgerenkt ist).

Wann in die Arztpraxis

Sofort, wenn

  • bei Kindern Schmerzen in Gesäß oder Leiste auftreten
  • Säuglinge die oben genannten Auffälligkeiten zeigen.

In den nächsten Wochen, wenn

  • Schmerzen in der Leiste länger als 3 Tage anhalten oder Hinken auffällt.

Die Erkrankung

Das Hüftgelenk wird aus der im Hüftbein liegenden Gelenkpfanne und dem oberen Ende des Oberschenkelknochens, dem Hüftkopf, gebildet. Normalerweise umschließt die Gelenkpfanne etwa die Hälfte des Hüftkopfes. Bei der Hüftdysplasie ist die Gelenkpfanne zu steil oder zu klein und überdeckt den Hüftkopf nur unzureichend. So droht er bei Belastung teilweise (Subluxation) oder vollständig (Luxation) aus dem Gelenkbett zu gleiten. Dies geschieht in den meisten Fällen nach oben-hinten.

Häufigkeit

Die Hüftdysplasie ist relativ häufig, sie betrifft in Mitteleuropa zwei bis drei Kinder auf 100 Geburten, Mädchen fünfmal so oft wie Jungen. Eine regionale Ansammlung (sogenannte "Luxationsnester") besteht in Tschechien, Sachsen und Thüringen.

Ursachen

Die Hüftdysplasie kann genetisch bedingt sein. Dafür sprechen die oben genannten "Luxationsnester" sowie das erhöhte Risiko, wenn die Mutter ebenfalls von einer Hüftdysplasie betroffen war. Sicher belegt sind auch schwangerschaftsbedingte Auslöser bzw. Risikofaktoren. So führt Platzmangel in der Gebärmutter dazu, dass sich das Kind nicht ausreichend bewegen kann und so die Ausreifung der Hüfte gestört wird. Das ist zum Beispiel der Fall bei Zwillingsschwangerschaften oder Fruchtwassermangel. Auch Lageanomalien des Ungeborenen können die Hüftreifung stören: Die starke Beugung der Hüfte bei Steißlage erhöht beispielsweise das Risiko für eine Hüftdysplasie um das 25-Fache.

Manche Hüftdysplasien sind mit Chromosomenanomalien verbunden (Ulrich-Turner-Syndrom, Trisomie 18). Hier finden sich dann häufig noch andere Fehlbildungen wie Klumpfüße oder Knick-Platt-Füße.

Verlauf

Neugeborene und Säuglinge haben bei einer Hüftdysplasie meist keine Beschwerden. Unbemerkt und unbehandelt führt die Hüftdysplasie dann aber dazu, dass sich der Hüftkopf immer weiter verschiebt – im schlimmsten Fall bis zur Ausrenkung. Zum Ausgleich der gestörten mechanischen und statischen Verhältnisse am Hüftgelenk kippt das Becken zur gesunden Seite und die Wirbelsäule verkrümmt sich nach vorn und/oder zur Seite, es drohen Hohlkreuz und Skoliose. Im Verlauf kommt es deshalb im Kindes-, manchmal auch erst im jungen Erwachsenenalter zu belastungsabhängigen Schmerzen in Leiste, Hüfte und/oder Knie sowie zu Gehbehinderungen. Durch die Fehlbelastung verschleißen Pfanne und Hüftkopf schneller, es droht eine Hüftgelenksarthrose. So sollen die Hälfte aller Hüftgelenksarthrosen und jede zehnte der heute eingesetzten Hüftgelenksprothesen (H-TEP) auf eine unbehandelte Hüftdysplasie zurückgehen.

Diagnosesicherung

Neugeborene und Säuglinge. Die allermeisten Fälle werden heute im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen in den ersten Lebenswochen diagnostiziert. Bei der körperlichen Untersuchung ist manchmal eine Abspreizhemmung, d. h. eine Hemmung beim Auseinanderfalten der in Knie und Hüfte gebeugten Oberschenkel erkennbar. Gesichert wird die Diagnose schnell und einfach mit einer Ultraschalluntersuchung. Ultraschall ist deshalb besonders geeignet, weil die Hüftpfanne noch nicht verknöchert und die knorpeligen Strukturen im Ultraschall gut sichtbar sind. In seltenen Fällen ist eine Röntgenaufnahme nötig, die aber erst nach dem 3. Lebensmonat Veränderungen zeigt. Um die Varianten der Hüftdysplasie richtig einordnen zu können, wird der Ultraschall in einer vorgegebenen, standardisierten Art vorgenommen. Damit bestimmt die Ärzt*in den Hüft-Typ des Neugeborenen und misst zwei wichtige Winkel. Der Knochenwinkel Alpha steht für die knöcherne Formgebung, der Knorpelwinkel Beta für die knorpelige Überdachung.

  • Typ I: Voll ausgereifte Hüfte und das Pfannendach liegt über dem Hüftkopf. Alpha-Winkel > 60°, Beta-Winkel < 55°.
  • Typ II: Reifungsverzögerung mit einem unausgewogenen Verhältnis der knöchernen zur knorpeligen Struktur der Pfanne. Bei Typ A und B beträgt der Alpha-Winkel 50–59°, der Beta Winkel ist normal. Wird der Alpha-Winkel kleiner (zwischen 43 und 49°) und der Beta-Winkel größer (bis zu < 77°), ist das Luxationsrisiko erhöht (Typ C). Beim Typ II D ist der Alpha-Winkel zwar noch > 43°, der Hüftkopf jedoch verschoben.
  • Typ III: Die Hüftpfanne ist schlecht verknöchert, wodurch sie sehr flach ist und keinen Halt gibt. Der Alpha-Winkel ist kleiner als 43°, der Beta-Winkel > 77°. Der Hüftkopf ist verschoben, liegt aber noch unter der Gelenklippe.
  • Typ IV: Der Hüftkopf ist komplett ausgerenkt und liegt oberhalb der Gelenklippe. Das Hüftgelenk ist komplett instabil.

Bei Kindern oder jungen Erwachsenen lenken Hinken und Schmerzen in Knie oder Leiste den Verdacht auf die Hüfte. Bei der körperlichen Untersuchung untersucht die Ärzt*in Wirbelsäule, Hüfte und Beine im Stehen und beim Gehen und achtet z. B. darauf, ob die Beine unterschiedlich lang erscheinen und wie der Gang aussieht. In der körperlichen Untersuchung im Liegen lässt sich das Bein des Kindes meist nicht abspreizen. Bei Kindern und Erwachsenen wird die Hüftdysplasie mittels Röntgenbildern abgeklärt und beurteilt. Auch hier sind neben Form und Lage der Gelenkstrukturen verschiedene Winkel von Bedeutung, um die korrigierenden Eingriffe zu planen. Die Aussagekraft der Ultraschalldiagnostik nimmt mit zunehmenden Alter des Kindes ab, da die Hüftpfanne ab dem 1. Lebensjahr verknöchert und Knochen im Ultraschall nicht dargestellt werden.

Differenzialdiagnosen. Hinken und/oder Knieschmerzen finden sich beim Kind auch aufgrund von Morbus Perthes oder einer Epiphyseolysis capitis femoris.

Behandlung

Konservative Therapie beim Säugling

Das Behandlungsprinzip besteht darin, den Hüftkopf mittig in der Pfanne zu platzieren und dort zu halten, damit die Pfanne ordnungsgemäß nachreift und verknöchert. Das ist allerdings nur vor der Verknöcherung des Hüftgelenks, also innerhalb der ersten beiden Lebensjahre möglich.

Die Therapie der leichten Hüftdysplasie (Typen II A bis C) ist beim kleinen Säugling gleichermaßen einfach wie effektiv: Durch mehrmonatiges Tragen einer Spreizhose oder "Breites Wickeln" (siehe unten) wird der Hüftkopf mittig in die Pfanne gedrückt und das Gelenk dadurch zum korrekten Nachreifen gebracht. Reichen Spreizhose und breites Wickeln nicht aus, kommt manchmal auch eine etwas stabilere Hüftbeugeschiene zum Einsatz.

Bei allen weiter fortgeschrittenen Hüft-Typen (II D bis IV) reicht eine alleinige Abspreizbehandlung nicht mehr aus. In diesen Fällen wird das Gelenk erst eingerenkt, entweder rasch in Kurznarkose oder über 3 Wochen in einem Streckverband (Overheadextension). Anschließend wird das Hüftgelenk in Sitz-Hock-Position (Froschstellung) mit einem speziellen Gips oder einer Bandage 24 Stunden täglich für mindestens 8 Wochen ruhiggestellt, damit es ausreifen kann. Danach muss das Kind noch für einige Zeit eine Hüftbeuge- oder Spreizschiene tragen, damit die Hüfte auch langfristig korrekt ausheilt.

Ob die Therapie greift, kontrolliert die Ärzt*in alle 4 Wochen mit einer Ultraschalluntersuchung. Den langfristigen Erfolg prüft man mit Röntgenuntersuchungen zu Beginn des Laufenlernens, im 5. Lebensjahr sowie in der Pubertät zum Wachstumsabschluss.

Therapie bei älteren Kindern und Erwachsenen

In seltenen Fällen reichen die konservativen Maßnahmen zur Ausheilung nicht aus und es muss operativ eingegriffen werden. Das gilt auch für die Patient*innen, bei denen die Hüftdysplasie mangels Vorsorgeuntersuchung überhaupt erst im Kindes- oder jungen Erwachsenenalter entdeckt wird.

Alle Verfahren haben das Ziel, die Überdeckung des Hüftkopfs zu verbessern und dadurch die Schmerzen zu lindern und das Gangbild zu verbessern. Nur bei völligem Verschleiß ist ein Gelenkersatz (künstliche Hüfte) erforderlich.

Bei jüngeren Kindern gilt die Beckenosteotomie nach Salter als Standard. Hier wird das Darmbein über der Gelenkpfanne durchtrennt und so nach unten und vorn gekippt, dass die Pfanne über dem Hüftkopf steht. In den entstandenen Spalt schlägt die Chirurg*in dann einen Knochenkeil ein, der bei Kindern meist aus einem Spenderknochen zurechtgesägt wird.

Bei älteren Kindern und Erwachsenen sind häufig noch umfangreichere operative Maßnahmen nötig. Ein neueres Verfahren ist die Triple-Ostetomie, bei der alle drei die Hüftpfanne bildenden Anteile des Hüftbeins (Schambein, Sitzbein und Darmbein) durchtrennt und die Überdachung der Pfanne neu rekonstruiert wird.

Prognose

Wird eine Hüftdysplasie in den ersten Lebenswochen erkannt, heilt sie bei fachgerechter Behandlung meist folgenlos aus. Bleibt die Erkrankung unbehandelt, drohen Spätschäden wie Gehstörungen und Hüftgelenksarthrose.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Breites Wickeln. Breites Wickeln fördert die Froschposition und damit die Platzierung des Hüftkopfes mittig in der Pfanne. Benutzt man Wegwerfwindeln, legt man am besten ein auf 15 cm Breite gefaltetes Moltontuch über die Windel zwischen die Beinchen und verschließt dann den Babybody (oft ist eine Kleidergröße mehr erforderlich). Man kann auch eine zweite Windel verkehrt herum über die erste ziehen, um die Beine zu spreizen. Bei Stoffwindeln reicht es aus, einfach eine extra breite Einlage zu nehmen und darüber die Überhose anzuziehen.

Strampeln lassen. Babys sollen im Bettchen viel frei strampeln, weil die Bewegungen die gesunde Entwicklung der Hüftgelenke fördern. Fest einpacken oder gar "pucken" (das ist eine spezielle Technik, bei der das Baby von Kopf bis Fuß sehr fest in ein Tuch gewickelt wird) ist für Kinder mitHüftdysplasie gänzlich ungeeignet.

Tragetuch statt Streckstellung. Die positive auf die Ausreifung der Hüfte wirkende Froschstellung nimmt das Kind auch ein, wenn es im Tragetuch transportiert wird. Das gleiche gilt für ergonomisch gefertigte Babytragen, auch sie sind gut für die Hüfte.

Rückenlage statt Bauchlage. Die Bauchlage scheint die Entwicklung des Hüftgelenks zu stören. Besser liegt das Kind auf dem Rücken, so kann es auch leichter strampeln.

Prävention

Der einzig sinnvolle Weg, die Zahl der Krankheitsfälle zu reduzieren, ist die konsequente Untersuchung der Neugeborenen, wie es in der U3 in der 4. bis 6. Woche vorgeschrieben ist. Viele Ärzt*innen propagieren eine Vorverlegung der Untersuchung in die ersten Lebenstage, da die Behandlungszeit umso kürzer und die Heilungschancen umso höher sind, je früher die Therapie beginnt. Inzwischen wird – vor allem bei Risikofaktoren – auch bei Säuglingen im Rahmen der U2 innerhalb der 1. Lebenswoche noch in der Entbindungsklinik eine Hüftsonografie durchgeführt.

Sport

Bei einer Hüftdysplasie im Erwachsenenalter sind hüftschonende Sportarten wichtig. Dazu gehören beispielsweise Radfahren, Schwimmen, Wassergymnastik und Inline Skaten. Joggen ist aufgrund der hohen Gelenkbelastungen schädlich für Patient*innen mit einer Hüftdysplasie.

Hüftgelenksarthrose

Die Hüftgelenksarthrose (Koxarthrose, Coxarthrose) ist ein krankhafter Verschleiß des Hüftgelenks mit Abnutzung und entzündlichen Folgeerscheinungen vor allem des Gelenkknorpels.

Sie entsteht entweder aus unbekannter Ursache (primäre Koxarthrose), durch andere Erkrankungen wie angeborene oder erworbene Fehlstellungen (Coxa valga), oder infolge von Knorpelverletzungen (sekundäre Koxarthrose). Am häufigsten ist die primäre Koxarthrose, die begünstigt wird durch Sport, starkes Übergewicht oder berufliche Überlastung des Gelenks. Bei fortgeschrittener Arthrose ist eine Heilung nicht möglich. Bei dauerhaft starken Schmerzen bleibt nur die künstliche Hüfte (Hüftgelenksendoprothese).

Symptome und Leitbeschwerden

  • Anfangs Steifigkeitsgefühl im Hüftgelenk
  • Schmerzen in der Leiste, oft auch im Gesäß oder Oberschenkel, bis zum Knie ziehend
  • Nächtliche Schmerzen
  • Anlaufschmerzen nach Bewegungsruhe, z. B. morgens nach dem Aufstehen
  • Ermüdungsschmerzen nach längerem Laufen, Stehen oder Arbeiten
  • Einschränkung der Hüftbeweglichkeit: Als erstes sind davon die Innenrotation (das Bein einwärts zum anderen Bein drehen) und die Abduktion (das Bein auswärts schwingen wie ein Hampelmann) betroffen – sowie komplexe Bewegungen wie das Sockenanziehen.

Wann zum Arzt

In den nächsten Wochen, wenn

  • Schmerzen in der Leiste länger als 3 Tage anhalten.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Ausgangspunkt der Verschleißerscheinungen ist ein Missverhältnis zwischen belastungsbedingtem Knorpelabrieb und körpereigenen Reparaturmaßnahmen. Deshalb zeigt sich der Zerstörungsprozess zunächst v. a. am Gelenkknorpel und anderen knorpeligen Gelenkstrukturen. Später greifen die Veränderungen auch auf den Knochen über, der direkt unterhalb der Knorpelschicht liegt.

Bei allen Ursachen nimmt der Verschleiß schleichend über Jahrzehnte zu, sodass Gelenkschmerzen und Bewegungseinschränkungen meist erst ab dem 60. Lebensjahr zum Arztbesuch führen. Wenn sich auf den kontinuierlichen Prozess der Knorpel- und Knochenzerstörung entzündliche Reaktionen aufpfropfen, z. B. aufgrund einer Überlastung des Gelenks – etwa bei einem Umzug oder Urlaub –, nehmen die Beschwerden zeitweilig zu. Man spricht in diesem Fall von einer aktivierten Arthrose. Anfällig für Arthrosen sind insbesondere die Gelenke in Schulter, Hand, Hüfte, Knie und Fuß.

Es gibt aber noch einen weiteren Krankheitsmechanismus, nämlich Passungenauigkeiten (Inkongruenzen) zwischen Hüftpfanne und Hüftkopf. Diese Inkongruenzen führen bei bestimmten Bewegungen zu einem "Einrammen" des Hüftkopfs in die Gelenkpfanne und damit über Jahrzehnte zu einer langsam fortschreitenden Abnützung des Gelenks (Impingement). Das Impingement soll für einen Teil der sogenannten "primären" Koxarthrosen verantwortlich sein.

Ausgehend vom Konzept des Impingement, gibt es seit etwa 15 Jahren Operationsmöglichkeiten, die die Inkongruenzen beseitigen und die Gelenkmechanik verbessern. Diese Operationen sind aber nur in den Anfangsstadien der Erkrankung, d. h. bei jungen Patienten zwischen 20 und 40 Jahren sinnvoll. Bereits eingetretene Knorpelschäden lassen sich dadurch nicht mehr beheben. Ob sich damit, wie erhofft, die Entwicklung einer Hüftgelenksarthrose verhindern lässt, werden die nächsten Jahre und Jahrzehnte zeigen.

Sekundäre Koxarthrosen sind meist Folge von angeborenen (z. B. Hüftdysplasie), in der Kindheit nach Hüfterkrankungen erworbenen (Hüftkopfgleiten und Morbus Perthes) oder Folge von unfallbedingten Inkongruenzen von Hüftkopf und Hüftpfanne (z. B. nach Brüchen der Hüftpfanne). Außerdem gehören in weiterem Sinne in diese Gruppe die Hüftkopfnekrosen nach medialer Schenkelhalsfraktur sowie nach unfallbedingter Hüftausrenkung.

Klinik

Die Hüftgelenksarthrose beginnt mit unspezifischen Beschwerden – oft nur einem Gefühl mangelnder Lockerheit im Hüftgelenk oder einem gelegentlichen Ziehen in der Leiste. In diesem Stadium ist der Gelenkknorpel leicht angegriffen, die Hüftmuskulatur verspannt.

Im weiteren Verlauf wechseln Phasen mäßiger Beschwerden mit Phasen, in denen die Schmerzen akut zunehmen. Für Letztere sind Entzündungsreaktionen verantwortlich, die sich z. B. als Folge einer zeitweilig verstärkten Belastung entwickeln (aktivierte Arthrose). Wird der Knorpel weiterhin mechanisch abgerieben und verbraucht, kommt es schließlich zum direkten Kontakt der knöchernen rauen Gelenkanteile. Dies führt oft zu massiven Schmerzen und einem Verlust der Beweglichkeit bis hin zur Versteifung der Hüfte (Ankylose).

Risikofaktoren

Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Koxarthrose klinisch manifest wird und ärztliches Eingreifen erfordert, steigt mit:

  • Zunehmendem Alter
  • Übergewicht
  • Angeborenen oder erworbenen Fehlstellungen im Hüftgelenk
  • Früheren Verletzungen im Hüftgelenk und früheren operativen Eingriffen an der Hüfte
  • Per se kein Risikofaktor ist eine "chronisch" höhere Belastung des Hüftgelenks durch Beruf oder Sport. So sind Briefträger und Langstreckenläufer nicht häufiger von einer Hüftgelenksarthrose betroffen. Ist das Hüftgelenk aber vorgeschädigt, etwa durch eine Gelenkfehlstellung im Kindesalter, beschleunigt eine höhere Belastung im Alltag das Voranschreiten der Koxarthrose.

Komplikationen

Obwohl der Einbau einer künstlichen Hüfte (TEP = Totalendoprothese) eine Standardoperation ist, lassen sich Komplikationen nicht ausschließen, wie die gefürchtete TEP-Luxation: Trotz optimaler Operationstechnik rutscht manchmal der Hüftkopf aus der Pfanne und es kommt zur Auskugelung (Luxation). Die Muskulatur ist dabei durch den Eingriff so stark geschwächt, dass sie den Kopf nicht fest genug in der Pfanne halten kann, insbesondere bei Überkreuzen und Außendrehung der Beine. Plötzliche starke Schmerzen in der Leiste und eine Beinverkürzung wecken beim Arzt den Verdacht auf eine TEP-Luxation; ein Röntgenbild sichert die Diagnose. Um weitere Komplikationen zu vermeiden, ist die sofortige Wiedereinrenkung erforderlich, meist in Narkose. Bei wiederholten Luxationen hilft oft nur eine erneute Operation mit Austausch der Gleitflächen von künstlicher Pfanne und Gelenkkopf.

Eine weitere schwerwiegende Komplikation ist die Prothesen-Infektion. Sie heilt nicht ohne Therapie, da durch die Prothese die Abwehrzellen des Körpers den Infektionsprozess nur teilweise in den Griff bekommen. Nur durch eine aufwendige und viele Wochen dauernde Behandlung kann die Infektion bekämpft werden. Zum Therapiekonzept gehören eine operative Ausräumung des Infektionsherds, Spülungen über Drainagen und eine lang dauernde Antibiotikatherapie. Häufig lässt es sich trotzdem nicht vermeiden, die Prothese zu entfernen. In diesem Fall ist es erforderlich, die entstandene Lücke mit einem Platzhalter aus Kunststoff zu überbrücken. Der Platzhalter verhindert eine Verkürzung des Beins durch den Muskelzug so lange, bis der Patient nach Ausheilen des Infekts einen neuen Gelenkersatz erhält.

Diagnosesicherung

Die genannten Beschwerden und die sich daraus ergebenden schmerzhaften Bewegungseinschränkungen bis hin zum Hinken geben dem Arzt erste Hinweise.

Die Bewegungseinschränkungen lassen sich leicht im Liegen prüfen:

  • Schmerzen bei Drehung des Beins nach außen oder bei Schütteln des Hüftgelenks erhärten den Verdacht auf eine Koxarthrose.
  • Eine Beinverkürzung lässt sich durch Messen der Beinlängen feststellen.

Ferner wird der Arzt die Schmerzlokalisation, -intensität und -auslöser erfragen. Die noch vorhandene Leistungsfähigkeit der Hüfte wird anhand der maximalen Gehstrecke eingeschätzt.

Röntgenaufnahmen der Hüfte ergänzen die klinische Diagnostik. Oft stimmt aber die Heftigkeit der Beschwerden nicht mit der Schwere der im Röntgenbild sichtbaren Arthrose überein. Hier gilt der Grundsatz: Behandelt werden Patienten, nicht Röntgenbilder. Nur in seltenen Fällen ist zur Bestätigung der Diagnose und insbesondere zur Therapieplanung ein CT oder Kernspin erforderlich.

Behandlung

Die Behandlung basiert darauf, Schmerzen zu lindern und die Gelenkbeweglichkeit soweit wie möglich aufrechtzuerhalten. Nur wenn das nicht mehr ausreichend ist, steht die Implantation eines künstlichen Hüftgelenks an.

Konservative Therapie

Dazu zählen:

  • In leichten wie fortgeschrittenen Fällen hilft Physiotherapie. Der Patient lernt, seine Beweglichkeit mit gezielten Übungen im Sinne einer Gang-, Haltungs- und Koordinationsschulung zu verbessern und beteiligte Muskeln zu kräftigen.
  • Physikalische Maßnahmen wie Wärme- oder Kälteanwendungen, Massagen, Elektrotherapie und Bäder ergänzen die Physiotherapie.
  • Gehhilfen, z. B. ein Stock, Unterarmstützen oder ein fahrbarer Gehwagen (Rollator) erhalten die Mobilität im Alltag.
  • Auch orthopädische Einlagen oder Schuhzurichtungen unterstützen die Fortbewegung, z. B. gummigepufferte Absätze, Erhöhungen des Schuhaußenrands oder Erhöhungen der Ferse zum Beinlängenausgleich. Orthopädische Stützapparate (Orthesen) können das Gelenk führen und entlasten.
  • Hilfsmittel. Bei fortgeschrittener Arthrose bringen medizinische Hilfsmittel wie Keilkissen, Sitzerhöhungen (Toilette), Strumpfanzieher oftmals eine große Erleichterung.

Schmerzmittel. Jeder Betroffene laboriert zu Beginn mit Schmerzsalben oder -gelen, stellt aber fest, dass diese kaum helfen. Besser sind oral eingenommene Schmerzmittel in Form von Tabletten, Dragees, Tropfen, Saft oder Zäpfchen, oder Injektionen in Muskel oder Vene. An erster Stelle kommen nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) zum Einsatz, z. B. Diclofenac oder Ibuprofen. Sie wirken nicht nur entzündungshemmend, sondern auch abschwellend und schmerzlindernd. Aufgrund möglicher Wechsel- und Nebenwirkungen, zum Beispiel auf den Magen-Darm-Trakt, sollten sie jedoch nur kurzfristig und möglichst niedrig dosiert zum Einsatz kommen. Eine Ausnahme ist Paracetamol. Es kann bei leichten Schmerzen aufgrund seiner guten Verträglichkeit auch über einen längeren Zeitraum eingenommen werden – oft ist aber seine Wirkung nicht sehr stark. Das Medikament Metamizol ist oft sehr wirksam, aufgrund möglicher schwerer Nebenwirkungen aber nur Mittel der 2. Wahl, so bei akuten Verschlimmerungen der Schmerzen z. B. nach einem Sturz.

Die parallele Einnahme von sog. Cox-2-Hemmern zu einem NSAR kann die die Nebenwirkungen von NSAR mindern, da sich so deren benötigte Dosis senken lässt. Allerdings wird dies mit dem Risiko seltener, aber gravierender Nebenwirkungen am Herz-Kreislauf-System erkauft. Die Anwendung ist deshalb der sorgfältigen Abwägung im Einzelfall vorbehalten.

Sehr starke Schmerzen lassen sich durch Opiate lindern.

Kortison-Injektionen. Injektionen mit Glucocorticoid-Kristallsuspensionen sollen längerfristig schmerzlindernd und entzündungshemmend wirken. Es wird empfohlen, maximal 4 Injektionen jährlich pro Gelenk durchzuführen. Eine kurzfristige Wirkung tritt zwar fast immer ein, ein Langzeiteffekt ist jedoch fraglich – manche Spezialisten vermuten, dass sich das Fortschreiten der Arthrose sogar beschleunigt. Außerdem bergen Kortisonspritzen das Risiko von Nekrosen, wenn nicht der freie Gelenkraum, sondern der Knorpel getroffen wird. Insgesamt sind die Kortison-Injektionen deshalb umstritten.

Medikamente zum Knorpelaufbau. Auch der Nutzen von Medikamenten zum Knorpelaufbau ist fraglich. Allenfalls können Spritzen direkt in das Gelenk die Gleiteigenschaften des erkrankten Gelenks etwas verbessern, so etwa Injektionen mit Hyaluronsäure, einer Substanz, die natürlicherweise im Knorpel vorkommt. Ein positiver Langzeiteffekt ist aber, wie gesagt, nicht sicher belegt. Gleiches gilt für die Wirkstoffe Glucosamin, Oxaceprol und Chondroitin-Sulfat.

Operative Therapie

Frühe gelenkerhaltende Eingriffe. Im Frühstadium der Hüftgelenksarthrose können gelenkerhaltende Operationen die Inkongruenzen im Hüftgelenk beseitigen und so das Fortschreiten der Arthrose aufhalten. Zu diesen Operationen gehören intertrochantäre Osteotomien am Oberschenkelknochen zur Verbesserung der Hüftkopfposition, Becken-Osteotomien zur Korrektur der Hüftpfannenposition, chirurgische Hüftluxationen zur Rundung des Hüftkopfes oder zur Korrektur des Hüftpfannenrandes und arthroskopische Operationen am Hüftgelenk. Diese Operationen werden in der Regel bei Kindern und jungen Erwachsenen durchgeführt. Arzt und Patient müssen die schwierige Frage abwägen, ob eine größere Operation in einem frühen Stadium der Hüftgelenksarthrose Sinn macht, in dem zwar nur wenige oder keine Beschwerden bestehen, aber die Manifestation einer Arthrose womöglich noch verhindert werden kann. Auch können die Langzeiteffekte gelenkerhaltender Operationen im Einzelfall nicht vorhergesagt werden.

Hüft-Totalendoprothese. In der Regel sind Hüftgelenksarthrosepatienten über 60 Jahre alt und der Verschleiß ist bereits weit fortgeschritten. Da sich verbrauchter Knorpel trotz intensiver Forschung bisher nicht ersetzen lässt, kommt nur der Einsatz einer künstlichen Hüfte infrage. In der Regel handelt es sich dabei um eine Hüft-Totalendoprothese (Hüft-TEP), die aus Pfanne und Schaft mit aufsitzendem Kopf besteht.

Oft ist der Anlass für den Einsatz einer Hüft-TEP eine Schenkelhalsfraktur. In diesem Fall ersetzt der Operateur unter bestimmten Umständen lediglich den Schenkelkopf und verzichtet auf den Ersatz der nicht beschädigten Hüftpfanne. Weil aber der ersetzte künstliche (und harte) Hüftkopf über Jahre die Hüftpfanne schädigt und ins Becken durchwandern kann, kommt diese Prothese nur bei alten Patienten mit einer Lebenserwartung von höchstens noch zehn Jahren in Frage.

Wird nur eine Hälfte des Hüftgelenks ausgetauscht, sprechen Mediziner von einer Hemiendoprothese (HEP).

Oberflächenersatzprothese. Eine neuere Entwicklung ist die Oberflächenersatzprothese (Birmingham Hip Resurfacing, BHR, McMinn-Prothese), bei der ebenfalls die Pfanne und der Kopf ersetzt werden. Im Gegensatz zur konventionellen Hüft-TEP wird aber der Schenkelhals nicht abgesägt, sondern nur der eigentliche Hüftkopf zurecht gefräst und durch eine aufzementierte Metallkappe gleichsam überkront. Dieses Verfahren verbreitet sich zunehmend, weil weniger eigener Knochen entfernt werden muss. Sinnvoll ist es für jüngere Patienten, die eine ansonsten gute Knochensubstanz haben. Ob die Langzeitergebnisse dieses Prothesentyps aber gleich gut sind wie diejenigen der konventionellen Hüft-TEPs, steht heute noch nicht fest.

Der Arzt kann die Operation über einen Schnitt von vorne, von hinten oder von der Seite durchführen. In der konventionellen Technik ist der Schnitt 15–20 cm lang, bei minimal-invasiven Verfahren fällt der Hautschnitt mit 6–10 cm wesentlich kleiner aus. Um das künstliche Gelenk im Knochen zu verankern, stehen 2 grundsätzliche Verfahren zur Auswahl:

  • Die zementfreie Implantation mit präziser Einpassung und gegebenenfalls Verschraubung der künstlichen Gelenkanteile
  • Die zementierte Implantation mit Verwendung einer Kittsubstanz (Knochenzement).

Bei älteren Patienten kommen häufiger zementierte Systeme zum Einsatz. Wie zementfreie künstliche Gelenke halten diese bis zu 20 Jahre. Die Prothesen bestehen aus mehreren verschiedenen Metalllegierungen, speziellen Kunststoffen und Hightech-Keramiken.

Ob die Belastung schon wenige Tage nach der Operation möglich ist oder ob eine Teilbelastung von mehreren Wochen unter krankengymnastischer Anleitung notwendig ist, hängt von der Einstellung und Einschätzung des Chirurgen, der Art der Fixierung (zementiert bzw. nicht-zementiert; bei zementierten Prothesen darf früher mobilisiert werden) und der Art des Schnitts ab. Langfristiges Ziel der Operation ist in jedem Fall eine schmerzfreie Beweglichkeit und Belastbarkeit der Hüfte, die es erlaubt, den Alltag zu meistern.

Transplantation von Knorpelgewebe. Ein neuer Therapieansatz ist die Transplantation von gesundem Knorpelgewebe, das die Funktion des geschädigten Knorpels ersetzt. Damit könnte nach Meinung von Experten dem Verschleiß und dem Funktionsverlust des Gelenks erfolgreich entgegengewirkt werden. Bislang wird dieses Verfahren nur von wenigen Spezialisten in Deutschland angewendet. Darüber hinaus eignet sich die Therapie nur für jüngere Patienten, bei denen der Knorpelschaden lokal begrenzt auftritt.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Regelmäßige Bewegung. Kaum eine Koxarthrose lässt sich "heilen", also ursächlich therapieren – aber alle Koxarthrosen lassen sich in ihrem Fortschreiten verzögern.

Das Wichtigste dazu ist die regelmäßige sportliche Betätigung nach dem Motto: Bewegen ist gut, Belasten ist schlecht. Hervorragend geeignete Sportarten sind z. B. Radfahren, Schwimmen und Wandern. Weniger anzuraten sind dagegen Joggen oder Fußballspielen, da hierbei stoßartige Bewegungen das Hüftgelenk belasten.

Grundsätzlich ist Sport auch bei künstlicher Hüfte sinnvoll. Riskant sind allerdings sportliche Aktivitäten, die mit abrupten Drehbewegungen, häufigem Kreuzen der Beine und vielen Belastungsspitzen verbunden sind – wie Tennis, Ballspiele, Reiten oder alpiner Skilauf: sie erhöhen nämlich die Gefahr einer Auskugelung oder Lockerung des künstlichen Gelenks. Unkritisch dagegen sind Radfahren, Wandern, Schwimmen (Kraulen), Skilanglauf, Gymnastik und Rudern.

Ernährung und Abbau von Übergewicht. Der therapeutische Nutzen einer Beseitigung von Übergewicht zur Linderung von Hüftgelenksbeschwerden ist wissenschaftlich belegt. Was die beste Ernährung betrifft, so profitieren Arthrosepatienten besonders von einer ausgewogenen fleischarmen Kost. Nützlich soll ein hoher Anteil an Fisch sein, da den Omega-3-Fettsäuren eine entzündungshemmende Wirkung zugeschrieben wird; außerdem sollen sie den degenerativen Prozessen an den Gelenken entgegenwirken.

Nahrungsergänzungsmittel. Der Markt bietet vielerlei Nahrungsergänzungsmittel, denen knorpelschützende bzw. die Knorpelregeneration anregende Wirkungen zugeschrieben werden. Sie werden meist in Form von Kapseln eingenommen. Nach einigen Studien sollen Avocado-Soja-Öle, die sich durch einen besonders hohen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren auszeichnen, sowie Grünlippmuschelextrakte das Voranschreiten einer Arthrose (im Frühstadium) aufhalten, wenn die Präparate mindestens 3 Monate im Jahr eingenommen werden. Der vorgeblich knorpelregenerierende Effekt des Grünlippmuschelextrakts wird v. a. dem hohen Gehalt an Mangan, Methylsulfonylmethan, Chondroitinsulfat und Glucosaminsulfat zugeschrieben. Wie alle Therapieansätze, die direkt auf den Gelenkknorpel selbst Einfluss nehmen (sollen), haben sie keinen Effekt mehr, wenn der Knorpel bereits stark geschädigt bzw. kaum oder gar nicht mehr vorhanden ist.

Komplementärmedizin

Phytotherapie. Häufig eingesetzte standardisierte Pflanzenextrakte basieren auf Heilpflanzen, die sich v. a. durch stoffwechsel- oder durchblutungsfördernde sowie schmerzlindernde Wirkungen auszeichnen, allen voran Brennnesselblätter, Ackerschachtelhalmkraut und Löwenzahn. In vielen Fällen bietet sich eine längerfristige Anwendung an, z. B. in Form einer Teekur (z. B. Gerner Rheumatee). Ansonsten kommen zur Linderung abnutzungsbedingter Gelenkschmerzen die gleichen Phytotherapeutika in Betracht wie zur Behandlung einer rheumatoiden Arthritis.

Homöopathie. Die Homöopathie nennt neben einer individuell abgestimmten Konstitutionsbehandlung u. a. Causticum, Calcarea phosphorica, Mercurius solubilis, Phosphorus und Sulfur als hilfreich zur Linderung von Gelenkabnutzungsbeschwerden. Bei fortgeschrittenem Gelenkverschleiß und den damit verbundenen Schmerzen und Bewegungsbeeinträchtigungen ist eine Kombination mit anderen Therapieformen angezeigt.

Physikalische Therapie. Wärmeanwendungen wie feucht-warme Umschläge oder erwärmte Heublumensäckchen lindern die Beschwerden im chronischen Stadium. Wegen ihrer muskelentspannenden und durchblutungsfördernden Wirkungen sind auch Vollbäder mit Badezusätzen wie Schwefel, Sole oder Fichtennadeln empfehlenswert.

Bei einer aktivierten Arthrose stehen dagegen Kälteanwendungen wie kalte Umschläge oder Kältepackungen in Form von eis- oder kühlschrankgelagerten Quark- bzw. Moorpackungen im Vordergrund, die mehrmals täglich direkt auf die Hüfte gelegt werden. Besteht eine aktivierte Arthrose, dürfen keine warmen Vollbäder durchgeführt werden.

Akupunktur. Dass Akupunktur Gelenkabnutzungsbeschwerden mindert, gilt inzwischen als gesichert. Ob mit dem Verfahren eine langfristige Besserung erreicht werden kann, ist aber noch offen.

Magnettherapie. Es gibt Hinweise, dass die Magnettherapie den Knorpelaufbau stimuliert bzw. einen knorpelregenierenden Effekt hat. Es kann deshalb einen Versuch wert sein, das Verfahren bereits in einem frühen Stadium in einem mehrwöchigen Therapieintervall einzusetzen, also dann, wenn noch genug Gelenkknorpel vorhanden ist. Nachteilig sind die erheblichen Kosten.

Mind-Body-Therapien. Yoga, Autogenes Training oder die Progressive Muskerelaxation nach Jacobson haben sich – wie bei allen chronischen Schmerzen des Bewegungsapparats – auch zur Linderung von Arthrosebeschwerden bewährt.

Enzymtherapie. Sie ist v. a. eine Option, wenn die Neigung zu häufigen Entzündungen (aktivierte Arthrosen) besteht. Zur Eindämmung der Entzündung wird das Ananasenzym Bromelain in hoher Dosierung einzeln oder in Kombination mit anderen Enzymen (z. B. mit dem Pankreasenzym) in Tabletten- oder Pulverform eingenommen.

Weiterführende Informationen

  • www.leitlinien.net – Stichwortsuche Koxarthrose: Ärztliche Leitlinie zu Diagnostik und Therapie der Hüftgelenksarthrose.
  • www.deutsches-arthrose-forum.de – Nicht kommerzielle, von der Deutschen Arthrose Stiftung unterstützte private Internetseite, Pforzheim: Sehr umfassend und informativ, bietet auch Regionalgruppen und eine Arthrose-Datenbank ("Zugang zum Arthrose Forum"). Wählen Sie über die Rubrik Arthrose-Archiv die Coxarthrose.
  • J. Heisel: Die Endoprothesenschule. Schüling, 2006. Ratgeber zweier Orthopädiechefärzte, bietet guten Überblick.

Hüftimpingement

Hüftimpingement (Femoroacetabuläres Impingement FAI, Hüftenge-Syndrom): Veränderungen im Hüftgelenk, die dazu führen, dass bei Beinbewegungen der Hüftkopf gegen die Gelenkpfanne stößt. Dadurch kommt es zu Bewegungseinschränkungen, Knorpelschäden und Leistenschmerzen. Diese entwickeln sich zunächst langsam und machen sich vor allem beim Sport, Treppensteigen oder bei langem Sitzen bemerkbar. Es werden zwei Formen unterschieden: Beim CAM-Impingement sind Oberschenkelkopf- und hals verdickt und schlagen dadurch an den Pfannenrand. Ursächlich ist wahrscheinlich eine hohe Belastung, z. B. durch Sport. Das Pincer-Impingement beruht meist auf einer zu tiefen Gelenkpfanne, hiervon sind vermehrt Frauen zwischen 20 und 40 Jahren betroffen.

Akut helfen Schmerzmittel, Fango und die Elektrotherapie (TENS) gegen die Schmerzen. Mit speziellen Übungen lassen sich die Muskeln stärken und die Beweglichkeit verbessern. Häufig reichen diese Maßnahmen jedoch nicht aus, um die Beschwerden zu lindern. Dann müssen die ursächlichen knöchernen Veränderungen in einer Gelenkspiegelung oder selten auch einer offenen Hüftoperation beseitigt werden.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Einseitige, tiefsitzende stechende und ziehende Leistenschmerzen, die auch in den Oberschenkel ausstrahlen können
  • Schmerzen vor allem beim Beugen in der Hüfte und beim Nach-Innen-Drehen des Beins
  • Schmerzen zunächst nur zeitweise, z. B. bei starken Belastungen wie Sport
  • Später Schmerzen bei langem Sitzen, Treppensteigen oder Bergauf-Laufen
  • Schonhaltung mit leicht nach außen gedrehtem Bein.

Wann in die Arztpraxis

In den nächsten Tagen, wenn

  • sich oben genannte Schmerzen entwickeln.

Die Erkrankung

Das Hüftgelenk besteht aus dem Oberschenkelkopf und der Hüftgelenkspfanne, die seitlich im Hüftbein liegt. Umschlossen wird die Gelenkpfanne von einem derben Faserring, der Gelenklippe (Labrum acetabuli). Sie vergrößert die Gelenkfläche und dichtet das Gelenk ab. In ihr verlaufen sensible Fasern, die Informationen aus dem Hüftgelenk an das Gehirn melden. Verletzungen der Gelenklippe sind deshalb schmerzhaft.

Mechanisch ist das Hüftgelenk eine Sonderform des Kugelgelenks, und zwar ein sogenanntes Nuss- oder Napfgelenk. Es lässt Bewegungen des Beins in drei Achsen zu: Beugung im Hüftgelenk nach vorne und Streckung nach hinten, Heranführen nach innen und Abspreizen nach außen sowie die Einwärts- und die Auswärtsdrehung. Durch die Nuss- oder Napfform der Gelenkpfanne ist das Bewegungsausmaß jedoch eingeschränkter als beim reinen Kugelgelenk.

Um reibungslos zu funktionieren, muss der Kopf des Oberschenkelhalses gut in der Pfanne gleiten können. Beim Hüftimpingement ist das nicht der Fall: Hier stößt bei Bewegung des Beines der Oberschenkelkopf an das Dach der Hüftgelenkspfanne. Die Folge ist nicht nur eine schmerzhafte mechanische Behinderung der Bewegung. Durch das ständige Aneinanderstoßen bzw. Einklemmen werden Gelenklippe und Gelenkknorpel verletzt. Es kommt zum Knorpelabrieb, manchmal lösen sich auch kleine Teile ab. Am Knochen führt der dauernde Reiz zu Neubildungen von Knochengewebe (Knochensporne), die die Enge im Gelenkspalt noch verstärken. Schließlich schmerzen schon die kleinsten Bewegungen. Wird das Hüftimpingement nicht behandelt, ist die Entwicklung einer Hüftgelenksarthrose unvermeidlich.

Formen

Beim Hüftimpingement werden zwei Formen unterschieden, wobei sehr häufig auch Misch- oder Zwischenformen auftreten.

CAM-Impingement. Hier kommt es zu Knochenwucherungen am Übergang vom Oberschenkelkopf zum schlanken Oberschenkelhals. Der Teil des Knochens, der in der Pfanne gleitet, ist verdickt. Der Oberschenkelkopf schlägt oder drückt deswegen bei Bewegung an das knöcherne Pfannendach und schädigt dort Knorpel und Gelenklippe. Das CAM-Impingement (oder auch Nockenwellen-Impingement) ist bei jungen, männlichen Sportlern häufig, besonders oft betroffen sind Fußballer und Eishockeyspieler.

Pincer-Impingement. Bei dieser auch Beißzangenimpingement genannten Störung ist die Gelenkpfanne zu tief (oder das Pfannendach zu stark ausgeprägt). Deshalb stößt der (normal geformte) Oberschenkelkopf bei Bewegungen immer wieder an die Gelenklippe. Das schädigt nicht nur die Gelenklippe und die schützende Gelenkknorpelschicht: Durch den Dauerreiz produziert der Knochen immer mehr Material und wird immer dicker – was den Gelenkspalt zusätzlich verringert. Das Pincer-Impingement findet sich häufig bei Frauen zwischen 30 und 40 Jahren.

Ursachen

  • Vor allem beim CAM-Impingement halten Orthopäd*innen starke sportliche Belastungen für die Ursache. Kritische Sportarten sind Eishockey, Fußball, Kampfsport, Turnen und Ballett. Daneben sollen Wachstumsstörungen, Anlagefehler oder auch Verletzungen an der Hüfte ein Hüftimpingement auslösen.

Diagnosesicherung

Zunächst wird die Patient*in genau zu den Schmerzen befragt, z. B. wo sie auftreten und ob sie mit bestimmten Bewegungen oder Sport verbunden sind. Bei der körperlichen Untersuchung testet die Ärzt*in die Beweglichkeit des Beines in allen drei Achsen. Ein wichtiger Hinweis sind Schmerzen beim Impingement-Test: Dabei liegt die Patient*in auf dem Rücken, die Hüfte ist in einem 90°-Winkel gebeugt (Oberschenkel senkrecht). Die Ärzt*in bewegt das Bein nach innen und dreht es gleichzeitig einwärts. Beim Impingement stößt der Oberschenkelkopf schmerzhaft an das Pfannendach.

Bildgebende Verfahren. Der verengte Gelenkspalt lässt sich im Röntgen gut nachweisen, zusätzlich sieht man dabei oft knöcherne Anbauten. Knorpelschäden oder Schäden der bindegewebigen Gelenklippe erkennt man im MRT. Auch Bänder, Muskeln und Schleimbeutel sind nur mithilfe des MRT und nicht im Röntgenbild darstellbar. Die Ultraschalluntersuchung der Hüfte gibt wiederum Hinweise darauf, ob sich Flüssigkeit im Gelenk befindet.

Hüftgelenksinfiltration. Manchmal ist unklar, ob die Schmerzen tatsächlich von einem gereizten Hüftgelenk herrühren. Dann spritzen manche Ärzt*innen unter Ultraschall- oder Röntgenkontrolle ein Betäubungsmittel in den Hüftgelenksspalt. Ist wirklich die Hüfte der Auslöser, sind die Schmerzen dann für kurze Zeit verschwunden.

Differenzialdiagnosen. Viele andere Erkrankungen der Hüfte machen ähnliche Beschwerden. Dazu gehören beispielsweise die Hüftgelenksarthrose, die Coxitis und die Schleimbeutelentzündung im Hüftgelenk.

Behandlung

Konservative Maßnahmen lindern die Schmerzen und zögern im frühen Stadium der Erkrankung eine Operation hinaus. Die eigentliche Ursache – also die knöchernen Veränderungen – behandeln sie nicht. Um diese zu beseitigen, ist ein operativer Eingriff erforderlich.

Konservativ

Schonung und Sportpause. In der akuten Phase ist es wichtig, das Gelenk zu schonen. Treten die Beschwerden beim Sport auf, ist eine Sportpause angesagt. Wie lange das erforderlich ist, muss mit der behandelnden Ärzt*in besprochen werden.

Schmerzmittel. Zur Linderung der Schmerzen verordnen die Ärzt*innen meist entzündungshemmende und schmerzstillende NSAR wie Acetylsalicylsäure (z. B. Aspirin®), Diclofenac (z. B. Voltaren® oder Diclac®), Ibuprofen (z. B. Dolgit® oder Ibuprofen AbZ) oder Coxibe wie Etoricoxib (z. B. Arcoxia®).

Kortisoninjektionen. Manche Ärzt*innen empfehlen, entzündungshemmendes Kortison in das Gelenk zu spritzen. Eine kurzfristige Wirkung tritt zwar fast immer ein, ein Langzeiteffekt ist jedoch fraglich. Außerdem ist Kortison nicht ganz ungefährlich. Wird das Kortison aus Versehen nicht in den freien Gelenkraum, sondern den Knorpel gespritzt, kann das Gewebe absterben. Insgesamt sind die Kortison-Injektionen deshalb umstritten.

Physikalische Maßnahmen. Viele Betroffene profitieren von Fangobehandlungen, Elektrotherapie (TENS) oder warmen Bädern.

Physiotherapie. Eine kräftige Hüftmuskulatur entlastet das Hüftgelenk. Deswegen empfehlen Physiotherapeut*innen gezielte kräftigende Übungen (Beispiele siehe "Ihre Apotheke empfiehlt"). Trainiert werden darf aber nur im schmerzfreien Intervall. Bei akuten Schmerzen muss die Hüfte geschont werden.

Operativ

Bei der operativen Behandlung werden die auslösenden Ursachen des Hüftimpingements beseitigt oder korrigiert. So lassen sich beispielsweise störende Knochenanbauten an Gelenkkopf oder Gelenkpfanne abtragen und freie Knorpelteilchen entfernen. Beim CAM-Impingement schleift die Operateur*in außerdem den Oberschenkelhals zurecht und stabilisiert die Gelenklippe.

Heute ist ein solcher Eingriff meist im Rahmen einer Gelenkspiegelung (Arthroskopie) möglich. Anstelle einer offenen Operation genügen kleine Schnitte, über die ein Endoskop mit Kamera sowie die erforderlichen Werkzeuge in das Gelenk eingeführt werden. Offen operiert man allerdings noch immer, wenn größere Korrekturen am Hüftgelenk nötig sind, z. B. die Korrektur des Schenkelhalswinkels.

Nachbehandlung. Je nach Eingriff ist bis zu 6 Wochen nach der OP das Gehen nur mit Unterarmgehstützen erlaubt. In der Physiotherapie wird die Hüfte zunächst ohne Belastung bewegt, z. B. auf einem Fahrradergometer. Nach und nach sind unter Aufsicht Kräftigungsübungen sinnvoll (Crosstrainer, Wassergymnastik). Treten Schmerzen auf, wird die Belastung wieder reduziert. Eine Vollbelastung ist etwa 12 bis 16 Wochen nach der Operation wieder möglich.

Prognose

Unbehandelt droht beim Hüftimpingement die Entwicklung einer Hüftgelenksarthrose.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Muskelaufbau. Im akuten, schmerzhaften Stadium eines Hüftimpingements sind Sportpause und Schonung angesagt. Ansonsten helfen – nach Rücksprache mit der behandelnden Ärzt*in – spezielle Übungen, die Muskulatur aufzubauen und das Hüftgelenk dadurch zu entlasten. Beispiele dafür sind:

  • Beckenhebung. Legen Sie sich auf den Rücken, die Arme neben dem Körper, die Beine angewinkelt. Die Füße stehen unter den Knien. Fersen in den Boden drücken, Becken heben. Oberschenkel und Rumpf sollen wie ein Brett in einer geraden Linie sein. Mehrere Sekunden halten, Becken bis auf wenige Zentimeter über dem Boden senken und dann wieder anheben. 15 bis 20-mal wiederholen.
  • Bein heben in Seitenlage. In Seitenlage auf den Boden legen, der Arm stützt den Kopf, die Beine liegen übereinander. Fußspitzen anziehen, oberes Bein gestreckt nach oben heben. Vorsichtig wieder senken, etwa 15-mal wiederholen. Seite wechseln. Zur weiteren Kräftigung der Muskulatur können Sie ein dehnbares Theraband um die Knöchel wickeln und das Bein gegen diesen Druck anheben.

Sport. Nach einer Impingement-Operation darf nach Rücksprache mit der Ärzt*in auch wieder Sport getrieben werden. Am hüftfreundlichsten und deshalb schon nach etwa 6 Wochen erlaubt sind Schwimmen und Radfahren. Wann belastende Sportarten wieder möglich sind, hängt vom individuellen Fall ab. Häufig dauert es etwa ein halbes Jahr.

Hüftkopfgleiten

Hüftkopfgleiten (Epiphyseolysis capitis femoris): Abgleiten des Hüftkopfs vom Hals des Oberschenkelknochens im Bereich der Wachstumsfuge ohne Einwirkung von Gewalt. Einer von 10.000 Heranwachsenden ist betroffen, meist in der Frühpubertät, Jungen etwas häufiger als Mädchen. Bei der häufigeren Lenta-Form vergeht oft einige Zeit bis zur Diagnose, weil sich die Schmerzen weniger in der Hüfte als in Knie und Oberschenkel bemerkbar machen. Die seltene akute Form ist ein orthopädischer Notfall mit stärksten Schmerzen, oft bricht die Patient*in zusammen und kann nicht mehr laufen.

Eine Operation ist bei beiden Formen unumgänglich. Lässt sich das Hüftgelenk ohne Fehlstellungen korrigieren, ist die Prognose gut. Ansonsten droht ein früher Gelenkverschleiß samt Hüftgelenksarthrose.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Belastungsabhängige Schmerzen in der Leiste, im Oberschenkel oder im Knie bei Lenta-Formen
  • Plötzlich auftretende stärkste Schmerzen, Geh- und/oder Steh-Unfähigkeit bei der akuten Form.

Wann in die Arztpraxis

Sofort, bei

  • plötzlichen starken Schmerzen im Hüftbereich und Geh-Unfähigkeit.

In der nächsten Woche, wenn

  • bei Kindern und Jugendlichen wiederholt Schmerzen im Knie, im Oberschenkel oder der Hüfte auftreten.

Die Erkrankung

Der Hüftkopf (Oberschenkelkopf) ist das obere Ende des Oberschenkels. Er sitzt auf dem Oberschenkelhals und bildet zusammen mit der Hüftgelenkspfanne des Beckens das Hüftgelenk. Bei Jugendlichen sind die Knochen noch nicht ausgereift, in den Wachstumsfugen wächst der Knochen noch in die Länge. Eine der Wachstumsfugen befindet sich zwischen Hüftkopf und Schenkelhals. Aus unbekannten Gründen lockert sich das Knochengewebe bei manchen Jugendlichen in dieser Wachstumsfuge mit unterschiedlichen Folgen.

Lenta-Form (Epiphyseolysis capitis femoris lenta). In 75 % der Fälle führen die Auflockerungen in der Wachstumsfuge dazu, dass der Hüftkopf über Wochen und Monate hinweg langsam vom Oberschenkelknochen abgleitet. Die Lenta-Form macht lange Zeit kaum Beschwerden. Oft spüren die betroffenen Jugendlichen nur ein gelegentliches Ziehen in Leiste, Oberschenkel und Knie oder eine rasche Ermüdbarkeit des erkrankten Beins.

Akute Form (Epiphyseolysis capitis femoris acuta). Selten (etwa 10 % der Fälle) löst sich die Wachstumsfuge plötzlich komplett ab und der Hüftkopf trennt sich vom Oberschenkelhals. Die akute Form entsteht meist verletzungsbedingt, kann sich aber auch (z. B. beim Schulsport) auf eine Lenta-Form "aufpfropfen" (Epiphyseolysis capitis femoris acuta ad lentam, 15 % der Fälle). Die plötzlichen Schmerzen sind so stark, dass die Beweglichkeit im Hüftgelenk eingeschränkt ist und sich das Bein kaum mehr belasten lässt.

Ursachen und Risikofaktoren

Die Ursache ist unklar. Vermutet wird ein multifaktorielles Geschehen, wobei folgende Faktoren die Erkrankung begünstigen:

  • Übergewicht
  • Hormonelle Einflüsse (die Erkrankung entwickelt sich v. a. zu Beginn eines pubertären Wachstumsschubs, außerdem tritt sie häufiger bei verzögerter Geschlechtsreifung auf)
  • Genetische Einflüsse.

Komplikationen

Eine schwere Komplikation ist das Absterben des Hüftkopfes (Hüftkopfnekrose). Sie droht, wenn durch das Abgleiten des Hüftkopfs die versorgende Arterie abknickt und der Knochen nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird. Manchmal bleibt eine Einschränkung der Beweglichkeit zurück, möglich ist auch die Entwicklung eines Hüftimpingements. Langfristig kommt es oft zu einer Hüftgelenksarthrose. Eine weitere schwerwiegende Komplikation ist die Auflösung des Knorpels im Hüftgelenk, das Waldenström-Syndrom.

Diagnosesicherung

Ein übersehenes Hüftkopfgleiten hat ernste Folgen. Deswegen sollten Jugendliche mit unklaren Beschwerden im Bereich der Hüfte, des Oberschenkels, aber auch des Knies immer eine Ärzt*in aufsuchen.

Körperliche Untersuchung. Zunächst untersucht die Ärzt*in das schmerzende Bein, um die Erkrankung einzugrenzen und um festzustellen, ob die Hüfte betroffen ist. Meist hält die Patient*in das Bein nach außen gedreht und hinkt beim Gehen. Im Liegen lässt sich das gebeugte Bein dann nicht nach einwärts drehen.

Bildgebende Untersuchung. Manchmal ist das Abrutschen des Hüftkopfs schon in einer Ultraschalluntersuchung der Hüfte sichtbar. Entscheidend ist jedoch die Röntgenuntersuchung. Zum Seitenvergleich, aber auch weil in jedem zweiten Fall beide Hüften betroffen sind, werden immer beide Hüften geröntgt. Im Röntgenbild lassen sich dann beispielsweise eine unregelmäßige Wachstumszone und eine Verschiebung des Hüftkopfs erkennen sowie der Abrutschwinkel beurteilen. Im Zweifelsfall klärt auch der Kernspin die Diagnose.

Differenzialdiagnosen. Ähnliche Beschwerden bei Kindern oder Jugendlichen finden sich z. B. bei der Coxitis fugax, dem Morbus Perthes und der schnappenden Hüfte (Coxa saltans).

Behandlung

Die Behandlung ist wegen der drohenden Komplikationen operativ, wobei das Verfahren vom Ausmaß der Verschiebung abhängig ist. Da die Krankheit oft beidseitig auftritt, ist es meist ratsam, auch die gesunde, d. h. noch beschwerdefreie Hüfte zu operieren. Bei den akuten Formen ist bis zur Operation immer Bettruhe angesagt, bei den Lenta-Formen reicht in leichten Fällen die Entlastung mit Gehstützen bis zum Eingriff.

  • Lenta-Form. Bei einer Verschiebung mit einem Abrutschwinkel < 30° fixieren die Ärzt*innen den Hüftkopf mit Schrauben oder Drahtstiften. Ist die Fehlstellung größer (Abrutschwinkel > 30°), wird der Schenkelhals umgestellt, z. B. im Rahmen einer Umstellungsosteotomie nach Imhäuser. Eine Osteotomie bedeutet, dass der betroffene Knochen durchtrennt und dann in der gewünschten Position wieder zusammengefügt und fixiert wird.
  • Akute Form. Sie erfordert eine notfallmäßige Operation innerhalb weniger Stunden, um die Durchblutung zu erhalten. Der abgerutschte Hüftkopf wird wieder eingerichtet (reponiert) und dann verschraubt oder mit Drähten gesichert.

Nach dem Eingriff schonen Gehstützen die Hüfte für 6–12 Wochen. Nach Abschluss des Wachstums wird das eingebrachte Material (Drähte, Schrauben) meist wieder entfernt.

Prognose

Bei rechtzeitiger Operation sind die Heilungsaussichten auch bei weit abgerutschten Hüftköpfen sehr gut. Dennoch lassen sich Spätschäden wie eine Arthrose nicht sicher ausschließen.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Frühzeitig in die Arztpraxis. Wenn Ihr Kind über Schmerzen in Knie, Oberschenkel oder Hüfte klagt, zögern Sie den Besuch einer Arztpraxis nicht hinaus. Um ein Hüftkkopfgleiten schnell auszuschließen, ist es zudem empfehlenswert, gleich eine Orthopäd*in zu konsultieren.

Hüftkopfnekrose

Hüftkopfnekrose des Erwachsenen (Femurkopfnekrose): (Teilweises) Absterben des Hüftkopfs mit der Folge einer schweren Arthrose. Bemerkbar macht sich die Erkrankung durch belastungsabhängige Leistenschmerzen und Bewegungseinschränkungen, vor allem beim Einwärtsdrehen des Beines. Häufig ist die Ursache unklar, hier spricht man von einer idiopathischen Hüftkopfnekrose. Ihr zugrunde liegt vermutlich eine Minderdurchblutung des Hüftkopfes, die durch verschiedene Faktoren (Rauchen, Kortisoneinnahme) begünstigt wird. Betroffen sind vor allem Männer zwischen 30 und 40 Jahren. Hüftkopfnekrosen treten aber auch als Spätfolge einer Verletzung auf, (traumatische Hüftkopfnekrose), etwa nach Bruch des Hüftkopfs oder des Oberschenkelhalses.

Unbehandelt dauert es 2 bis 3 Jahre, bis Hüftkopf und Hüftgelenk irreversibel zerstört sind. Konservative Maßnahmen wie die Entlastung des Gelenks mit Gehstützen und Schmerzmitteln sind allein wenig hilfreich und werden vor allem begleitend zu einer operativen Therapie empfohlen. Operiert wird in frühen und mittleren Stadien gelenkerhaltend, z. B. mit einer Anbohrung des Femurkopfs. Im Spätstadium ist in der Regel ein Gelenkersatz erforderlich.

Hinweis: Eine Sonderform der Hüftkopfnekrose ist der Morbus Perthes (juvenile Hüftkopfnekrose, idiopathische kindliche Hüftkopfnekrose) bei Kindern von 3–12 Jahren mit sehr guten Heilungschancen. Mehr dazu siehe dort.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Oft schleichender Beginn mit Ziehen in der Leiste
  • Später einschießende starke Leistenschmerzen, eventuell in Oberschenkel und Knie ausstrahlend
  • Schonhaltung mit schiefem Becken, Schmerzhinken
  • Starke Einschränkung in der Beweglichkeit.

Wann in die Arztpraxis

In den nächsten Wochen, wenn

  • leichtere Beschwerden länger als 3 Tage anhalten.

Innerhalb von 3 Tagen bei

  • allen akuten Schmerzen in Leiste, Oberschenkel oder Knie.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Bei der idiopathischen Hüftkopfnekrose ist die Ursache für die Erkrankung nicht bekannt. Vermutet wird aber, dass eine Minderdurchblutung des Hüftkopfs der Auslöser ist. In der Folge wird das Knochengewebe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff, Mineralien und Nährstoffen versorgt. Das stört den natürlichen, regelmäßigen Knochenauf- und- abbau. Der Knochen verliert an Stabilität und bricht ein, der Hüftkopf wird schließlich komplett zerstört und es entwickelt sich eine schwere Hüftgelenksarthrose.

Begünstigt wird die idiopathische Hüftkopfnekrose beispielsweise durch:

  • Stoffwechselstörungen wie Diabetes mellitus, Fettstoffwechselstörungen, Gicht, Gerinnungsstörungen, Blutkrebs
  • Kortisoninjektionen in das Hüftgelenk
  • Kortisoneinnahme, als kritisch gilt eine tägliche Dosis ≥ 2g über 2 bis 3 Monate
  • Alkoholismus, Rauchen
  • Bestrahlungen und/oder zytostatische Therapien bei Krebs
  • Rheumatische Erkrankungen wie Lupus erythematodes
  • Caissonkrankheit bei Tauchern (durch zu schnelles Auftauchen bilden sich Gasbläschen in den Arterien, die die Gefäße verstopfen können).

Auch Verletzungen schädigen die Hüftkopfgefäße, sodass die Versorgung des Hüftknopfes unterbrochen ist. Diese sogenannten traumatischen Hüftkopfnekrosen drohen vor allem nach Oberschenkelhalsbrüchen. Hüftgelenksverrenkungen und Hüftkopfbrüchen und können sich noch viele Jahre nach dem eigentlichen Ereignis entwickeln.

Klinik und Verlauf

Die Hüftkopfnekrose beginnt oft schleichend mit einem Ziehen in der Leiste bei Belastung. Später folgen dann einschießende, starke Schmerzen und eine eingeschränkte Beweglichkeit in der Hüfte. Die Beschwerden sind unspezifisch, durch die Ausstrahlung manchmal sogar im Knie am stärksten. Deswegen bleibt die Hüftkopfnekrose oft lange unerkannt. Sowohl mit als auch ohne Behandlung ist der Verlauf schwer vorauszusagen. Bei einigen Patient*innen kommt die Krankheit manchmal vollständig zum Stillstand, schreitet dann aber wieder ohne erkennbaren Anlass fort. Der Endzustand ist meist eine schwere Hüftgelenksarthrose.

Stadieneinteilung. Die Hüftkopfnekrose des Erwachsenen wird mit der ARCO-Klassifikation eingeteilt:

  • Stadium 0 (Initialstadium): In diesem Stadium gibt es bereits Veränderungen am Hüftkopf, die jedoch nur über eine Gewebeprobe nachweisbar sind. Röntgen und MRT sind unauffällig, Beschwerden meist noch nicht vorhanden.
  • Stadium I (reversibles Frühstadium): Röntgen und CT sind unauffällig. Vor allem im MRT, manchmal auch in der Szintigrafie sind jedoch die ersten abgestorbenen Gebiete (Nekrosen) zu erkennen.
  • Stadium II (irreversibles Frühstadium): Im Röntgen zeigen sich Entkalkungen am Hüftkopf, wobei dessen Kontur und der Gelenkspalt noch unverändert sind. Im MRT sind weitere Deformitäten zu sehen.
  • Stadium III (Übergangsstadium): Im Röntgen und im MRT zeigen sich weitere strukturelle Veränderungen wie Bruchlinien unter der Knorpelschicht und ein abgeflachter Hüftkopf. Spätestens jetzt kommt es zu starken Schmerzen und Einschränkungen der Bewegung im Hüftgelenk.
  • Stadium IV (Spätstadium): In Röntgen und MRT erkennt man die deutlich sichtbare Abflachung des Hüftkopfs, Arthrosezeichen wie die Gelenkzerstörung und Verschmälerung des Gelenkspalts.

Diagnosesicherung

Zunächst untersucht die Ärzt*in die betroffene Hüfte, um die Erkrankung einzugrenzen. Hinken oder Bewegungseinschränkungen lenken den Verdacht schnell auf die Hüfte.

Bildgebende Verfahren. Im Röntgenbild zeigen sich die Veränderungen am Hüftkopf meist erst in späteren Stadien (ab ARCO II). Das Frühstadium ARCO I ist aber – auch bei unauffälligem Röntgenbild – im Kernspin oft erkennbar. In fortgeschrittenen Stadien hilft der Kernspin zudem, das Ausmaß der Erkrankung zu beurteilen. Weil häufig beide Hüftgelenke betroffen sind (auch wenn dabei manchmal nur eine Seite schmerzt), werden in der Regel von beiden Hüften Aufnahmen angefertigt. Neben Röntgen und MRT kommen bei speziellen Fragestellungen auch die CT oder eine Skelettszintigrafie zum Einsatz.

Biopsie. Gewebeproben werden heute zur Diagnose einer Hüftkopfnekrose nicht mehr entnommen.

Differenzialdiagnosen. Hüftschmerzen werden beispielsweise auch verursacht durch Hüftgelenksarthrose, Hüftdysplasie, Coxitis, Hüftimpingement oder einen Hüftkopfbruch, Knochentumoren und Metastasen.

Behandlung

Bei der Hüftkopfnekrose gibt es keine ursächliche Therapie. Um die Risikofaktoren zu minimieren, sollte auf Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum verzichtet werden. Außerdem ist es wichtig, Grunderkrankungen wie einen Diabetes mellitus oder eine Gicht erfolgreich zu behandeln.

Die Behandlung der Hüfte selbst richtet sich nach dem Stadium der Erkrankung und den Beschwerden.

Konservativ

Konservative Maßnahmen sind vor allem unterstützend bis zur Operation oder begleitend zur operativen Therapie hilfreich. Als alleinige Behandlungsmaßnahmen reichen sie den aktuellen Leitlinien zufolge nicht aus. Das zeigt eine Studie, bei der die Entlastung mit Gehstützen untersucht wurde: 3/4 dieser Patienten hatten knapp 3 Jahre nach der Diagnose sowohl mehr Beschwerden als auch einen schlechteren Röntgenbefund.

Entlastung. Nicht nur Gehstützen entlasten den Hüftkopf. Genauso wichtig ist es, bei Übergewicht abzunehmen und das Hüftgelenk allgemein zu schonen.

Schmerzmittel. Gegen die Schmerzen verordnen die Ärzt*innen entzündungshemmende und schmerzlindernde Substanzen wie wie Diclofenac (z. B. Voltaren® oder Diclac®), Ibuprofen (z. B. Dolgit® oder Ibuprofen AbZ) oder Etoricoxib (z. B. Arcoxia®).

Medikamente. Können oder wollen Betroffene nicht operiert werden, ist ein Therapieversuch mit gefäßerweiternden Medikamenten möglich. Im Stadium ARCO I bis II kann Iloprost die Schmerzen reduzieren und die Prozesse im Knochen abmildern. Es handelt sich dabei um eine Off-Label-Therapie, das heißt, dass das Medikament zu diesem Zweck keine explizite Zulassung hat.

In der Diskussion ist auch, ob Bisphosphonate die Zerstörung des Hüftkopfes verzögern. Langzeituntersuchungen stehen jedoch noch aus.

Operativ

Gelenkerhaltende Operationen. Diese Verfahren sind geeignet für die ARCO-Stadien I und II sowie je nach Ausprägung und Lokalisation der Nekrose auch im Stadium III. Die verschiedenen Methoden sind vergleichbar wirksam.

  • Core Decompression. Bei dieser "zentralen Markraumdekompression" bohrt die Ärzt*in die Nekrose im Hüftkopf an. Das reduziert den Druck im Knochen und soll so die Durchblutung und die Regeneration im Gewebe verbessern und damit die Schmerzen lindern. Die Anbohrung wird in den Stadien ARCO I und II empfohlen. Bei kleinen Defekten scheint es effektiv zu sein, sie mit einer Knochentransplantation oder einer anschließenden Infusion mit dem gefäßerweiternden Wirkstoff Iloprost zu kombinieren.
  • Umstellungsosteotomie. Hier versuchen die Ärzt*innen, durch Umstellung der Oberschenkelachse die abgestorbenen Gebiete des Hüftkopfs aus der Krafteinwirkung im Gelenk herauszudrehen. Dazu wird der Knochen durchtrennt und dann in der gewünschten Position wieder zusammengefügt und fixiert. Diese Operation ist sehr anspruchsvoll und kein Routineverfahren. Sie kommt in den ARCO-Stadien II und III zum Einsatz. Mögliche Komplikationen sind die Verkürzung des betroffenen Beines durch Umstellung des Gelenks und die Schädigung der Gesäßmuskeln.
  • Knorpel- oder Knochen-Transplantationen. Das Verpflanzen neuen Gewebes ist bei der Hüftkopfnekrose noch in der Erprobung. Vor allem Knorpeltransplantationen haben bisher eher widersprüchliche Ergebnisse erbracht. Die Knochentransplantation hat in Kombination mit der Core Decompression bei sehr kleinen Nekrosen Erfolge gezeigt.

Gelenkprothese. Bei schweren Fällen mit Zerstörung des Gelenks (ARCO IV) bleibt als letzte Behandlungsmöglichkeit nur eine künstliche Hüfte (Hüft-Totalendoprothese). Meist wird dabei eine zementfreie Prothese eingesetzt, da aufgrund des jungen Alters der Patient*innen ein späterer Prothesenwechsel wahrscheinlich und dieser mit einer zementfreien Variante etwas einfacher ist.

Bei Patient*innen mit Sichelzellanämie oder einem Morbus Gaucher ist das Risiko erhöht, dass die Hüftgelenksprothese z. B. aufgrund von Lockerung oder Infektion früher ausgetauscht werden muss. Das Gleiche gilt für Patient*innen nach einer Nierentransplantation.

Prognose

In seltenen Fällen heilen Hüftkopfnekrosen im frühen Stadium von selbst aus. Meist schreitet die Erkrankung jedoch fort. Unbehandelt dauert es etwa 2 bis 3 Jahre, bis das Hüftgelenk komplett zerstört ist.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Früh in die Arztpraxis. Hüftbeschwerden dürfen nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Vor allem bei der Hüftkopfnekrose hängt der Therapieerfolg entscheidend von einer frühen Therapie ab. Bei wiederholtem Ziehen oder Schmerzen in der Leiste ist deshalb möglichst bald eine Ärzt*in, am besten gleich eine Hüftspezialist*in aufzusuchen.

Sport. Wenn die Ärzt*in Sport erlaubt, eignen sich vor allem hüftschonende Sportarten wie Schwimmen oder Aquajogging. Mit der richtigen Technik sind meist auch Nordic Walking und gemäßigtes Radfahren möglich. Sobald Schmerzen auftreten, darf aber nicht mehr gesportelt werden.

Komplementäre Medizin

Zur Behandlung der Hüftkopfnekrose werden die unterschiedlichsten Verfahren empfohlen. Leider sind die meisten wenig effektiv. Die Leitlinien nehmen nach Sichtung entsprechender Studien dazu folgendermaßen Stellung:

  • Die Hyperbare Sauerstofftherapie wird nicht empfohlen. Zwar kann sie in den frühen Stadien die Schmerzen reduzieren, hat aber keinen Effekt auf das Fortschreiten der Erkrankung.
  • Auch für die Therapie mit Stoßwellen konnte keine Wirkung auf das Fortschreiten einer Hüftkopfnekrose nachgewiesen werden, das Gleiche gilt für Ultraschallbehandlungen. Beides wird deshalb von den Leitlinien nicht empfohlen.
  • Die Elektrostimulation scheint zwar die klinischen Beschwerden in frühen Stadien zu bessern, verzögert das Fortschreiten der Erkrankung aber ebenfalls nicht. Die Leitlinien raten von der Therapie der Hüftkopfnekrose mit Elektrostimulation ab.

Hüftluxation

Hüftluxation (Ausrenkung bzw. Verrenkung des Hüftgelenks): Fehlstellung des Hüftgelenks, bei der sich der Gelenkkopf außerhalb der Pfanne befindet. Die verletzungsbedingte Hüftluxation ist selten, sie tritt bei hüftgesunden Menschen im mittleren Lebensalter vor allem nach Unfällen mit erheblicher Krafteinwirkung auf. Als Beschwerden zeigen sich Schmerzen und Bewegungseinschränkungen, oft bestehen gleichzeitig Brüche im Bereich des Beckens. Unter operativer Therapie heilt die verletzungsbedingte Hüftluxation meist gut aus.

Der häufigeren, angeborenen Hüftluxation liegt eine erblich bedingte Fehlanlage der Hüftgelenkpfanne zugrunde. Mehr dazu unter Hüftdysplasie.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Stärkste Schmerzen im Gesäß oder in der Leiste
  • Betroffenes Bein meist in der Hüfte gebeugt und bewegungsunfähig.

Wann in die Arztpraxis

Sofort, wenn

  • nach einem Unfall starke Schmerzen in Gesäß oder Leiste bestehen.

Die Erkrankung

Das Hüftgelenk besteht aus der im Hüftbein des Beckens liegenden Gelenkpfanne und dem kugeligen Oberschenkelkopf. Das Hüftgelenk wird von einer sehr straffen Gelenkkapsel stabilisiert, die zusätzlich von Bändern verstärkt wird.

Durch die straffe Umhüllung ist ein gesundes Hüftgelenk gut vor dem Ausrenken geschützt. Deshalb ist die traumatische (verletzungsbedingte) Hüftgelenksluxation selten. Typischerweise trifft sie Menschen im mittleren Lebensalter, wenn der Knochen noch stabil ist. Denn im höheren Lebensalter ist die Knochendichte häufig vermindert, dann bricht bei Unfällen eher der Oberschenkelhals, bevor sich der Oberschenkelkopf auskugelt.

Einteilung. Hüftluxationen werden nach der Richtung des Ausrenkens eingeteilt. Ausrenkungen nach hinten (Luxatio iliaca oder Luxatio ischiadica) sind häufiger als Ausrenkungen nach vorne (Luxatio suprapubica und Luxation obturatoria).

Ursachen

Als Verletzungsursache kommen ausschließlich schwere Krafteinwirkungen infrage, z. B. ein Anprall des Knies am Armaturenbrett bei einem Autounfall oder ein Sturz aus großer Höhe.

Eine weitere, seltene Ursache sind Lähmungen bei Muskel- oder Nervenerkrankungen (z. B. Poliomyelitis oder Zerebralparese). Auch bei einer Hüft-Totalendoprothese ist eine Hüftluxation möglich (siehe TEP-Luxation), weil die Muskulatur nach dem Eingriff geschwächt und das Gelenk nicht ausreichend stabilisiert ist.

Klinik und Komplikationen

Typische Beschwerden sind stärkste Schmerzen schon bei kleinsten Bewegungen und eine sichtbare Fehlstellung. Häufig liegen Begleitverletzungen an der Hüfte vor, wie etwa ein Bruch der Hüftgelenkspfanne (Azetabulumfraktur). Als Komplikation, vor allem bei Ausrenkungen nach hinten, kommt es gelegentlich zur Schädigung des Ischiasnervs mit entsprechenden Lähmungserscheinungen.

Spätfolgen

In etwa 10 % der Fälle entwickeln sich Spätfolgen wie ein Absterben des Hüftkopfs (Hüftkopfnekrose) oder eine Hüftgelenksarthrose.

Diagnosesicherung

Oft lässt sich die Ausrenkung des Hüftgelenks schon durch die Fehlstellung des Beines erkennen. Bei einer hinteren Luxation ist das Bein nach innen gedreht, bei der vorderen Luxation häufiger nach außen. Gesichert wird die Diagnose mit Röntgenaufnahmen des Beckens. Um mögliche Schäden am Ischiasnerv oder den Arterien nicht zu übersehen, prüft die Ärzt*in die Berührungsempfindlichkeit und die Durchblutung des Beines.

Behandlung

Die traumatische Hüftluxation verlangt wegen der starken Schmerzen und der Gefahr einer Hüftkopfnekrose (Absterben des Hüftkopfs) eine schnellstmögliche Behandlung. Zu den Erstmaßnahmen zählen Schmerztherapie, schmerzarme Lagerung und eine provisorische Schienung der verletzten Hüfte.

Einrenkung. Eine anschließende Einrichtung (Reposition) ist nur in Narkose möglich, da die schmerzbedingte Muskelanspannung jeden Einrichtungsversuch vereitelt. Der korrekte Sitz des Hüftkopfs in der Pfanne wird mit erneuten Röntgenaufnahmen kontrolliert. Da beim Einrenken Nerven und Arterien geschädigt werden können, prüft die Ärzt*in danach erneut Durchblutung und Berührungsempfindlichkeit des Beines. Brüche im Bereich der Gelenkpfanne erfordern meist eine Operation, um Folgeschäden wie einen verfrühten Gelenkverschleiß zu vermeiden.

Nachbehandlung. War die Hüfte lediglich verrenkt, ist nach der Einrenkung ein längerer Krankenhausaufenthalt nicht erforderlich. Für die Dauer von 3 bis 6 Wochen sind Geh-Hilfen zu verwenden, um die frisch eingerenkte Hüfte zu schonen. Um eine Hüftkopfnekrose auszuschließen, empfehlen viele Orthopäd*innen, das Hüftgelenk 3 Monate nach dem Einrenken mittels MRT zu kontrollieren.

Prognose

Bei früher Einrenkung ist die Prognose gut. Langfristig ist nach einer Hüftluxation das Risiko für eine Hüftgelenksarthrose erhöht, in manchen Fällen entwickelt sich auch eine Hüftkopfnekrose.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Teilbelastung. Halten Sie sich nach dem Einrenken Ihrer Hüfte an die Vorgaben aus dem Krankenhaus! Gehen mit Teilbelastung bedeutet, dass beim Laufen mit Geh-Hilfe das betroffene Bein nur leichten Sohlenkontakt haben darf (entspricht etwa 15 kg Belastung).

Morbus Perthes

Morbus Perthes (juvenile Hüftkopfnekrose, idiopathische kindliche Hüftkopfnekrose): Absterben und Wiederaufbau von Teilen des Hüftkopfs im Kindesalter. Betroffen sind vor allem Jungen zwischen 4 und 8 Jahren. Die mehrere Jahre dauernde Erkrankung macht sich anfangs oft lediglich in zeitweiligem Hinken bemerkbar, später folgen Schmerzen in Leiste oder Knie. Ursache ist wahrscheinlich eine ungenügende Blutversorgung des Hüftkopfs während des stärkeren Knochenwachstums.

Rechtzeitig behandelt heilt der Morbus Perthes in vielen Fällen folgenlos aus. Die Therapie richtet sich nach dem Alter des Kindes und den Schäden am Knochen. Sie reicht von Maßnahmen wie Entlasten des Hüftgelenks mit Gehstöcken und Rollstuhl sowie Krankengymnastik bis hin zur (selten erforderlichen) Operation.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Anfangs oft nur gelegentliches Hinken
  • Schmerzen in der Hüfte, bei manchen Kindern auch in Oberschenkel oder Knie ausstrahlend oder ausschließlich dort
  • Unlust zu Laufen.

Wann in die Arztpraxis

Innerhalb von 1–2 Tagen bei

  • Schmerzen in Leiste, Oberschenkel oder Knie
  • neu aufgetretenem Hinken.

Die Erkrankung

Der Hüftkopf (Oberschenkelkopf) ist das obere Ende des Oberschenkels. Er sitzt auf dem Oberschenkelhals und bildet zusammen mit der Hüftgelenkspfanne im Hüftbein des Beckens das Hüftgelenk. Hüftkopf und Pfanne müssen genau zueinander passen, damit die Bewegungen reibungslos ablaufen. Alles, was diesen reibungslosen Ablauf stört, verschleißt die Gelenkstrukturen.

Das trifft auch für die langwierige Erkrankung Morbus Perthes zu: Hier sterben Bereiche des Hüftkopfs zunächst ab und werden dann über Monate und Jahre hinweg vom Körper wieder aufgebaut. Diese Vorgänge können in sehr unterschiedlichem Ausmaß ablaufen: Es gibt Kinder, bei denen die Erkrankung folgenlos ausheilt und sich der geschädigte Hüftkopf komplett wieder passend regeneriert. Bei anderen sind die Schäden am Knochen dagegen so ausgeprägt, dass Kopf und Pfanne nicht mehr zusammenpassen und eine Operation erforderlich ist, um das Hüftgelenk zu retten. In jedem Fall braucht der Hüftkopf 3 bis 5 Jahre, bis er ausgeheilt ist. Dabei werden folgende Phasen durchlaufen:

  • Im Initialstadium sterben zunächst die Teile des Hüftkopfs ab, die unter der Knorpelschicht liegen. Das Grundgerüst bleibt bestehen, weshalb der Hüftkopf auch rund bleibt. Im Röntgenbild ist dabei nur ein verbreiteter Gelenkspalt zu erkennen.
  • Schreitet die Erkrankung fort, bricht nach etwa 2 bis 6 Monaten das Grundgerüst des Hüftkopfs zusammen. Im Röntgenbild sieht man dabei eine verdichtete Knochenstruktur, weshalb das Stadium Kondensationsstadium heißt.
  • Schließlich kommt es zu Brüchen in der knorpeligen Gelenkfläche des Hüftkopfs, auch der Knochen bricht weiter zusammen Dieses Fragmentationsstadium wird etwa 12 Monate nach Erkrankungsbeginn erreicht.
  • Nach dem Zusammenbruch baut sich der knöcherne Hüftkopf wieder auf. Es wachsen Gefäße ein, Knochenzellen siedeln sich an und bilden Knochensubstanz. Das Reparationsstadium beginnt je nach Ausprägung der Schäden 2 bis 3 Jahre nach Erkrankungsbeginn. In dieser Umbauphase ist der Hüftkopf vermindert belastbar, d. h., bei Belastung droht er flacher oder breiter zu werden.
  • Schließlich ist der Knochen ausgeheilt (Ausheilungsstadium), wobei der Endzustand individuell verschieden ist: Der Hüftkopf kann wieder so aussehen wie vorher und perfekt in die Pfanne passen. Er kann aber auch deformiert sein. Passen Hüftkopf und Hüftpfanne trotz Deformierung noch gut zueinander, spricht man von einer (prognostisch günstigen) pathologischen Kongruenz. Passen neu aufgebauter Hüftkopf und Pfanne nicht mehr reibungslos zueinander, hat sich eine Inkongruenz entwickelt. In diesem Fall droht das Gelenk früh zu verschleißen und arthrotisch zu werden.

Ursachen

Als Hauptursache für das Absterben von Teilen des Hüftkopfs gilt eine Minderdurchblutung in diesem Gebiet. Wie es dazu kommt, ist jedoch noch nicht abschließend geklärt. Vermutet wird eine anlagebedingte Störung der Hüftkopfgefäße. Auch eine erhöhte Blutgerinnung durch Blutgerinnungsstörungen verschlechtert die Hüftkopfdurchblutung und erhöht das Risiko für den Morbus Perthes.

Daneben sollen wiederholte kleinste Verletzungen im Gelenk eine Rolle spielen. Das könnte auch erklären, warum die Erkrankung bei hyperaktiven, viel herumspringenden Kindern etwas häufiger ist. Außerdem findet sich bei Kindern mit Morbus Perthes insgesamt ein "zu junges" Skelettalter, d. h., die Skelettreifung ist verzögert.

Komplikationen

Wird die Erkrankung erst spät erkannt und therapiert, kann eine Deformierung des Hüftkopfs zurückbleiben. Neben einer Beinlängendifferenz mit all ihren Problemen droht durch die Veränderungen im Gelenk langfristig eine Hüftgelenksarthrose.

Diagnosesicherung

Hinken oder Bewegungseinschränkungen lenken den Verdacht auf eine Hüfterkrankung. Bei Kindern ist auch ein Schmerz im Knie ein Hinweis darauf, dass etwas mit der Hüfte nicht stimmt.

Körperliche Untersuchung. Die Kinderorthopäd*in untersucht Hüfte und Bein genau und prüft deren Beweglichkeit in alle Richtungen, sowohl in Bauch- als auch in Rückenlage. Häufig lässt sich ein Druckschmerz in der Leiste auslösen.

Für eine Problematik in der Hüfte spricht auch das Vierer-Zeichen. Es wird folgendermaßen ausgelöst:

  • Das Kind liegt auf dem Rücken und legt die Ferse des betroffenen Beins auf das Knie des anderen Beins. Dies ist meist schon schmerzhaft, weil die Bewegung zu einer Außendrehung und Abspreizung im betroffenen Hüftgelenk führt.
  • Um die Bewegung zu verstärken, drückt die Ärzt*in vorsichtig das nach außen zeigende Knie des betroffenen Beins nach unten.

Das Vierer-Zeichen ist positiv, wenn die Bewegung Schmerzen verursacht und/oder das Knie sich nicht ausreichend Richtung Unterlage drücken lässt (Abstand > 20 cm).

Bildgebende Diagnostik. Das Röntgenbild kann in den ersten 3 bis 6 Monaten unauffällig sein, später zeigt es die typischen Veränderungen wie etwa die Höhenminderung des Hüftkopfs, Verdichtung des Knochens und seine eventuelle Deformierung. Die radiologischen Befunde sind wichtig für Prognose, Verlaufskontrolle und Therapieplanung. Das MRT zeigt die absterbenden Hüftkopfgebiete schon früher und bringt durch weitere Informationen gerade bei unklaren oder fraglichen Befunden Sicherheit bei der Diagnose. Bei der Verlaufskontrolle ist das MRT dem Röntgenbild jedoch unterlegen. Um einen Gelenkerguss nachzuweisen, ist die Ultraschalluntersuchung der Hüfte hilfreich.

Differenzialdiagnosen. Ähnliche Beschwerden machen die im Kindesalter ebenfalls häufige Coxitis fugax oder die Epiphyseolysis capitis femoris (jugendliche Hüftkopflösung).

Behandlung

Ziel der Behandlung ist die ungestörte Abheilung des Hüftkopfs, damit dieser am Ende wieder problemlos in die Hüftpfanne passt. Dafür gibt es je nach Ausprägung der Zerstörung verschiedene Therapiemöglichkeiten.

Konservative Therapie

Kinder, deren Beweglichkeit in der Hüfte noch gut und bei denen die Höhe des seitlichen Hüftkopfdrittels nicht verringert ist, dürfen mit konservativen Maßnahmen behandelt werden. Die regelmäßige (meist dreimonatliche) Röntgenkontrolle ist obligatorisch, um eventuelle Verschlechterungen frühzeitig zu erkennen und gegebenenfalls auf ein operatives Verfahren umsteigen zu können. Die konservative Therapie umfasst

  • das Entlasten der Hüfte mit Gehstützen. Die früher verordneten großen Schienen (Orthesen) sind heute nicht mehr gebräuchlich
  • das Vermeiden von Springen
  • eine spezielle Krankengymnastik, um die Beweglichkeit des Hüftgelenks zu erhalten.

Operativ

Operiert wird bei schlechter Beweglichkeit und typischen röntgenologischen Risikozeichen, also z. B., wenn die Höhe des seitlichen Hüftkopfanteils um mehr als die Hälfte vermindert ist. Dabei wird der Hüftkopf in der Hüftpfanne besser platziert, um weitere Deformierungen zu verhindern. Bei der intertrochantären Varisationsosteotomie vergrößern die Orthopäd*innen beispielsweise den Winkel zwischen Oberschenkelhals und Oberschenkelschaft. Osteotomie heißt, dass der Knochen durchtrennt und dann in der gewünschten Position wieder zusammengefügt und fixiert wird. Eine andere Möglichkeit ist die Salter-Osteotomie. Hier wird durch einen Eingriff am Hüftbein die Überdachung der Hüftgelenkspfanne verbessert und der Hüftkopf auf diese Weise in eine günstigere Position gebracht. Manchmal werden beide Operationen gemeinsam durchgeführt, um den Hüftkopf besser zu zentrieren.

Nachbehandlung. Nach der Operation wird die Hüfte für mehrere Wochen ruhiggestellt. Dafür sorgt meist eine Gipsschale, die die Patient*innen für 3 bis 6 Wochen tragen. Danach geht es los mit der Krankengymnastik. Parallel dazu empfiehlt es sich, die Hüfte für 3 bis 6 Wochen mit Unterarmgehstöcken zu entlasten.

Prognose

Je früher ein Kind erkrankt, desto besser ist die Prognose. Heilt der Hüftkopf ohne Deformität aus, bleibt die Erkrankung folgenlos. Bei stark deformiertem, nicht mehr richtig in die Pfanne passendem Hüftkopf droht die frühe Entwicklung einer Hüftgelenksarthrose.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie für Ihr Kind können

Sport. Nach Rücksprache mit der Ärzt*in ist oft leichter Sport möglich. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Kind keine Sportarten mit Sprüngen oder abrupten Bewegungen ausübt. Ideal sind dagegen mäßiges Schwimmen und Radfahren.

Krankengymnastik. Lassen Sie sich von der Physiotherapeut*in genau zeigen, worauf bei den speziellen Übungen zu achten ist. Helfen Sie Ihrem Kind dabei, die Übungen regelmäßig zu Hause nachzumachen.

Entlastung. Für kurze Strecken braucht Ihr Kind zur Entlastung kindgerechte Gehstöcke. Für längere Strecken eignet sich ein Rollstuhl besser.

Weiterführende Informationen

Interessante Internetseite mit Infos und Erfahrungen eines Betroffenen, gerichtet an Eltern von Kindern mit Morbus Perthes.

Oberschenkelbruch

Oberschenkelbruch (Femurfraktur): Bruch des Oberschenkelknochens, im engeren Sinn des Oberschenkelschafts (Femurschaftfraktur). Die Verletzung entsteht hauptsächlich bei Einwirkung großer Kräfte, z. B. infolge eines Verkehrsunfalls oder Sturzes aus großer Höhe. Bei sofortiger Operation heilt sie meist folgenlos.

Leitbeschwerden

  • Stärkste Schmerzen am Oberschenkel
  • Belastung des Beins nicht möglich
  • Schwellung des Oberschenkels, manchmal auch des Kniegelenks
  • Fast immer von außen sichtbare Fehlstellung des Oberschenkels, oft Verkürzung und Außendrehung des Beins
  • Oft schwere Allgemeinreaktionen, Bewusstlosigkeit, Schock.

Wann zum Arzt

Sofort den Notarzt rufen bei starken Schmerzen oder Fehlstellungen im Oberschenkel nach einem Unfall.

Die Erkrankung

Der Schaft des Oberschenkels ist sehr kräftig ausgebildet und stabil, er bricht daher nur bei großer Krafteinwirkung. Da er gut in die Muskulatur des Oberschenkels eingebettet ist, sind offene Brüche selten; Trümmerbrüche kommen dagegen häufig vor. Meist bestehen zusätzlich schwere bis lebensbedrohliche Begleitverletzungen, insbesondere an Schädel, Bauch und Brust; sie entscheiden über das Schicksal des Patienten. Jedoch führen auch isolierte Oberschenkelbrüche manchmal zu gefährlichen Komplikationen, z. B. starken Blutungen, Thrombosen, Embolien oder Fettembolien (der Embolus besteht hier aus Fett). Nach Überstehen der ersten Tage ist die Prognose recht gut, wenn auch gelegentlich langwierige Infektionen der Markhöhle, Osteomyelitis, auftreten. Langfristig heilen Oberschenkelbrüche meist folgenlos, insbesondere bei jungen Menschen. Ist bei Brüchen am unteren Ende des Oberschenkels (distale Femurfrakturen) die Gelenkfläche des Kniegelenks mit betroffen, bleiben allerdings in 20 % der Fälle Bewegungseinschränkungen zurück. Zudem besteht – wie bei allen Knochenbrüchen mit Gelenkbeteiligung – in etwa gleicher Häufigkeit das Risiko einer frühzeitigen Arthrose.

Das macht der Arzt

Die klinischen Zeichen lenken in Verbindung mit der Vorgeschichte meist schnell den Verdacht auf einen Oberschenkelbruch. Röntgenaufnahmen sichern die Diagnose, manchmal unterstützt durch ein CT.

Als Behandlung ist in der Regel eine sofortige Notfalloperation erforderlich. Stehen allerdings bei lebensbedrohlichen Mehrfachverletzungen dringlichere Eingriffe im Vordergrund, wird der Oberschenkelbruch zunächst nur provisorisch versorgt und erst später definitiv operiert. Diese provisorische Stabilisierung erfolgt meist mit einer äußeren Spannvorrichtung (Fixateur externe); auch offene Brüche werden damit häufig versorgt.

Ansonsten werden Oberschenkelbrüche in der Regel mit einem langen Marknagel stabilisiert, der den Markraum des Schafts über die gesamte Länge ausfüllt und mit Querschrauben gegen Verdrehen und Verschieben gesichert ist. Bei gelenknahen Brüchen und Begleitverletzungen bietet sich als alternative Operationsmethode an, die Knochenfragmente mit einer langen Platte und Schrauben zu verbinden.

Ist der Bruch nicht stark getrümmert, beginnt schon wenige Tage nach der Operation ein Gehtraining an Unterarmgehstützen mit allmählich zunehmender Belastung. Ein Gipsverband ist überflüssig, da die Implantate den Knochen ausreichend stabilisieren. Bei einer Marknagelung ist es üblich, einen Teil der Querschrauben bereits nach 6 bis 12 Wochen zu entfernen. So lässt sich das Körpergewicht nutzen, um die Knochenfragmente einzustauchen und damit die Bruchheilung zu beschleunigen. Der Nagel selbst verbleibt wenigstens 1,5–2 Jahre im Knochen, wird aber oft auch belassen, wenn er keine Beschwerden verursacht. Auch eine Plattenentfernung erfolgt frühestens nach 1,5 Jahren.

Bei Kleinkindern wird ein Oberschenkelbruch in der Regel nicht operiert, sondern in einer Overheadextension (Streckverband) behandelt (siehe Abb). Ab dem 5. Lebensjahr ist jedoch eine operative Stabilisierung erforderlich, entweder mit elastischen Nägeln, die der Chirurg in den Markraum des Knochens einschiebt, oder mittels eines äußeren Spanners (Fixateur externe). Die Kinder können rasch wieder laufen, je nach Bruchform mit Teil- oder sogar Vollbelastung des betroffenen Beins.

Schleimbeutelentzündung an der Hüfte

Schleimbeutelentzündung an der Hüfte: Schmerzhafte Entzündung einer der Schleimbeutel am Hüftgelenk. Ist der Schleimbeutel an der Außenseite der Hüfte (Bursitis trochanterica) betroffen, sind Schmerzen beim Laufen, Liegen auf der Seite und bei Außendrehung des Beines typisch. Bei Entzündung des Leistenschleimbeutels (Bursitis iliopectinea) schmerzt es vor allem bei Druck auf die Leiste und Streckung der Hüfte. Ursachen sind chronische Überlastungen der Hüfte, z. B. durch Sport oder Fehlstellungen, rheumatische Erkrankungen oder die Schnappende Hüfte (Coxa saltans). Seltener führen eingedrungene Erreger (vor allem Bakterien wie Staphylococcus aureus) zu einer Schleimbeutelentzündung.

Die Erkrankung lässt sich meist gut behandeln, etwa mit Schonung, entzündungshemmenden Medikamenten, Antibiotika bei bakterieller Ursache und Krankengymnastik. Nur in seltenen Fällen ist die komplette oder teilweise Entfernung des entzündeten Schleimbeutels erforderlich.

Symptome und Leitbeschwerden

Bursitis trochanterica:

  • Druckschmerzen an der Außenseite des körpernahen Oberschenkels und der Hüfte, vor allem im Liegen
  • Starke bewegungsabhängige Schmerzen
  • Manchmal Ausstrahlen der Schmerzen ins Knie oder Gesäß
  • Selten Rötung und Schwellung außen an der Hüfte
  • Fieber und Schüttelfrost bei der bakteriellen Schleimbeutelentzündung.

Bursitis iliopectinea:

  • Druckschmerz im Bereich der Leiste
  • Schmerzen beim Strecken der Hüfte
  • Fieber und Schüttelfrost bei der bakteriellen Schleimbeutelentzündung.

Wann in die Arztpraxis

Demnächst, wenn

  • die oben genannten Beschwerden länger als einige Tage anhalten.

Die Erkrankung

An der Hüfte gibt es mehrere Schleimbeutel. Als Stoßdämpfer oder Puffer vermindern sie die Reibung zwischen Sehnen und Knochen. Der wichtigste Schleimbeutel an der Hüfte ist die Bursa trochanterica: Sie puffert die Druck- und Reibekräfte am großen Rollhügel des Oberschenkels ab. Dieser Knochenvorsprung ist an der Seite des Oberschenkels gut tastbar. Er wird mechanisch stark belastet, weil dort mehrere Muskelgruppen mit ihren Sehnen verankert sind.

Krankheitsentstehung und Ursachen

Wenn Schleimbeutel gereizt werden, reagieren sie meist mit einer Entzündung. Dann produziert der Schleimbeutel vermehrt Flüssigkeit, weshalb er anschwillt und schmerzhaften Druck auf Nachbarstrukturen ausübt. Zusätzlich schütten die Entzündungszellen Mediatoren (Gewebshormone) aus, die starke Schmerzen im betroffenen Bereich verursachen.

Verschiedene Ursachen können eine Entzündung der Schleimbeutel am Hüftgelenk auslösen oder begünstigen:

  • Chronische Belastungen durch wiederkehrende, gleichförmige Bewegungen wie beim Sport (Langstreckenlaufen)
  • Chronische Fehlbelastungen durch Beckenschiefstand, unterschiedlich lange Beine, X-Beine, Fehlstellungen des Hüftgelenks
  • Verletzungen der Hüfte
  • Rheumatische Erkrankungen wie die rheumatoide Arthritis
  • Harnsäureablagerungen bei Gicht
  • Infektionen, z. B. mit Bakterien, die im Rahmen einer offenen Verletzung, Gelenkspiegelung oder Operation in das Gelenk gelangen.

Verlauf und Komplikationen

Im Falle einer Bursitis trochanterica kommt es sehr häufig zu einer gleichzeitigen Entzündung der über den Rollhügel laufenden Sehnen (Tractus iliotibialis, siehe Sehnenentzündungen an der Hüfte).

Wenn entzündungsbedingte Schwellungen den normalen Gleitvorgang am großen Rollhügel stören, resultiert daraus manchmal ein spürbares, eventuell schmerzhaftes Schnappen des Tractus iliotibialis. Man spricht dann von einer schnellenden Hüfte (Schnapphüfte, Coxa saltans, siehe dort).

Diagnosesicherung

Die Ärzt*in fragt zunächst nach Art, Ort und Umfang der Beschwerden und grenzt sie gegen andere Hüftsymptome ab, z. B. Leistenschmerz bei Erkrankungen des Hüftgelenks.

  • Körperliche Untersuchung. Beim Abtasten lassen sich Schmerzen über dem großen Rollhügel oder in der Leiste auslösen. Schmerzen bei seitlichem Abspreizen des gestreckten Beins sind ebenso ein häufiger Befund bei der Bursitis trochanterica. Bei der Bursitis iliopectinea schmerzt das Strecken der Hüfte.
  • Bildgebende Verfahren. Die Diagnose lässt sich durch Ultraschalluntersuchungen sichern, die eine Verdickung des Schleimbeutels und/oder einen Schleimbeutelerguss anzeigen. Im Kernspin sind die entzündlichen Veränderungen oft ebenfalls zu erkennen, doch bleibt diese Untersuchung unklaren Fällen vorbehalten. Um eine Knochenbeteiligung auszuschließen, veranlasst die Ärzt*in manchmal ein Röntgenbild.
  • Labor. Die Laborbefunde geben Hinweise auf eine Infektion. Dann sind die weißen Blutkörperchen (Leukozyten), das C-reaktive Protein (CRP) und die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) erhöht. Auch ein rheumatischer Prozess lässt sich so nachweisen, etwa durch einen positiven Rheumafaktor, HLA-B27 oder Antinukleäre Antikörper. Bei starkem Verdacht auf eine bakterielle Infektion wird das Gelenk punktiert und die gewonnene Flüssigkeit mikrobiologisch auf Erreger untersucht.
  • Laufanalyse. Sportler, die aufgrund des Laufens eine Schleimbeutelentzündung entwickeln, belasten häufig ihre Gelenke falsch. Solche Fehlbelastungen erkennt die Orthopäd*in in einer Laufanalyse.

Differenzialdiagnosen. Hüftschmerzen sind ein Zeichen zahlreicher Hüfterkrankungen, etwa des Hüftimpingements, der Hüftkopfnekrose, der Hüftgelenksentzündung (Coxitis) und der Hüftgelenksarthrose.

Behandlung

In den meisten Fällen bekommt man eine Schleimbeutelentzündung mit konservativen Maßnahmen in den Griff. Neben den akuten Beschwerden müssen dabei auch Ursachen bzw. Grunderkrankungen behandelt werden. Dazu gehört die antientzündliche Therapie bei Rheumatoider Arthritis oder die Kontrolle der Harnsäurespiegel bei Gicht. Führen Fehlstellungen zu den Beschwerden, werden diese orthopädisch versorgt, beispielsweise mit Einlagen oder Absatzerhöhungen.

Konservativ

Schonen und Entlasten. Damit die Entzündung abheilen kann, muss sie entlastet und geschont werden.

Schmerzmittel. Gegen die Schmerzen verordnet die Ärzt*in meist antientzündliche und schmerzlindernde Präparate wie Diclofenac (z. B. Voltaren® oder Diclac®), Ibuprofen (z. B. Dolgit® oder Ibuprofen AbZ) oder Etoricoxib (z. B. Arcoxia®).

Kälte und Wärme. In der akuten Phase hilft meist Kälte, bei chronischen Beschwerden eher Wärme (mehr dazu siehe "Ihre Apotheke empfiehlt").

Antibiotika. Liegt der Schleimbeutelentzündung eine bakterielle Infektion zugrunde, erhält die Patient*in Antibiotika. Große eitrige Ergüsse werden manchmal auch punktiert und abgezogen, um die Heilung zu beschleunigen und das Gelenk zu entlasten.

Stoßwellentherapie. Stoßwellen sollen bei der Behandlung von Schleimbeutelentzündungen gute Ergebnisse zeigen. Meist werden 3 bis 5 Sitzungen à 5 bis 15 Minuten empfohlen. Dabei ist zu beachten, dass nicht alle Gesetzlichen Krankenkassen die Kosten übernehmen und die positive Wirkung nicht über Studien gesichert ist.

Kortisonspülungen. Bei besonders schweren Entzündungen wird der Schleimbeutel manchmal mit Kortison gespült, um die Entzündung und die Schmerzen zu lindern.

Physiotherapie. Mithilfe der Physiotherapie lassen sich die hüftumgebenden Muskeln stärken und dehnen. Dazu gehört z. B. das Bein-Heben in Rücken- und Bauchlage, die Wandkniebeuge und die Vorbeugung im Stehen bei überkreuzten Beinen. Außerdem lernt die Patient*in in der Physiotherapie, Haltung und Bewegungsabläufe zu optimieren, um damit Fehlhaltungen und Fehlbelastungen entgegenzuwirken.

Operativ

Eine operative Behandlung ist nur selten erforderlich. Sie kommt infrage, wenn die Schleimbeutelentzündung trotz der oben genannten Maßnahmen chronisch wird. Je nach Ausmaß der Entzündung sind zwei Verfahren möglich:

Bursoskopie. Bei diesem minimal invasiven Verfahren wird nur die entzündete innere Schicht des Schleimbeutels mithilfe eines Endoskops und den passenden Werkzeugen abgetragen. Die Bursoskopie ist also eine Spiegelung des Schleimbeutels (analog einer Gelenkspiegelung).

Komplette Bursektomie. Hier wird der Schleimbeutel in einer offenen Operation komplett entfernt. Nachteil sind größere Operationsnarben, die kosmetisch stören und die Beweglichkeit des Gelenks verschlechtern können.

Prognose

Mit den geeigneten Maßnahmen heilen akute Schleimbeutelentzündungen in der Regel gut aus.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Kälte oder Wärme? Bei neu aufgetretenen, akuten Beschwerden bringen Kälteanwendungen Erleichterung, z. B. in Form von Kühlpacks oder Eisbeuteln. Diese dürfen jedoch wegen der Gefahr von Erfrierungen nie direkt auf die Haut aufgelegt werden, sondern sind immer in ein Tuch einzuwickeln. Bei länger anhaltenden Schmerzen helfen eher Wärmeanwendungen, etwa mit einem Heizkissen oder einem Infrarotstrahler.

Belastungen vermeiden. Schmerzhafte Belastungen zu vermeiden, ist das A und O der Selbsthilfe. Dazu gehört bei Seitenschläfern auch eine andere Schlafposition oder die Unterstützung der Hüfte mit weichen Kissen. Langes Sitzen und Stehen sollte ebenso vermieden werden wie schmerzauslösende Bewegungen beim Sport.

Komplementärmedizin

Physikalische Therapie. In der Akutphase können Umschläge mit essigsaurer Tonerde Linderung verschaffen, der man eine entzündungshemmende Wirkung zuschreibt.

Vorbeugung

Langsam aufbauen. Sportanfänger tun gut daran, ihre Sehnen durch langsamen Trainingsaufbau schonend an die neue Belastung zu gewöhnen. Gerade beim Walking, das bei Sport-(wieder)einsteiger*innen sehr beliebt ist, kommt es anfangs häufig zu Sehnen- und Schleimbeutelentzündungen an der Hüfte.

Beinlänge messen. Bei Beschwerden kann es sich lohnen, die Länge der Beine zu vergleichen. Oft steckt nämlich eine Beinlängendifferenz hinter einer Fehlbelastung. Abhilfe schaffen orthopädische Maßnahmen wie eine einseitige Absatzerhöhung.

Gezielte Übungen. In der Physiotherapie lassen sich einige Übungen erlernen, die einer erneuten Schleimbeutelentzündung vorbeugen. Regelmäßig zuhause durchgeführt, kräftigen und dehnen sie die Hüftmuskeln und entlasten damit das Hüftgelenk.

Sehnenentzündung am Innenschenkel

Sehnenentzündung am Innenschenkel (Adduktoren-Tendopathie): schmerzhafte Entzündung der Sehnenansätze an der Innenseite des Oberschenkels, meist in der Leiste. Es handelt sich um ein häufiges, oft hartnäckiges Problem bei Leistungssportler*innen, vor allem bei Fußballer*innen. Sportpause, entzündungshemmende Medikamente und physiotherapeutische Maßnahmen beschleunigen die Heilung.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Schmerzen an der Innenseite des Oberschenkels zur Leiste hin, oft auch am Sitzknochen
  • Beschwerden besonders während sportlicher Belastung
  • Im fortgeschrittenen Stadium Schmerzen auch beim Gehen.

Wann in die Arztpraxis

In den nächsten Wochen

  • wenn die oben genannten Beschwerden länger als einige Tage anhalten.

Die Erkrankung

Im Bereich des Innenschenkels befinden sich die Adduktoren. Das sind die Muskeln, die das Bein zum Körper heranziehen. Besonders beim Fußball, aber auch bei anderen (Ball-)Sportarten sind diese Muskeln hohen Belastungen ausgesetzt. Über- und Fehlbelastungen führen leicht zu einer Entzündung der Sehnenansätze. Wird das Bein nicht konsequent geschont, kann sich die Sehne nicht erholen und die Entzündung verstärkt sich.

Eine einseitige Entzündung der Adduktorensehnen entsteht vor allem, wenn ein Bein dauerhaft stärker belastet wird. Das passiert häufig, weil viele Fußballspieler*innen ein Spielbein und ein Standbein haben, also immer mit dem gleichen Bein schießen und dem anderen das Gewicht halten.

Bei Frauen kommt es aufgrund der breiteren Beckenform häufig beidseitig, d. h. an beiden Oberschenkeln zu Problemen mit den Adduktoren.

Diagnosesicherung

Durch Betasten der Muskulatur in Ruhe und unter Anspannung kann die Ärzt*in die betroffenen Muskeln oder Sehnen ermitteln. Oft besteht auch ein tast- und sichtbares Ungleichgewicht zwischen den kräftigen Oberschenkelstreckern und den Adduktoren. Ultraschalluntersuchungen lassen manchmal verdickte Sehnenansätze erkennen. Im Zweifelsfall helfen Röntgenbilder bei der Abgrenzung gegen andere Erkrankungen mit ähnlichen Beschwerden.

Differenzialdiagnosen. Ähnliche Schmerzen treten auch auf bei Wirbelsäulenproblemen oder der Hüftgelenksarthrose, aber auch bei beginnenden Leistenbrüchen (weiche Leiste, Sportlerleiste). Das ist so, weil ein Teil der Beinmuskulatur mit dem Leistenband in Verbindung steht.

Behandlung

Die Behandlung umfasst v. a. physiotherapeutische Maßnahmen, insbesondere in Form von lokalen Behandlungen, z. B. manueller Therapie, Elektrotherapie und Kälteauflagen. Wichtig ist auch das gezielte Training aller Oberschenkelmuskeln zum Ausgleich eines muskulären Ungleichgewichts durch einseitiges, monotones Training.

Medikamentös sind Schmerzmittel, z. B. NSAR, angezeigt. Die lokale Injektion von Kortisonpräparaten zeigt zwar kurzfristig Wirkung, verstärkt jedoch langfristig die Probleme, da sie die ohnehin geschädigten Sehnenansätze zusätzlich schwächt.

Bei chronischem Verlauf ist selten eine Operation erforderlich, z. B. wenn die Sehne vernarbt ist oder Teile der Muskulatur gerissen sind.

Prognose

Bei ausreichender Schonung (Sportpause!) heilt die Verletzung folgenlos aus.

Ihre Apotheke empfiehlt

Sofortmaßnahmen

Treten akute Schmerzen auf, lassen sie sich meist gut mit den Maßnahmen der PECH-Regel in den Griff bekommen.

  • Pausieren (mindestens 24 Stunden lang)
  • Kühlen. Immer wieder für nicht länger als 15 Minuten ein in ein Tuch gewickeltes Coolpack auf die Innenseite des Oberschenkels legen. Nach 24 Stunden die Muskeln vorsichtig dehnen und nun mit Wärme behandeln.
  • Compression. Oberschenkel mit einem Verband umwickeln.
  • Hochlagern.

Prävention

Beine wechseln. Wer beim Training und im Spiel immer wieder Stand- und Spielbein wechselt, beugt Sehnenproblemen vor.

Gezielt Adduktoren trainieren. Neben vielen anderen Übungen für das Adduktorentraining sind folgende zwei typisch:

  • Kniebeugen. Aufrecht stehen, Hohlkreuz machen. Fußspitzen etwa 45° nach außen verdrehen. Langsam nach unten gehen, bis die Oberschenkel parallel zum Boden sind. Dann mithilfe der Adduktoren wieder nach oben drücken.
  • Ausfallschritt seitlich. Aufrecht stehen, Hände vor die Brust. Dann abwechselnd nach rechts und links einen Ausfallschritt machen, dabei in die Hocke und dann wieder nach oben gehen.

Adduktoren testen. Gut ausgebildete Adduktoren erkennt man daran, dass die Betroffenen im Liegen mit ausgestreckten Beinen zwischen ihren Oberschenkeln einen Medizinball halten können – und zwar für einige Minuten ohne zu zittern.

Kompressions- und Wärmehosen tragen. Neoprenhosen wärmen die Oberschenkelmuskulatur und beugen damit Verletzungen vor.

Sehnenentzündung an der Hüfte

Trochantertendinose (Sehnenentzündung an der äußeren Hüfte, Trochantersyndrom): Schmerzhafte Entzündung der Sehnen am großen Rollhügel (Trochanter major) an der Außenseite des körpernahen Oberschenkels. Die Schmerzen sind besonders ausgeprägt beim Gehen oder seitlichen Liegen. Oft ist gleichzeitig der nahe gelegene Schleimbeutel entzündet (Bursitis trochanterica) oder es zeigen sich Symptome einer Schnapphüfte (Coxa saltans). Ursache ist eine mechanische Reizung, z. B. bei (meist sportlicher) Überbelastung, unterschiedlicher Beinlänge oder künstlicher Hüfte. Die Erkrankung lässt sich mit Medikamenten, Krankengymnastik und physikalischen Maßnahmen sowie operativ behandeln, verläuft aber oft hartnäckig.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Erst leichte, später brennende und stechende Schmerzen an der Außenseite des körpernahen Oberschenkels im Bereich des dort tastbaren Knochenvorsprungs, besonders beim Gehen
  • Druckschmerz, z. B. beim Liegen auf der Seite

Wann in die Arztpraxis

In den nächsten Wochen, wenn

  • die oben genannten Beschwerden länger als einige Tage anhalten.

Die Erkrankung

An der Übergangsstelle zwischen schrägem Schenkelhals und geradem Schaft des Oberschenkelknochens befindet sich der große Rollhügel (Trochanter major). An ihm sind mehrere Muskelgruppen mit ihren Sehnen verankert. Um die Biegekräfte des Oberschenkels abzufangen, verläuft an der Außenseite über den großen Rollhügel hinweg ein straffes breites Sehnenband, der Tractus iliotibialis. Die am großen Rollhügel auftretenden Druckkräfte werden von einem Schleimbeutel, der Bursa trochanterica, abgepuffert.

In diesem mechanisch stark belasteten Bereich kommt es oft zu Reizzuständen. Sie äußern sich als schmerzhafte Sehnen[ansatz]entzündung (Insertionstendopathie), die oft von einer Schleimbeutelentzündung (Bursitis trochanterica) begleitet werden. Wenn entzündungsbedingte Schwellungen den normalen Gleitvorgang zwischen großem Rollhügel, Tractus iliotibialis und Schleimbeutel stören, kann daraus ein spürbares, eventuell schmerzhaftes Schnappen des Sehnenbands über den großen Rollhügel resultieren. Man spricht dann von einer schnellenden oder schnappenden Hüfte (Coxa saltans).

Ursachen und Risikofaktoren

Häufigste Ursache für eine Sehnenentzündung an der Hüfte ist die mechanische Reizung der Sehne durch Fehl- oder Überbelastung. Dazu gehören beispielsweise

  • Überbelastung bei Sport und Arbeit (zu starkes oder falsches Training, ungewohntes, zu langes Wandern oder Joggen)
  • asymmetrischer Gang, unterschiedliche Beinlänge
  • Hüftfehlstellungen wie die Hüftdysplasie
  • Hüftoperationen.

Auch bei rheumatischen Erkrankungen können sich die Sehnen entzünden, verdicken und verkalken.

Bei Frauen ist die Trochantertendinose häufiger als bei Männern. Als Grund dafür vermutet man ihre breitere Beckenform und die daraus resultierenden ungünstigeren Hebelverhältnisse.

Klinik und Verlauf

Meist entwickeln sich die Schmerzen langsam: Zunächst kommt es nur nach Belastung zu Beschwerden – oft sogar erst Stunden später. Manchmal zeigen sich an der Außenseite der Hüfte auch die typischen Entzündungszeichen wie Rötung, Schwellung und Überwärmung. Im fortgeschrittenen Stadium schmerzt der Bereich um den Rollhügel auch in Ruhe und vor allem, wenn man darauf liegt. Verdickte und verkalkte Sehnen können sich mit Knirschgeräuschen bemerkbar machen.

Komplikationen

Unbehandelt droht durch die chronischen Veränderungen ein Sehnenriss.

Diagnosesicherung

Die Ärzt*in fragt nach Art, Ort und Umfang der Beschwerden und grenzt sie gegen andere Hüftsymptome ab, z. B. Leistenschmerz bei Erkrankungen des Hüftgelenks.

Körperliche Untersuchung. Beim Abtasten löst die Ärzt*in über dem großen Rollhügel Schmerzen aus. Manchmal sind dort auch Schwellungen sichtbar. Außerdem prüft sie, ob das Bein in seiner Bewegung eingeschränkt ist und welche Bewegungen Schmerzen auslösen.

Bildgebende Verfahren. Die Diagnose lässt sich durch eine Ultraschalluntersuchung sichern, die eine Verdickung des Tractus iliotibialis sowie eventuell Verkalkungen zeigt. Im Ultraschall kann man auch gut erkennen, ob der auf dem Rollhügel liegende Schleimbeutel mitentzündet ist (Bursitis trochanterica). Im Kernspin sind die entzündlichen Veränderungen oft ebenfalls sichtbar, doch bleibt diese Untersuchung unklaren Fällen vorbehalten.

Differenzialdiagnosen. Die gleichen Beschwerden verursacht die Schleimbeutelentzündung am Rollhügel. Eine Unterscheidung ist nicht zwingend, da beide Erkrankungen gleich behandelt werden. Ansonsten können sich hinter den Schmerzen an der Außenseite der Hüfte auch eine Hüftgelenksarthrose oder eine Coxitis verbergen.

Behandlung

In den meisten Fällen wirken konservative Maßnahmen bei einer Trochantertendinose gut. Neben akuten Beschwerden müssen auch Ursachen oder Grunderkrankungen behandelt werden. Dazu gehört die übliche antientzündliche Therapie bei Rheumatoider Arthritis, oder die orthopädische Korrektur von Fehlstellungen, beispielsweise mit Einlagen oder Absatzerhöhungen. Eine Operation ist nur sehr selten erforderlich.

Konservativ

Schonen und Entlasten. Damit die Entzündung abheilen kann, muss sie entlastet und geschont werden.

Schmerzmittel. Gegen die Schmerzen verordnet die Ärzt*in meist antientzündliche und schmerzlindernde Präparate wie Diclofenac (z. B. Voltaren® oder Diclac®), Ibuprofen (z. B. Dolgit® oder Ibuprofen AbZ) oder Etoricoxib (z. B. Arcoxia®) in Tablettenform. Diclofenac und Ibuprofen gibt es auch als Salben oder Gele, die allerdings nicht immer die ausreichende Wirkung zeigen.

Kälte und Wärme. In der akuten Phase hilft meist Kälte, bei chronischen Beschwerden eher Wärme.

Kortisoninjektionen. Kurzfristig sehr wirksam sind auch Injektionen von örtlichen Betäubungsmitteln oder Kortison in das schmerzende Gewebe.

Physiotherapie. In der akuten Phase sind vor allem Dehnübungen der Hüfte empfehlenswert. Hier muss darauf geachtet werden, diese nur sehr vorsichtig durchzuführen. Dazu lässt man sich am besten von der Physiotherapeut*in anleiten. Beispiele für Dehnübungen unter "Ihre Apotheke empfiehlt".

Gangschule. Bei asymmetrischem Gangbild oder Fehlhaltung hilft die Gangschule. Dabei lernt die Patient*in, Haltung und Bewegungsabläufe zu optimieren um damit Fehlhaltungen und Fehlbelastungen entgegenzuwirken.

Operativ

Wenn alle Maßnahmen nicht fruchten, wird operiert. Ein verkürzter Tractus iliotibialis lässt sich durch einen Einschnitt verlängern. Auch eventuelle Begleiterkrankungen sind manchmal nur operativ zu behandeln. Bei schwerer, nicht beherrschbarer Schleimbeutelentzündung muss dieser teilweise oder ganz entfernt werden (Bursektomie und Bursoskopie). Bei schnappender Hüfte bringt manchmal nur eine operative Verlängerung des Tractus iliotibialis oder seine Befestigung am großen Rollhügel Besserung (siehe Coxa saltans).

Prognose

Unter Schonung und antientzündlicher Therapie klingen die Beschwerden der akuten Trochantertendinose meist innerhalb weniger Tage ab. Unbehandelt kann die Entzündung jedoch chronisch werden, sodass die Beschwerden vor allem bei Belastungen immer wieder auftreten.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Kälte oder Wärme? Bei neu aufgetretenen, akuten Beschwerden bringen Kälteanwendungen Erleichterung, z. B. in Form von Kühlpacks oder Eisbeuteln. Diese dürfen jedoch wegen der Gefahr von Erfrierungen nie direkt auf die Haut aufgelegt werden, sondern sind immer in ein Tuch einzuwickeln. Bei länger anhaltenden Schmerzen helfen dagegen eher Wärmeanwendungen, etwa mit einem Heizkissen oder einem Infrarotstrahler.

Belastungen vermeiden. Schmerzhafte Belastungen zu vermeiden ist das A und O der Selbsthilfe. Dazu gehört bei Seitenschläfern auch eine andere Schlafposition oder die Unterstützung der Hüfte mit weichen Kissen. Langes Sitzen und Stehen sollte ebenso vermieden werden wie bekannte, schmerzauslösende Bewegungen beim Sport.

Dehnübungen. Das Dehnen der Hüftmuskulatur ist sowohl (vorsichtig!) in der akuten Phase als auch vorbeugend hilfreich. Beispiele sind:

  • Beine spreizen. Im Stehen ein Bein zur Seite strecken, das andere leicht beugen. Vorsichtig mit dem Öberkörper in die Tiefe gehen bis ein leichtes Ziehen am Oberschenkel innen zu spüren ist.
  • Hüfte strecken. Auf einem Bein stehen (festhalten!), den Fuß des anderen Beines hinter dem Rücken in die Hand nehmen. Am Fuß ziehen, Dehnung spüren.

Komplementärmedizin

Physikalische Therapie. In der Akutphase können Umschläge mit essigsaurer Tonerde Linderung verschaffen, der man eine entzündungshemmende Wirkung zuschreibt.

Akupunktur. Wie bei allen überlastungsbedingten Erkrankungen des Bewegungsapparats liegen auch für Trochantertendinosen positive Erfahrungsberichte über den Einsatz der Akupunktur vor.

Prävention

Aufwärmen und dehnen. Vor dem Sport ist es essenziell, den Körper erst einmal für etwa 5 Minuten aufzuwärmen. Vor allem Langstreckenläufer*innen müssen ihre Muskeln und den Tractus iliotibialis zudem regelmäßig dehnen, da es durch Überlastung leicht zu deren Verkürzung kommt.

Langsam aufbauen. Sportanfänger*innen tun gut daran, ihre Sehnen durch langsamen Trainingsaufbau schonend an die neue Belastung zu gewöhnen. Gerade beim Walking, das bei Sport-(wieder)einsteiger*innen sehr beliebt ist, kommt es anfangs häufig zu Sehnen- und Schleimbeutelentzündungen an der Hüfte.

Beinlänge messen. Bei Beschwerden kann es sich lohnen, die Länge der Beine zu vergleichen. Oft steckt nämlich eine Beinlängendifferenz hinter einer Fehlbelastung. Abhilfe schaffen orthopädische Maßnahmen wie eine einseitige Absatzerhöhung.

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