Männerkrankheiten
Erkrankungen des Penis, sexuell übertragbare Krankheiten
Balanitis
Balanitis (Eichelentzündung, Vorhautentzündung, Posthitis, Mehrzahl: Balanitiden bzw. Posthitiden): Entzündung von Eichel und/oder Vorhaut mit charakteristischen Leitbeschwerden wie Jucken, Brennen, Ausschlag und/oder Ausfluss. Meist ist eine akute Infektion die Ursache (akute infektiöse Balanitis), entsprechend verschwinden die Beschwerden nach einer Therapie mit gerbenden Sitzbädern und Salben, die ein Antibiotikum oder ein Mittel gegen Pilze enthalten.
Seltener ist die nicht infektiöse (chronische) Balanitis, die mechanisch oder durch Autoimmunprozesse entsteht. Diese behandelt der Arzt meist mit Kortisonsalbe.
Symptome und Leitbeschwerden
- Jucken und Brennen am Penis
- Rötung des Penis, fleckiger Ausschlag
- Schmerzen an Eichel und Vorhaut
- Manchmal Nässen und Ausfluss.
Wann zum Arzt
Am gleichen oder nächsten Tag bei
- den genannten Beschwerden.
Die Erkrankung
Formen
Akute infektiöse Balanitis. In der Regel entsteht sie infolge einer unzureichenden Genitalhygiene, die durch eine Phimose begünstigt wird. Das sich unter der Vorhaut ansammelnde Smegma bietet nämlich einen idealen Nährboden für infektiöse Erreger aller Art, so z. B. für Bakterien wie Staphylokokken, Mykobakterien und Gardnerella vaginalis, aber auch für Pilze (Candida). Viele der Erreger können sexuell weiterübertragen werden. Durch sexuelle Aktivitäten oder Krankheitsprozesse können auch Keime vom Enddarm in die Vorhaut gelangen und zu einer Balanitis führen. Besonders gefährdet sind Diabetiker, weil bei ihnen aufgrund ihrer Erkrankung die Immunabwehr häufig beeinträchtigt ist.
Nicht infektiöse (chronische) Balanitis. Sie kann mehrere Ursachen haben:
- Übertriebene Reinigung (Reinlichkeitsbalanitis) kann der Haut schaden: Tägliches ein- oder gar mehrmaliges Waschen des Penis mit Seife führt dazu, dass die Eichelhaut stark entfettet und geschädigt wird. Möglicherweise verhärtet sich die Vorhaut, was wiederum die Entstehung einer Phimose (erworbene Vorhautverengung) begünstigt.
- Auch Chemikalien, die z. B. in spermienabtötenden Kondomen oder Gels (Spermizide) vorkommen, können eine Entzündung der Eichel auslösen, die Kontaktbalanitis.
- Ist die Vorhaut weißlich und narbig, handelt es sich um Lichen sclerosus, eine chronische Form der Balanitis, die durch Autoimmunprozesse ausgelöst wird. Es bilden sich Narben, die Vorhaut schrumpft, wird dünner und verengt sich, und auch die Harnröhre kann sich verengen. Die Therapie besteht in einer Beschneidung. Falls die Harnröhre verengt ist, muss auch diese operativ behandelt werden.
- Ist die Eichel kreisförmig gerötet, gilt dies als charakteristische Beschwerde des Morbus Reiter, einer Autoimmunerkrankung, bei der Entzündungen an verschiedenen Stellen des Körpers auftreten: Neben der Eichel sind beim Morbus Reiter vor allem Harnröhre, Gelenke und die Bindehaut des Auges betroffen.
- Entzündete dunkle Rötungen ohne Schmerzen oder Juckreiz können auch Vorstufen von Peniskrebs sein (Erythroplakie) und müssen sorgfältig beobachtet werden, bei Unklarheit wird eine Probe in lokaler Betäubung entnommen.
Komplikationen
Wird die Entzündung nicht unter Kontrolle gebracht, kann es zu Harnwegsinfekten kommen. Bei nicht sachgerechter Behandlung drohen außerdem bindegewebige Verwachsungen, die zu einer postinfektiösen Phimose und Harnverhalt führen. Immer wiederkehrende Balanitiden sind ein Risikofaktor für die Entwicklung eines Peniskarzinoms.
Diagnosesicherung
Der Arzt stellt die Diagnose anhand der Anamnese, der körperlichen Untersuchung und weiterführender – vor allem mikrobiologischer – Untersuchungen zum Nachweis von infektiösen Erregern.
Dazu nimmt er von der Eichel einen Abstrich und untersucht den Urin. Treten Balanitiden wiederkehrend auf, misst der Arzt den Blutzucker, um einen Diabetes auszuschließen.
Differenzialdiagnose: Veränderungen an der Eichel kommen auch vor beim Peniskarzinom und beim Morbus Bowen der Schleimhäute (Erythroplasie Queyrat).
Behandlung
Die Therapie richtet sich nach Ausprägung der Entzündung und der zugrunde liegenden Ursache.
Bei einer leichten Infektion reichen häufig Sitzbäder oder Umschläge mit Gerbstoffen, z. B. Tannolact® 40 % Badezusatz. Von Sitzbädern und Umschlägen mit Kamille rät man heute ab, da Kamille allergisierend wirkt.
Ansonsten verordnet der Arzt Salben mit Antibiotika (z. B. Gentamicin) oder pilztötende Cremes zur Behandlung der betroffenen Stellen. Je nach Ausprägung trägt der Patient die Salbe 2–3-mal täglich oder sogar stündlich auf die Eichel auf und bringt sie vorsichtig unter die Vorhaut. Gegebenenfalls wird auch der Partner in die Therapie einbezogen. Bei Fieber und einer Lymphknotenschwellung behandelt der Arzt zusätzlich mit Antibiotikatabletten.
Zur Schmerztherapie verordnet der Arzt meist Ibuprofen (z. B. Nurofen®) oder Paracetamol (z. B. Benuron®), entweder oral oder als Zäpfchen (Kinder).
Liegt keine Infektion vor, werden zur kurzzeitigen lokalen Behandlung der Entzündung bzw. des Ausschlags kortisonhaltige Salben (z. B. 1 % Hydrokortison) verschrieben. Bei immer wiederkehrenden Balanitiden ist eine Beschneidung empfehlenswert, um Vorhautverengungen durch die Narbenbildung zu verhindern.
Prognose
Die Prognose der infektiösen Balanitis ist gut, meist heilt die Erkrankung nach Behandlung mit Sitzbädern und entsprechenden Salben aus. Die nicht-infektiöse Balanitis kann in seltenen Fällen in eine chronische Form übergehen.
Ihr Apotheker empfiehlt
Was Sie selbst tun können
Während einer akuten Balanitis sollten Sie auf Geschlechtsverkehr verzichten. Wollen Sie dies nicht, sollten Sie bis zur Abheilung in jedem Fall ein Kondom benutzen: Das schont Eichel und Vorhaut vor der mechanischen Reizung und schützt den Partner vor Ansteckung.
Prävention
- Tägliches Waschen des Penis mit lauwarmem Wasser, z. B. unter der Dusche, beugt der Balanitis vor. Männer sollten sich bei zurückgestreifter Vorhaut regelmäßig Penis, Eichel und Vorhaut mit Wasser und seifenfreiem Waschgel ohne Duftstoffe reinigen, um das Smegma abzuwaschen.
- Regelmäßiges Wechseln der Unterwäsche und Handtücher und häufiges Händewaschen beugt (Re)Infektionen vor.
- Vermeidung von mechanischen Reizen wie z. B. engen Hosen, um die Eichel nicht zusätzlich zu irritieren.
Hypospadie, Epispadie und andere Harnröhrenfehlbildungen
Hypospadie: Häufigste Fehlbildung der Harnröhre mit Endung der Harnröhre an der Penisunterseite. Bei der selteneren Epispadie findet man eine offene Harnröhren-Rinne an der Penisoberseite. Weitere Fehlbildungen wie die Harnröhrenduplikatur (doppelt angelegte Harnröhre) oder die bis zur Blase reichende Spaltbildung (Blasenekstrophie) sind noch seltener. Rechtzeitig operiert, ist bei Harnröhrenfehlbildungen eine Heilung fast immer möglich.
Sowohl Epispadie als auch Hypospadie gehen häufig mit zusätzlichen anderen Fehlbildungen einher wie Hodenhochstand, angeborenem Leistenbruch sowie Fehlbildungen des Herzens.
Symptome und Leitbeschwerden
- Ästhetisch störende Erscheinung der Eichel und des Penis
- Ablenkung des Urinstrahls
- Psychische Probleme in der Pubertät
- Schmerzhafte bis unmögliche Erektion
- Verkrümmung des Penis mit Störung des Geschlechtsverkehrs
- Beeinträchtigung des Wasserlassens und des Samenergusses
- Nur bei der Epispadie: Unfähigkeit, das Wasser zu halten.
Wann zum Arzt
Kinder mit einer Epispadie fallen sofort nach der Geburt auf. Auch die Hypospadie wird in der Regel sehr schnell erkannt. Sobald Beschwerden auftreten oder Eltern die Fehlbildung erkennen, muss das Kind beim Kinderarzt vorgestellt werden.
Die Erkrankung
Hypospadie
Die Hypospadie ist mit 5–37 Fällen pro 10.000 Geburten eine relativ häufige Fehlbildung. Die Harnröhrenöffnung findet sich dabei an der Unterseite des Penis, der zudem auch noch gekrümmt sein kann und/oder eine unzureichend angelegte Vorhaut hat. Am häufigsten mündet die fehlangelegte Harnröhre im vorderen Bereich des Penis (vordere Hypospadie). Je weiter vorne sie liegt, desto weniger ausgeprägt sind die Beschwerden. Hypospadien mit einer Harnröhrenmündung nahe am Körper sind dagegen selten. Sie werden hintere Hypospadien genannt und sind gelegentlich mit Chromosomenstörungen verbunden, die zu einer Störung der Geschlechtsentwicklung führen (46 XX Männer, Klinefelter-Syndrom, Pseudohermaphroditismus). Weitere begleitende Fehlbildungen bei Hypospadie sind der Hodenhochstand, Fehlbildungen am Herzen oder am Analkanal.
Die genaue Ursache der Entwicklungsstörung ist noch unklar. Weil Brüder von Patienten mit einer Hypospadie ein etwa 14%iges Risiko haben, ebenfalls eine Hypospadie zu entwickeln, geht man von einer genetischen Veranlagung aus. Diese genetischen Veränderungen führen zu Enzymdefekten des männlichen Hormonhaushaltes, so ist z. B. der Androgenmangel eine Hauptursache der Hypospadieentwicklung.
Über hormonelle Einflüsse lässt sich auch der weltweite Anstieg der Hypospadien erklären: Es wird angenommen, dass die Umweltverschmutzung mit östrogen aktiven Substanzen aus Insektiziden oder Plastik (Weichmacher) die Entwicklung einer Hypospadie fördert. Daneben ist das Hypospadie-Risiko erhöht bei fortgeschrittenem Alter der Mutter, niedrigem Geburtsgewicht und in-vitro-Fertilisation – die Ursache dafür ist unklar.
Epispadie
Die Epispadie, also die Spaltung der Harnröhre auf der oberen Penisseite, ist mit etwa 3/100.000 Geburten weitaus seltener als die Hypospadie. Die offene Harnröhre kann bis zur Blase reichen und ist dann oft mit einer Spaltblase vergesellschaftet (siehe dort). Die Ursache dieser Entwicklungsstörung ist nicht bekannt, eine familiäre Häufung wie bei der Hypospadie ist selten. Trotzdem gehen die Experten davon aus, dass sowohl genetische als auch umweltbedingte Faktoren die Epispadie begünstigen.
Auch die Epispadie ist manchmal mit anderen Fehlbildungen assoziiert: Vor allem kommen Deformitäten der Wirbelsäule und des Beckens, Anomalien des Harntrakts, Leistenhernien und Fehlbildungen des Herzens vor.
Diagnosesicherung
Die Fehlbildungen der männlichen Harnröhre sind eine typische Blickdiagnose. Um keine weiteren Veränderungen der Harnorgane zu übersehen, führt der Arzt eine Ultraschalluntersuchung der Harnwege durch, bei auffälligen Befunden veranlasst er auch ein Urogramm oder eine Miktionszysturethrografie.
Bei der hinteren Hypospadie besteht ein erhöhtes Risiko für Störungen der Geschlechtsentwicklung. Um dies abzuklären, veranlasst der Arzt Hormonanalysen und lässt ein Karyogramm (die mikroskopische Darstellung des Chromosomensatzes einer Zelle) erstellen.
Behandlung
Hypospadie. Therapie der Wahl ist die frühzeitige Operation mit dem Ziel einer ausreichend weiten Mündung der Harnröhre, die auf der Eichel liegen soll. In der Regel wird zwischen dem 6. und dem 18. Lebensmonat operiert. Ferner stellen die Operateure den Penis so gut wie möglich gerade und sorgen für "normale", faltenfreie Hautverhältnisse auf dem Penis.
Bei nur wenig verlagerter Harnröhrenmündung (vordere Hypospadie) besteht die Operation aus einem verhältnismäßig unkomplizierten plastischen Eingriff. Bei den hinteren Hypospadien ist die Operation aufwendiger; gelegentlich sind Eigentransplantate aus Vorhaut oder Wangenschleimhaut erforderlich. Ausgeprägte Hypospadien operieren die Ärzte oft in zwei Eingriffen, um ein einwandfreies Ergebnis zu erreichen.
Epispadie. Bei der Therapie der Epispadie ist das Ziel, dass Betroffene ihren Harn halten können. Meist verschließen die Ärzte die offene Harnröhre bis zum 12. Lebensmonat. Liegt neben der Epispadie eine Spaltblase vor, muss diese sofort nach der Geburt versorgt werden (siehe dort). Für ein zufriedenstellendes Ergebnis sind auch bei der ausgeprägten Epispadie oft zwei Eingriffe nötig.
Komplikationen. Bei den Operationen treten häufig Komplikationen (10 %) auf, so entstehen z. B. Verbindungen zwischen der neuen Harnröhre und der Haut (Fistelbildungen) sowie Verengungen der Harnröhre (Harnröhrenstrikturen). Bei Hauttransplantaten kann es zum Untergang (Nekrose) des Transplantates kommen. Alle diese Komplikationen erfordern eine neue Operation.
Prognose
Die Prognose von Epispadie und Hypospadie hängt vom Ausmaß der Fehlbildung ab. Vordere Hypospadien lassen sich in der Regel sehr gut operativ korrigieren.
Je schwerer die Fehlbildung und je aufwendiger der nötige Eingriff ist, desto größer das Risiko, dass sich Folgeprobleme wie Fisteln oder Harnröhrenstrikturen entwickeln. Daneben ist bei wiederholten Operationen die psychische Belastung für die Betroffenen häufig groß.
Induratio penis plastica
Induratio penis plastica (IPP, Morbus Peyronie): Mit zunehmendem Alter häufiger auftretendes Verkrümmen oder Abknicken des Penis bei der Erektion. Ursache sind verhärtete und vernarbte Bindegewebs-Plaques im Bereich der Penisschwellkörper am Penisrücken. Daneben treten auch Einziehungen, sanduhrförmige Einschnürungen und Penisschrumpfungen auf, häufig entwickeln die Betroffenen zusätzlich Erektionsstörungen.
Zur Behandlung der Induratio penis plastica stehen eine Vielzahl von Medikamenten und Verfahren zur Verfügung, deren Wirkung von den Experten unterschiedlich bewertet wird. Der Verlauf der Erkrankung ist nicht vorhersehbar, er reicht von der seltenen Spontanheilung bis zur Notwendigkeit, eine Penisprothese einzupflanzen.
Symptome und Leitbeschwerden
- Zu Beginn der Erkrankung schmerzhafte Erektion und zunehmende Verkrümmung
- In der Spätphase weniger schmerzhaft, jedoch dauerhafte Verkrümmung und erektile Dysfunktion
- Tastbare Verhärtungen im Penisschaft und am Übergang zwischen Penisschaft und Eichel
- Erektionsstörung (Impotenz) und/oder Unmöglichkeit, in die Scheide einzudringen.
Wann zum Arzt
In den nächsten Tagen, wenn
- oben genannte Beschwerden auftreten.
Die Erkrankung
Die Induratio penis plastica beruht auf einer schubweise verlaufenden Erkrankung des Schwellkörpers. Sie beginnt mit schmerzhaften Erektionen und tastbaren Knötchen und führt zu einer zunehmenden Verkrümmung des Penis. Meist bessern sich die Schmerzen innerhalb eines Jahres, die Verkrümmung bleibt aber oft bestehen oder verstärkt sich.
Die Veranlagung für eine Induratio penis plastica scheint angeboren zu sein. Um sich klinisch zu entwickeln, müssen wahrscheinlich noch weitere Auslöser dazukommen: Ursächlich werden kleinste Verletzungen, sogenannte Mikrotraumen, vermutet. Ein Risikofaktor ist deshalb auch häufiger und heftiger Geschlechtsverkehr in ungewöhnlichen Stellungen oder forcierte Masturbation.
Spontanheilungen gibt es in ~ 15 % der Fälle. In den anderen Fällen schreitet die Erkrankung voran; je länger sie dauert, desto häufiger entwickelt sich neben der Verkrümmung zusätzlich eine begleitende Erektionsstörung. Ein Großteil der Erkrankungen kommt nach 2–3 Jahren zum Stillstand.
Oft besteht neben der Verkrümmung des Penis auch schon längere Zeit eine Verkrümmung der Hände durch Verdickung und Verkürzung der Sehnen in der Handinnenfläche (Morbus Dupuytren). Weitere Erkrankungen, die oft mit einer Induratio penis plastica einhergehen sind
- Morbus Ledderhose (M. Dupuytren an der Fußsohle)
- Leberzirrhose
- Rheumatische Erkrankungen
- Diabetes mellitus
- Morbus Paget.
Diagnosesicherung
Zunächst fußt der Verdacht auf der Schilderung der Beschwerden des Patienten. Um die Verkrümmung bei der Erektion nachzuweisen und zu dokumentieren, veranlasst der Arzt oft eine Fotodokumentation, z. B. nach Selbststimulation oder SKAT.
Die bindegewebigen Plaques und ihre möglichen Verkalkungen erkennt der Arzt im Ultraschall. Falls Erektionsstörungen vorliegen, hilft die Doppler-Sonografie, mögliche Durchblutungsstörungen nachzuweisen.
Behandlung
Bestehen keine oder nur geringe Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, so ist nach Ansicht der Mehrzahl der Experten keine Therapie erforderlich.
Bei deutlichen Schmerzen und Behinderung des Geschlechtsverkehrs stehen mehrere Medikamente und Methoden zur Verfügung. Die Meinungen, welches Verfahren wann wirksam ist, sind jedoch sehr uneinheitlich. Zudem zeigt die Anzahl an Möglichkeiten, dass die eine, "durchschlagende" Therapie noch nicht gefunden ist. Hier eine Auswahl aus den am häufigsten eingesetzten Methoden:
Orale medikamentöse Therapie. Sie kann die Beschwerden lindern; ob sich die Verkrümmung bessert, wird kontrovers beurteilt:
- Aminobenzoat (Potaba®) verkleinerte in Studien die Plaques und wirkt prophylaktisch gegen die Verkrümmung (eine schon bestehende Verkrümmung wird nicht gebessert). Aminobenzoat hat jedoch wenig Einfluss auf die Schmerzen.
- Acetyl-L-Carnitin reduziert die Schmerzen und soll die Verkrümmung verbessern.
- Phosphodiesterase-5-Hemmer sollen bei dauerhafter Einnahme die Verkrümmung bessern und das Fortschreiten einer Induratio penis plastica aufhalten.
- Versuche mit NSAR, Vitamin E und Tamoxifen verliefen enttäuschend, sie konnten in Studien keine Wirkung nachweisen.
Lokale Injektion von Substanzen in die Plaques:
- Kortison (z. B. Dexamethason) wird häufig angewendet, eine Wirkung ist jedoch nicht gesichert.
- Verapamil hemmt die Fibroblasten (das sind die Zellen, die das Bindegewebe bilden) und erhöht die Produktion kollagenspaltender Enzyme (Kollagenasen). Die Wirkung ist jedoch umstritten, die Ergebnisse verschiedener Studien sind widersprüchlich.
- Interferone hemmen ebenfalls die Fibroblasten und erhöhen die Produktion von Kollagenasen. Sie reduzierten den Schmerz und verbessern Verkrümmung sowie sexuelle Funktion in mehreren Studien zumindest kurzfristig.
- Kollagenasen führten in einer Studie zu einer geringen Verbesserung der Verkrümmung.
Extrakorporale Stoßwellentherapie. Sie lindert die Schmerzen unter der Erektion, ihr Einfluss auf die Verkrümmung wird widersprüchlich bewertet.
Penisstreckapparate können in Einzelfällen eine Therapie mit oralen Medikamenten unterstützen. Auch die regelmäßige Streckung des Penis mithilfe eines Vakuumapparates wird von manchen Ärzten empfohlen.
Operative Therapie. Die Mehrzahl der Experten empfiehlt eine operative Korrektur nur als letzte Möglichkeit nach dem Versagen der konservativen Behandlung, weil der OP-Erfolg nicht sicher ist und es danach zur vollständigen Impotenz kommen kann. Daher wird – wenn überhaupt – erst operiert, wenn die Erkrankung über mindestens ein Jahr stabil ist, also keine neuen Verhärtungen hinzugekommen sind. Andernfalls droht nach der OP der korrigierte Penis wieder abzuknicken.
Penisprothese. Leidet der Patient unter so schweren Erektionsstörungen, dass diese durch eine SKAT nicht erfolgreich zu behandeln sind, ist auch durch Operationen keine Besserung zu erwarten. Hier empfehlen die Ärzte meist eine Penisprothese.
Prognose
Der Verlauf einer Induratio penis plastica ist nicht vorhersehbar. In bis zu 15 % der Fälle kommt es zu einer spontanen Ausheilung, bei 40–50 % der Betroffenen entwickelt sich eine starke Penisverkrümmung mit einem Winkel von bis zu 100 °.
Paraphimose
Paraphimose (spanischer Kragen): Einklemmung der zurückgezogenen Vorhaut hinter der Eichel im sogenannten Eichelkranz. Durch Blutstau und einströmendes Gewebewasser schwillt die Eichel an, verfärbt sich blau und ist sehr stark schmerzhaft. Ursachen sind das Zurückschieben der Vorhaut bei Phimose oder das unsachgemäße Legen eines Dauerkatheters, wenn die Vorhaut nicht wieder zurückgestreift wurde.
Die Paraphimose ist ein urologischer Notfall, bei verspäteter Therapie droht das Absterben der Eichel. Zur Behandlung schiebt der Arzt die Vorhaut nach Betäubung der Penisnerven vorsichtig manuell zurück. Gelingt dies nicht, muss die Vorhaut eingeschnitten werden.
Symptome und Leitbeschwerden
- Hoch schmerzhafte Schwellung der Eichel
- Bläuliche Verfärbung
- Sichtbarer Schnürring unter der Eichel.
Wann zum Arzt
Sofort (nachts und am Wochenende in die Klinik), wenn
- die Vorhaut unter der Kranzfurche der Eichel schmerzhaft eingeklemmt ist und sich nicht mehr zurückstreifen lässt. Auf dem Weg dorthin sollte die Eichel vorsichtig gekühlt werden.
Die Erkrankung
Krankheitsentstehung
Die Paraphimose entsteht, wenn die zu enge Vorhaut gewaltsam zurückgezogen wird und sich in der Eichelfurche einklemmt, was einen gestörten Blutabfluss nach sich zieht. Die Eichel und die eingeklemmte Vorhaut schwellen stark an, und es bildet sich ein Ödem (Wassereinlagerungen im Gewebe), das äußerst schmerzhaft ist und das Zurückstreifen der Vorhaut zunehmend unmöglich macht. Unbehandelt droht die Paraphimose die Blutversorgung abzuschnüren, was zum Absterben der Eichel führt.
Ursachen
- Gewaltsames Zurückziehen der Vorhaut bei einer Phimose
- Vergessene Reposition der Vorhaut nach dem Legen eines Blasenkatheters
- Masturbation, Geschlechtsverkehr (z. B. durch eine relative Vorhautverengung bei Anschwellen des Gliedes während der Erektion).
Diagnosesicherung
Der Arzt erkennt die Paraphimose an dem Schnürring in der Eichelfurche, der durch die eingeklemmte Vorhaut zustande kommt. Außerdem bestehen Schwellung, Rötung und Schmerzen.
Behandlung
Das Lösen einer Paraphimose ist sehr schmerzhaft, deshalb betäubt der Arzt vorher den Nerv an der Peniswurzel durch Injektion eines lokalen Betäubungsmittels. Manchmal werden die Betroffenen zusätzlich auch mit einem Beruhigungsmittel sediert oder erhalten sogar eine Kurznarkose.
Der Arzt wird dann das Ödem der Vorhaut für einige Minuten "ausdrücken", anschließend die Eichel zurück und die Vorhaut nach vorne bewegen. In den meisten Fällen gelingt dadurch die Reposition der Vorhaut.
In schweren Fällen reicht das manuelle Ausdrücken nicht und der Arzt muss einen Schnitt in die Vorhaut machen, dies nennt man dorsale Inzision. Je nach Befund empfiehlt er eventuell auch die Beschneidung, um eine erneute Paraphimose zu vermeiden.
Prognose
Bei zügigem Eingreifen bleiben keine Schäden zurück. Wird die Phimose nicht oder erst spät behandelt, drohen Entzündungen und das Absterben von Gewebe.
Ihr Apotheker empfiehlt
- Suchen Sie bei einer Paraphimose unverzüglich den Arzt auf. Scham oder Peinlichkeitsgefühle können die Eichel kosten.
- Streifen Sie eine zu enge Vorhaut nie mit Gewalt zurück! Vor allem vor der Pubertät reicht es, den Penis von außen zu waschen. Verklebungen der Vorhautblätter sind physiologisch und lösen sich meist bis zur Pubertät (siehe Phimose).
- Wird die (lockere) Vorhaut beim Waschen über die Eichel zurückgeschoben muss darauf geachtet werden, dass sie danach wieder in die normale Position zurückgelangt.
Weiterführende Informationen
- Leitlinien Phimose und Paraphimose: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/006-052.htmlwww.leitlinien.net – Die Stichwortsuche Paraphimose listet die Therapiestandards aus Sicht der deutschen Fachgesellschaften für Kinderchirurgie und Urologie.
Peniskrebs
Peniskrebs (Peniskarzinom): Sehr seltener bösartiger Tumor von Haut und Schleimhaut des Penis (Plattenepithelkarzinom), Vorstufen (Carcinoma in situ) kommen vor. Vorwiegend tritt er bei Männern ab dem 60. Lebensjahr auf, nur 20 % der Patienten sind jünger.
Die Therapie sieht meist eine Teilamputation des Penis vor. Ist eine komplette Entfernung des Penis nötig, wird der Harn über den Damm abgeleitet. In frühen Tumorstadien ohne Lymphknotenbefall beträgt die 5-Jahres-Überlebenszeit etwa 80 %. Bei Lymphknotenbefall ist die Prognose in der Regel schlecht.
Symptome und Leitbeschwerden
- Im Frühstadium flache, wenig erhabene, sichtbar wachsende Rötung
- Später auch über die Hautoberfläche hinaus wachsend
- Vorhaut lässt sich nicht mehr zurückziehen Phimose
- Tastbare, schmerzlose, derbe Verhärtung unter der Vorhaut (Induration)
- Blutungen am Penis
- Schwellung der Leistenlymphknoten.
Wann zum Arzt
In den nächsten beiden Tagen bei
- den genannten Beschwerden.
Die Erkrankung
Ursache und Risikofaktoren
Ursache bzw. Risikofaktoren sind chronische Reizzustände, insbesondere nicht behandelte Vorhautverengungen (Phimosen), unzureichende Genitalhygiene und Veränderungen der Schleimhäute der Eichel. Auffällig ist, dass beschnittene Männer, bei denen sich kein Smegma bildet, extrem selten ein Peniskarzinom entwickeln. Interessant ist auch der Einfluss des Klimas: In feucht-warmen Ländern wie Südostasien und Mittelamerika tritt Peniskrebs 20-mal öfter auf als in Mitteleuropa. Ein weiterer Risikofaktor ist Nikotinkonsum, so haben Raucher ein (dosisabhängiges) höheres Risiko für ein Peniskarzinom als Nichtraucher.
Im Tumorgewebe lassen sich sehr oft humanePapillomaviren (HPV) nachweisen, ähnlich wie auch beim Gebärmutterhalskrebs der Frau Zervixkarzinom. Inzwischen geht man davon aus, dass HPV bei Männern und bei Frauen zu einer Reihe von Krebserkrankungen an Geschlechtsorganen und Anus führen (Gebärmutterhalskrebs, Vulvakrebs, Peniskrebs, Analkrebs). Nach Schätzungen des RKI verursachen HPV bei Männern jährlich neben 600 Analkarzinomen etwa 250 Peniskarzinome. Deshalb wird in Deutschland auch die HPV-Impfung von Jungen empfohlen (analog zur HPV-Impfung für Mädchen, siehe Prävention).
Verlauf
Die häufigsten Lokalisationen des Peniskrebses sind mit 50 % die Eichel und 20 % die Vorhaut. Der Tumor wächst häufig sichtbar und ist an der Oberfläche schmierig belegt oder geschwürartig verändert. Oft geht der Betroffene schon mit einer Krebsvorstufe (Carcinoma in situ) zum Arzt, wenn er rötlich-braune, samtene Schleimhautveränderungen an der Eichel (Erythroplasie de Queyrat), weißliche Beläge (Penisplaques) oder sehr groß werdende, blumenkohlartige Hautveränderungen (Buschke-Löwenstein-Papillom) beobachtet.
Im weiteren Verlauf breitet sich der Tumor aus und dringt in Schwellkörper und Harnröhre sowie die regionalen Lymphknoten ein: Bei 60 % der Patienten sind die Lymphknoten der Leistengegend tastbar vergrößert. Eher selten sind dagegen Metastasen in Leber, Lunge und Knochen.
Diagnosesicherung
Sie ist durch die äußere Untersuchung des Penis möglich, wenn der Arzt eine derbe Verhärtung tastet oder typische Hautveränderungen erkennt. Außerdem tastet er die Lymphknoten ab und prüft, ob diese verhärtet oder vergrößert sind. Mithilfe einer Ultraschalluntersuchung kann der Arzt das lokale Tumorstadium gut erkennen.
Endgültige Klarheit bringt eine Biopsie (Gewebeprobenentnahme). Aufgrund der Ergebnisse der Gewebeuntersuchung steuert der Arzt zudem die weitere Therapie.
Die Frage, wie weit sich der Tumor im Körper bereits ausgebreitet hat, klärt der Arzt per Ultraschall, Kernspin, CT, Röntgen des Brustkorbs und Sonografie der Leber.
Differenzialdiagnosen: Viele andere Erkrankungen können ähnliche Veränderungen am Penis hervorrufen wie der Peniskrebs. Häufig sind dies Syphilis, Gonorrhö, Herpes genitalis und andere Infektionen, seltener gutartige Tumoren oder andere bösartige Tumoren am Penis wie Sarkome oder Melanome.
Behandlung
In einem frühen Stadium – z. B. bei einem Carcinoma in situ – entfernt der Arzt den Tumor lokal z. B. mit dem Laser. Bei auf die Vorhaut begrenzten Tumoren genügt eine Beschneidung.
Ist der Peniskrebs bereits fortgeschritten, muss der Penis ganz oder teilweise amputiert (Penektomie) und die Lymphknoten in der Leiste entfernt werden. Nicht selten fließt dann die Lymphe nicht mehr richtig ab, und es entstehen Lymphödeme (Einlagerung von Lymphflüssigkeit im Gewebe). In der Folge schwellen die Beine an, was z. B. durch die komplexe physikalische Entstauungstherapie behandelt werden kann.
Bei einer teilweisen Penektomie ist das Wasserlassen durch die Harnröhre häufig noch möglich. Die totale Penektomie erfordert dagegen die Harnableitung über den Damm.
Da der Peniskrebs schlecht auf eine Strahlentherapie anspricht, wird diese nur sehr selten durchgeführt, z. B. bei Patienten, die eine Operation ablehnen.
Verschiedene Chemotherapeutika werden vor und nach der Operation eingesetzt, um den Eingriff bei fortgeschrittenen Tumoren zu ermöglichen und Rezidive sowie die Bildung von Metastasen zu verhindern.
Prognose
Die Prognose ist nur im Frühstadium gut, bevor der Krebs in die Lymphknoten metastasiert. Sind die Lymphknoten nicht befallen, beträgt die 5-Jahres-Überlebensrate je nach Tumorstadium ~ 60–80 %, sind mehrere Lymphknoten befallen, liegt sie unter 30 %.
Ihr Apotheker empfiehlt
Was Sie selbst tun können
Beim Peniskrebs ist bzw. wird durch die Therapie die sexuelle Aktivität eingeschränkt. Auch wenn eine schonende OP möglich war, sind Libido und Erektionsfähigkeit fast immer über Monate hinweg beeinträchtigt. Darum ist eine begleitende Psychotherapie zu erwägen.
Komplementärmedizin
Ausführliche Übersicht zu komplementärmedizinischen Krebstherapien.
Prävention
Zur Vorbeugung von HPV-verursachten Krebsarten wie Peniskrebs, Analkrebs und Rachenkrebs empfiehlt die STIKO seit 2018 die HPV-Impfung bei Jungen. Geimpft wird im Alter von 9–14 Jahren, und zwar 2-mal im Abstand von 5 Monaten. Die Kosten für die HPV-Impfung werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
Penisverletzungen
Äußere Penisverletzungen: Ausgelöst durch stumpfe Gewalteinwirkung wie Sturz oder Tritt ins Genital. Eine Sonderform sind Penisablederungen, bei denen die Haut am Penis durch Stich oder Schnitt abgeschert wird. Schwerste Form ist die Penisamputation durch Unfälle oder anderweitige Gewalteinwirkung. Der Penisbruch (Penisfraktur) ist dagegen ein Einriss der Penisschwellkörper bei ausgeprägtem Abknicken des Penis beim Geschlechtsverkehr. Er wird begleitet von einem knackenden Geräusch sowie einem heftigen Schmerz. Die Erektion lässt sofort nach, der Penis verfärbt sich blau und schwillt an, manchmal kommt es zur Blutung aus der Harnröhre.
Strangulationsverletzungen kommen durch das Überstreifen von einengenden Ringen oder Flaschen, z. B. im Rahmen der Masturbation zustande. Durch den engen Gegenstand wird die Blutversorgung des Penis eingeschränkt und es drohen Gewebeschäden.
Innere Penisverletzungen entstehen durch das Einführen von Gegenständen in die Harnröhre, sodass diese durchbohrt wird.
Bei stumpfen Verletzungen und geringen Hauteinrissen behandeln die Ärzte häufig konservativ. Schuss-, Stich- und Bissverletzungen sowie Selbstverletzungen erfordern in der Regel einen operativen Eingriff, um den Penis mit seinen Funktionen wiederherzustellen.
Symptome und Leitbeschwerden
- Knackendes Geräusch beim Sex, sofortiges Nachlassen der Erektion, heftiger Schmerz, Blauverfärbung und Anschwellen des Penis beim Penisbruch
- Offene Verletzungen
- Schmerzen, Schwellung
- Blutung aus der Harnröhre
- Penisamputation.
Wann zum Arzt
Sofort zum Arzt oder den Notarzt rufen bei
- oben genannten Beschwerden und Verletzungen.
Die Erkrankung
Durch seine Lage außerhalb des Körpers kann der Penis auf vielerlei Art verletzt werden. Penisverletzungen teilt man ein in
- penetrierende Verletzungen durch Schuss- oder Stichwaffen
- stumpfe Verletzungen durch Sport- oder Verkehrsunfälle
- Selbstverletzungen durch Überstülpen von Ringen oder Flaschen (Strangulationsverletzungen)
- Bissverletzungen durch Tiere oder Menschen
- Verbrennungen (selten)
- Penisbruch (Einriss der Schwellkörper durch Biegemanöver während der Erektion), sehr selten, 1 : 175.000 Krankenhauseinweisungen.
Diagnosesicherung
Die Penisverletzung ist meist ein Blickdiagnose. Eine tiefergehende Inspektion ist aufgrund der starken Schmerzen häufig erst in Narkose möglich.
Um abzuklären, in wieweit andere Organe wie Hoden, Blase oder Prostata beeinträchtigt sind, führt der Arzt eine Ultraschalluntersuchung durch. Bei Verdacht auf eine Harnröhrenverletzung veranlasst er ein Urethrogramm.
Bei einem Penisbruch kann der Arzt mithilfe des MRT erkennen, wo der Schwellkörper eingerissen ist.
Behandlung
Stumpfe Verletzungen und kleine Hauteinrisse behandelt der Arzt häufig konservativ mit Desinfektion der Wunde, Kühlung und Hochlagern von Penis und Hodensack.
Auch ein Penisbruch mit nur geringem Bluterguss (Hämatom) wird in einigen Fällen konservativ mittels Bettruhe und Kompressionsverband behandelt. Liegt jedoch eine stärkere Verletzung vor, wird diese nach einer Punktion und Darstellung der Schwellkörper mit Kontrastmittel genäht. Der Arzt verordnet ein Antibiotikum, um Infektionen vorzubeugen.
Bei Schuss- oder Stichverletzungen ist eine sofortige chirurgische Behandlung mit Wundreinigung, -deckung und anschließendem Nähen erforderlich. Außerdem verabreicht der Arzt eine antibiotische Therapie und prüft den Impfschutz.
Bei Bissverletzungen entscheiden die Ärzte individuell, ob die Wunde nach Wundreinigung sofort oder erst später verschlossen wird.
Liegt eine Amputationsverletzung vor, versuchen die Ärzte den Penis, wenn möglich, wieder anzunähen. Zuerst verbinden sie dafür die Harnröhre und den Schwellkörper, danach Nerven, Venen und Arterien. Ist der Zustand des Penis zu schlecht, z. B. aufgrund von extremen Verletzungen, werden die Schwellkörper vernäht und die Harnröhre ggf. über den Damm ausgeleitet.
Sind Penis und Harnröhre (Urethra) verletzt, legt der Arzt vorübergehend einen Dauerkatheter durch die Bauchdecke in die Blase, um den Urin abzuleiten suprapubischer Blasenkatheter. Danach erfolgt die Rekonstruktion der Verletzung.
Im Falle von Strangulationsverletzungen muss der abschnürende Gegenstand schnellstmöglich entfernt werden, um die Blutversorgung des Penis wiederherzustellen. Sehr harte Materialien (z. B. Stahlringe) durchtrennt der Arzt operativ mithilfe eines elektrischen Winkelschleifers.
Prognose
Entscheidend für die Prognose bei Penisverletzungen ist deren Ausmaß und der Zeitpunkt der ärztlichen Versorgung. Leichte stumpfe Verletzungen heilen meist folgenfrei ab.
Bei schweren Verletzungen mit Beteiligung der Harnröhre können sich Harnröhrenstrikturen entwickeln, die langfristig zu Blasenentleerungsstörungen sowie einem vesikorenalen Reflux führen und dadurch die Niere schädigen.
Vor allem bei schweren Penisverletzungen drohen langfristig Störungen der Erektion, aber auch Penisverkrümmungen durch pathologische Heilungsprozesse. Beim Penisbruch bleibt häufig ein psychisches Trauma zurück.
Phimose
Phimose (Vorhautverengung): Angeborene oder erworbene Verengung der Vorhaut, die ein Zurückstreifen erschwert oder verhindert. Die im Säuglings- und Kindesalter normale "Vorhautverklebung" wird von der echten Verengung abgegrenzt. Je nach Ausmaß der Phimose drohen wiederkehrende Entzündungen von Eichel und/oder Vorhaut (Balanitiden) oder Störungen beim Wasserlassen.
Beim Neugeborenen ist die Vorhautverklebung noch die Regel – spätestens ab dem 3. Geburtstag sollten sich jedoch die Schichten voneinander gelöst haben und das Zurückstreifen möglich sein. Bei etwa 10 % aller dreijährigen Jungen bleibt die Vorhautverklebung bis zur Pubertät bestehen, hat aber meist keinen Krankheitswert.
Im Erwachsenenalter entsteht eine erworbene Vorhautverengung vor allem durch wiederkehrende (chronische) Balanitiden, Diabetes oder einige Hauterkrankungen wie Morbus Reiter.
Die kindliche Phimose benötigt meist keine Behandlung. Bei Beschwerden muss aber sowohl im Kindes- wie im Erwachsenenalter behandelt werden: Optionen sind die Therapie mit Kortisonsalbe und die Beschneidung (Zirkumzision).
Symptome und Leitbeschwerden
- Nicht zurückstreifbare Vorhaut
- Schwellung, Schmerzen
- Wiederkehrende Balanitiden
- Erschwertes Wasserlassen, in seltenen Fällen bis zum Harnverhalt (Unmöglichkeit des Wasserlassens)
- Schmerzen bei der Erektion und beim Geschlechtsverkehr
- Paraphimose: Eichel ist unterhalb des Schnürrings blaurot verfärbt.
Wann zum Arzt
Sofort als Notfall bei
- bei den Anzeichen einer Paraphimose (hoch schmerzhafte Schwellung und bläuliche Verfärbung der Eichel, sichtbarer Schnürring unter der Eichel).
Am nächsten Tag bei
- Schmerzen
- Schwierigkeiten beim Wasserlassen.
In den nächsten Wochen bei
- mechanischen Schwierigkeiten beim Geschlechtsverkehr
- gehäuften Balanitiden.
Die Erkrankung
Phimose im Kindesalter
Beim Neugeborenen sind Vorhaut und Eichel noch miteinander verklebt – sie trennen sich erst später. Dadurch ist die empfindliche Eichel während der "Windelphase" vor dem recht aggressiven Urin geschützt. So ist im Alter von sechs Monaten die Vorhaut nur bei 20 % der Jungen zurückstreifbar. Im Laufe der Zeit lösen sich die Verklebungungen langsam, sodass bei 90 % der Dreijährigen das Zurückstreifen gelingt. Rund 2 % der Jungen können erst zu Beginn der Pubertät die Vorhaut ohne Probleme hinter die Eichel zurückschieben, wenn die ersten Geschlechtshormone die Vorhaut auflockern und nächtliche Erektionen ihre Wirkung entfalten.
Die kindliche Phimose hat in der Regel keinen Krankheitswert. Die Vorstellung beim Kinderarzt oder Urologen empfiehlt sich jedoch in folgenden Fällen:
- Erschwertes Wasserlassen: Hier staut sich der Urin zunächst unter der Vorhaut – wodurch sich die Vorhaut ballonförmig aufbläht –, um sich anschließend durch die verengte Vorhautöffnung zu "zwängen"
- Wiederkehrende Harnwegsinfekte und/oder wiederholte Entzündungen von Eichel oder Vorhaut (Balanitis).
Phimose nach der Pubertät
Bleibt die "physiologische" Phimose des Kindesalters bestehen, sammelt sich ab der Pubertät das Smegma unter der verengten Vorhaut an, was Hygieneprobleme mit sich bringt und das Wachstum von Bakterien begünstigt. So kommt es zu häufigen und immer wiederkehrenden Entzündungen von Eichel und/oder Vorhaut (Balanitiden). Sie sind problematisch, weil sie nach dem Abheilen häufig straffes Narbengewebe hinterlassen und damit die Phimose noch verstärken und bis zu einem Harnverhalt führen.
Phimosen können beim älteren Mann durch die dauernde Einwirkung des Smegmas zum Peniskrebs an der Eichel führen.
Diagnosesicherung
Der Arzt sieht bei der Untersuchung des Penis, ob die Vorhaut nicht oder nur teilweise zurückgezogen werden kann oder ob lediglich eine Vorhautverklebung vorliegt.
Behandlung
Die einzuleitenden Therapieschritte hängen davon ab, wie stark die Verengung ist, ob sie Beschwerden verursacht, wie alt der Patient ist und ob er Begleiterkrankungen hat.
Eine Phimose ohne klinische Beschwerden ist zunächst nicht therapiebedürftig. Behandelt wird jedoch bei
- schweren immer wiederkehrenden Balanitiden
- Störungen beim Wasserlassen, wiederkehrenden Harnwegsinfekten
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
- Paraphimose
- vernarbter Vorhaut
- Hauterkrankungen wie dem Lichen sclerosus.
Lokale Kortisonbehandlung
Handelt es sich um eine Phimose ohne wesentliche Verengung und ohne Begleiterkrankungen, ist eine lokale Kortisonbehandlung möglich. Dazu trägt man eine Kortisonsalbe 6-12 Wochen lang zweimal täglich auf die Eichel auf. Ab der 2. Woche sollte regelmäßig vorsichtig (!) versucht werden, die Vorhaut zurückzuziehen. Die Erfolgsrate der Kortisonbehandlung liegt bei 75–90 %. Wirkt die Therapie nicht, empfiehlt der Arzt meist die Beschneidung.
Beschneidung
Zur Beschneidung (Zirkumzision) raten die Ärzte,
- wenn die Therapie mit Kortison keinen Erfolg zeigt
- bei besonders schwerer Ausprägung
- im Fall einer Paraphimose
- bei vernarbter Vorhaut oder
- wenn die Hautkrankheit Lichen sclerosus vorliegt.
Bei der Beschneidung unterscheidet man zwischen der kompletten Entfernung der Vorhaut und der vorhauterhaltenden (partiellen) Erweiterung, wobei die partielle Beschneidung manchmal zu einer erneuten Vorhautverengung führt. Nach den Leitlinien soll die sehr schmerzhafte Operation unter Narkose erfolgen, mit zusätzlicher Betäubung der Nerven, die den Penis versorgen (Regionalanästhesie).
Prophylaktische Beschneidung
In manchen Kulturkreisen werden neugeborene Jungen aus religiösen Gründen oder prophylaktisch beschnitten. Als Argumente für die prophylaktische Beschneidung werden die Verminderung von Harnwegsinfekten sowie der Schutz vor Geschlechtskrankheiten und Peniskarzinom genannt. In Deutschland empfehlen die Ärzte die prophylaktische Beschneidung ohne Vorliegen einer Vorhautverengung nicht. Gründe dafür sind, dass der Eingriff ohne Narkose sehr schmerzhaft ist und wie bei jedem operativen Eingriff Komplikationen auftreten können. Außerdem ist er häufig überflüssig: So schützt die Beschneidung nicht zuverlässig vor Geschlechtskrankheiten und HIV, und auch dem Peniskarzinom lässt sich mit ausreichender Hygiene vorbeugen.
Zur Gesetzlage bezüglich der religiösen Beschneidung in Deutschland siehe die Links unter "Weiterführende Informationen".
Prognose
Eine Vorhautverengung lässt sich mit Kortison oder Beschneidung erfolgreich behandeln.
Ihr Apotheker empfiehlt
Schieben Sie bei Ihrem Kind auf keinen Fall die Vorhaut mit Kraft zurück, um den Lösungsprozess zu beschleunigen oder die Eichel zu waschen, was bei Kindern ohnehin nicht nötig ist. Dies führt zu Einrissen und in der Folge zu narbigen Verengungen der Vorhaut, oder zu einer notfallmäßig behandlungsbedürftigen Paraphimose.
Weiterführende Informationen
- Leitlinien Phimose: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/006-052.html – Die Stichwortsuche Phimose liefert verschiedene Leitlinien zum Therapiestandard aus Sicht der Deutschen Fachgesellschaften für Kinderchirurgie und Urologie.
- Gesetz zur Beschneidung des männlichen Kindes: http://www.gesetze-im-internet.de/bgb/__1631d.html
- Beratung, Reden, Dokumente zum Gesetzentwurf über den Umfang der Personensorge bei einer Beschneidung des männlichen Kindes aus dem Bundestag: http://www.gesetze-im-internet.de/bgb/__1631d.html
Priapismus
Priapismus: Schmerzhafte Erektion über zwei Stunden ohne sexuelle Erregung . Ursache ist meist ein verminderter Abfluss von venösem Blut aus den Schwellkörpern, seltener ein erhöhter Blutzustrom. Der Priapismus entsteht häufig aus ungeklärter Ursache, kann aber auch Folge von Bluterkrankungen oder Medikamenteneinnahme sein.
Der Priapismus ist ein urologischer Notfall. Wird die Dauererektion nicht innerhalb von etwa 6 Stunden behandelt, nehmen die Schwellkörper Schaden, es drohen bleibende Erektionsstörungen (erektile Dysfunktion).
Symptome und Leitbeschwerden
- Schmerzhafte Dauererektion über 2 Stunden
- Manchmal Penisverkrümmung nach oben
- Später blau verfärbte Vorhaut und Eichel.
Wann zum Arzt
Sofort zum Urologen oder in ein Krankenhaus, wenn
- oben genannte Beschwerden auftreten.
Die Erkrankung
Der Priapismus gehört zu den selteneren Erkrankungen, er kommt etwa 1–3/100.000 vor. Prinzipiell kann er sich in jedem Alter entwickeln, am häufigsten betroffen sind jedoch Jungen von 4–10 und Männern von 20–50 Jahren.
Die Dauererektion kann über 2 verschiedene Wege zustande kommen:
- Low-Flow-Priapismus (90 %): Hier fließt das venöse Blut nicht mehr aus dem Penis ab, die Erektion wird prall und schmerzhaft. Der Druck im Schwellkörper liegt über dem diastolischen Blutdruck, wodurch die Durchblutung des Penis eingeschränkt wird. Nach etwa 12 Stunden kommt es zur Blutgerinnung im Schwellkörper mit fibrotischer narbiger Abheilung.
- High-Flow-Priapismus (10 %): Auslöser dieser seltenen Form ist ein vermehrter Einstrom arteriellen Blutes in den Schwellkörper (z. B. durch eine geplatzte Arterie), der Abstrom über die Venen funktioniert noch. Hier ist die Erektion meist weniger prall und schmerzhaft, die Gefahr von Schäden durch eine mangelhafte Blutzufuhr besteht nicht.
Ursachen und Risikofaktoren
- Idiopathischer Priapismus (30 %): Bei etwa einem Drittel der Fälle (meist Low-Flow-Form) ist die Ursache ungeklärt.
- Medikamente und Drogen (20–30 %): Hier führen vor allem Kokain, Alkohol, Schmerzmittel und Psychopharmaka zu einem Priapismus. Die zur Behandlung von Erektionsstörungen verordneten PDE-5-Hemmer wie etwa Sildenafil (z. B. Viagra®) sind nur sehr selten Auslöser eines Priapismus.
- Sichelzellenanämie (10–20 %): Bei dieser angeborenen Erkrankung kommt es bei der Erektion durch Verklumpung der krankheitstypisch verformten roten Blutkörperchen zu einem verminderten venösen Abfluss aus dem Schwellkörper. Das mittlere Erkrankungsalter beträgt 12–15 Jahre, das Priapismus-Risiko für homozygote Sichelzellanämie-Kranke 40–90 %.
- Schwellkörper-Autoinjektionstherapie SKAT: Vor allem bei der SKAT-Therapie mit den Wirkstoffen Phentolamin/Papaverin (heute kaum noch verwendet). Bei der inzwischen bevorzugten SKAT-Therapie mit Alprostadil entwickeln etwa 1 % der Männer einen Priapismus.
- Sehr seltene Ursachen eines Priapismus sind neurologische Erkrankungen (zum Beispiel Bandscheibenvorfälle), Kompression der Schwellkörper aufgrund von Tumoren oder Metastasen (Prostatakrebs, Melanom) oder Verletzung von Arterien im Schwellkörper durch Punktionen oder Traumata.
Diagnosesicherung
Die Diagnose des Priapismus ist eine Blickdiagnose. Um Hinweise auf die Ursache zu erhalten befragt der Arzt den Betroffenen nach möglichen Injektionen, SKAT-Therapie, Drogenkonsum oder Vorerkrankungen. Weitere Maßnahmen sind:
- Blutuntersuchung: Blutbild, Drogenscreening, Bestimmung von HbS bei Verdacht auf eine Sichelzellanämie
- Blutgasanalyse aus dem Schwellkörper als Hinweis auf Low-Flow- oder High-Flow-Priapismus; dazu nutzt der Arzt Blut, das er bei der therapeutischen Punktion abzieht, siehe unten
- Evtl. Doppler-Sonografie zur Unterscheidung von Low-Flow- und High-Flow-Priapismus.
Behandlung
Low-Flow-Priapismus
Hier muss die Therapie innerhalb von 12 Stunden erfolgen, um den drohenden Gewebeschaden und eine dauerhafte Impotenz abzuwenden.
- Schmerzbehandlung, evtl. Sedierung.
- Schwellkörperpunktion: Nach örtlicher Betäubung durchsticht der Urologe die Eichel des Penis mit einer Nadel (Kanüle), die ausreichend tief in die Schwellkörper hineinreicht. Anschließend saugt er bis zu 500 ml Blut ab und spült die Schwellkörper mit Kochsalzlösung.
- Um den venösen Abfluss zu verbessern, injiziert der Arzt einmal oder wiederholt hochverdünntes Adrenalin oder Noradrenalin in die Schwellkörper.
- In manchen Fällen legt der Arzt eine Kinderblutdruckmanschette um den Penis und pumpt die Manschette auf Werte über dem systolischen Blutdruck auf, um den Abfluss zu fördern.
- Bei Sichelzellanämie versucht der Arzt, durch zusätzliche Sauerstoffgabe und Flüssigkeitszufuhr die weitere Verklumpung der roten Blutkörperchen zu verhindern.
- Wenn Punktion und Injektionen versagen, muss der Blutabfluss operativ wiederhergestellt werden. Dabei wird eine Verbindung zwischen den Schwellkörpern (Shunt) geschaffen, um einen Blutabstrom zu ermöglichen.
High-Flow-Priapismus: Diese Form des Priapismus heilt in etwa 60 % spontan. Unterstützt wird die Rückbildung durch lokale Kühlung und Kompression. Ist die Ursache eine geplatzte Arterie und die spontane Besserung bleibt aus, muss der Arzt operativ eingreifen und die geplatzte Arterie entweder per Embolisation (transarterielle Katheterembolisation) verschließen oder chirurgisch unterbinden.
Prognose
Bei einer konservativen Therapie bleiben in der Regel keine Schäden am Schwellkörper zurück. Anders sieht es aus, wenn operativ eingegriffen werden muss: Hier beträgt die Rate der Impotenz nach dem Eingriff 50–90 %.
Ihr Apotheker empfiehlt
Lassen Sie im Fall einer Dauererektion (Priapismus) keine Zeit verstreichen. Wird die Therapie zu spät eingeleitet, drohen dauerhafte Erektionsstörungen.